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Wien, 22. Jänner 2004/GE

Deutsch-Tschechisches Gesprächsforum für Ortsnamen in beiden Sprachen
Jahrelang hat das Deutsch-Tschechische Gesprächsforum brisante Themen umgangen. Langsam ändert sich dies, was nicht zuletzt daran liegt, daß ein eigenes Unterforum für Minderheitenfragen und spezifisch sudetendeutsch-tschechische Probleme geschaffen wurde.

Diesem gehören von beiden Seiten jeweils acht Vertreter an. Von deutscher Seite sind dies u.a. die bayerische Schirmherrschaftsministerin der Sudetendeutschen, Christa Stewens, der SL-Bundesvorsitzende Bernd Posselt MdEP, der Bundesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Walter Rzepka, der Geschäftsführer des Adalbert-Stifter-Vereins, Peter Becher, sowie Milan Horacek, der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete sudetendeutsch-tschechischer Herkunft. Die tschechische Delegation, die wie die deutsche, Persönlichkeiten aller wichtigen politischen Parteien umfaßt, wird vom ehemaligen Vorsitzenden des Verbandes der Deutschen in der Tschechischen Republik, Walter Piwerka, geleitet. Jetzt hat das Plenum des Koordinierungsrates des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums mit den Stimmen der Delegierten beider Nationen einige bedeutende Dokumente verabschiedet, die das Unterforum erarbeitet hatte.

Zum einen geht es dabei um Ortsnamen und geographische Bezeichnungen. Hier wird entgegen der vielfach eingerissenen Praxis ausdrücklich die Verwendung sowohl der deutschen als auch der tschechischen und sorbischen Ortsnamen empfohlen: „Städte und Gemeinden haben in den verschiedenen Sprachen oft unterschiedliche Namen... Wie sich allgemein in der Vielfalt der Sprachen kultureller Reichtum ausdrückt, so auch in der Vielfalt dieser Bezeichnungen. Alle sprachlichen Formen sind gleichwertig. Ihr Gebrauch ist Ausdruck der verfassungsrechtlich verbürgten freien Entfaltung der Persönlichkeit und ein Element der mitteleuropäischen Identität. Im Verhältnis von Tschechen und Deutschen gehören diese sprachlichen Varianten auch zu dem kulturellen Erbe, das Tschechen und Deutsche verbindet (Ziffer 8 der Deutsch-Tschechischen Erklärung von 1997)... Dabei ist zu berücksichtigen, daß diese Materie weniger durch Gesetze entkrampft werden kann als vielmehr durch eine allmähliche Veränderung der öffentlichen Meinung hin zu einer offenen Bürgergesellschaft.“

Daher schlägt das von beiden Regierungen eingesetzte Gremium vor, daß zumindest im nichtamtlichen Verkehr Ortsnamen und sonstige geographische Bezeichnungen „in der Sprache benutzt werden, in welcher der übrige Text steht, z.B. in Reiseführern.“ Die verschiedenen sprachlichen Formen der Ortsnamen sollten „nicht bestimmten staatsrechtlichen Verhältnissen zugeordnet werden“, wie dies immer wieder mit Formulierungen wie „Liberec, das ehemalige Reichenberg“ geschieht. Angeregt wird auch, Kinder im Schulunterricht zu lehren, wie ihr Ort und andere geographische Objekte in der anderen Sprache heißen.

In zwei weiteren bei dieser Sitzung verabschiedeten Dokumenten entwickelt der Koordinierungsrat konkrete Vorschläge für die Stärkung des Schulwesens der Deutschen in der Tschechischen Republik sowie der Sorben in Deutschland und fordert, ähnlich der Stiftung für das Sorbische Volk, die es auf Dauer zu erhalten gelte, ein solches Finanzierungsinstrument für die Deutschen in der Tschechischen Republik zu schaffen. Dieses sollte „ohne zeitliche Begrenzung bestehen und unter angemessener Beteiligung von Vertretern der deutschen Minderheit verwaltet werden“.

Das Unterforum wurde aufgefordert, weiterhin Vorschläge zu brisanten Themen auf diesem Gebiet vorzulegen.