Kleiner Brünner Gassenbote
Sonderbeilage zu Heft 2003-6
November/Dezember 2003

Kommentar zu einem Pamphlet
In einem der typischen amerikanischen Thriller „The Ikarus Agenda“ (Robert Ludlum) kommt eine superintelligente Gestalt vor, die, obwohl während der gesamten Handlung gegenwärtig, dennoch keinen Namen hat, sondern nur als „the Czech“, „der Tscheche“ bezeichnet wird. Unterschwellig wird dem Leser der Eindruck vermittelt, diese Intelligenz sei generell den Tschechen zuzutrauen.
Nun hat in der Zeitschrift „Národní Osvobození“ ein tschechischer Professor Dr. B. Bližkovsky unter dem Titel „Pozoruhodna Bruna“ einen Artikel veröffentlicht, der vollgespickt ist mit plumpen Unwahrheiten, böswilligen Unterstellungen und Verleumdungen, typisch für den Ton des kalten Krieges, wenn auch nicht besonders intelligent geschrieben.
Eingedenk der eingangs geschilderten Assoziation zur tschechischen Intelligenz ist es nur schwer vorstellbar, ja schier nicht zu glauben, daß ein Mensch von solch hohem akademischem Rang sich ein solches Pamphlet ausdenken, geschweige denn, es schreiben kann. Man gewinnt den Eindruck, daß hier der Herr Professor seinen – hoffentlich guten – Namen hergegeben hat, um dem Geschreibsel, dessen Herkunft zu erraten man kein Superhirn benötigt, einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Was soll es bedeuten, wenn geschrieben wird, daß der Vorsitzende des DSKV in Moskau studiert und für hochrangige DDR-Politiker als Dolmetscher gearbeitet habe? Da fragt man sich, warum ein intelligenter junger Mann sich eine solche Gelegenheit hätte entgehen lassen sollen (ein Studienaufenthalt in den USA, der seit den 60er Jahren in Westdeutschland zu den höheren akademischen Weihen gehört, war ja bekanntermaßen ausgeschlossen); und zur Dolmetschertätigkeit sei angemerkt, daß für eine solche hochqualifizierte Arbeit sicher kein engstirniger Parteiapparatschik zu gebrauchen war, das erforderte schon eine Weltläufigkeit und ein Maß an Bildung, die man nicht in einer Parteistube erwerben konnte. Selbst wenn die Geschichte vom Moskauer Studium wahr wäre, was wäre schlimmes daran? Oder sollte hier gar etwas unterstellt werden?
Schließlich hat die in dem Artikel herausgestellte „anerkannte Antifaschistin“ auch auf einer „Nazihochschule“ – um in der Terminologie des Schreibers zu bleiben – studiert. War sie deswegen automatisch eine SD-Agentin? Auch sie hat trotz ihrer antifaschistischen Einstellung, vorausgesetzt diese Haltung sei damals schon vorhanden gewesen, die Gelegenheit zu einem Studium nicht ausgeschlagen und auch nicht die anschließende Tätigkeit in „verschiedenen wissenschaftlichen Instituten“. Man sieht also, daß solche subtile Unterstellungen leicht zum Bumerang werden können. Es ist sinnlos, sich im Einzelnen mit dem Gefasel auseinanderzusetzen, weil man den Schreiber eines solchen Hetzartikels ohnehin mit Tatsachen nicht überzeugen könnte. Und wenn es doch der Herr Professor mit zweifellos kräftiger Unterstützung aus Brünn geschrieben hätte? Dann kann man nur ein Zitat aus einem Buch von Hellmut Karasek anführen:
„....Also witterte er überall die Gespenster von gestern – und wurde so, ohne es zu wissen, selbst zum gestrigen Gespenst.“
Eigentlich wollten wir es bei diesem Kommentar belassen.

Dann aber erkannten wir, daß der verleumderische Artikel von Personen, die dem DKVRB nahe stehen, ja sogar von deren Leiterin, als Waffe gegen den DSKV benutzt und in Umlauf gebracht wurde und wird. Nun kann man sich gegen heimlich verbreitete Lügen und Verleumdungen schlecht verteidigen, deshalb legen wir den ganzen Vorgang als Sonderdruck dem „Gassenboten“ bei. Unsere Leser können sich dann selbst ein Urteil bilden. Ganz nebenbei sei noch vermerkt, daß uns von sehr kompetenter tschechischer Seite geraten wurde, diesen Hetzartikel nicht unerwidert zu lassen. Daß sich die Schreiber, Informanten und Verteiler solcher Lügengeschichten schämen, glauben wir allerdings nicht.
Redaktion Gassenbote

 

Der Artikel in der Übersetzung von Dr. Siegfried Wanka:

Beachtenswerte BRUNA
Im Februar 2001 registrierte das Innenministerium der CR den neuen Deutschen Sprach- und Kulturverein Brünn. Unter dieser unschuldigen Bezeichnung kann sich ein ernstes internationales Risiko verbergen. – Die angeführte Vereinigung ist de facto eine Agentur der BRUNA, einer der agilsten Abteilungen der SL, welche ehemalige Verfechter des dritten großdeutschen Reiches, die aus Brünn nach Deutschland (Stuttgart) und Österreich (Wien) ausgesiedelt wurden, vereinigt. Die BRUNA macht nicht nur eine der alten römisch-germanischen Bezeichnung Brünns lebendig. In beiden ausländischen Zentralen wirken nicht wenige radikalste Verfechter der revanchistischen Interpretationen der zwanzig Programmpunkte der SL. Viele dieser revisionistischen Forderungen unterstützt auch das neue Programm der stärksten politischen Partei der BRD (CDU/CSU) bis 2006. Welche Orientierung in der neuen Brünner BRUNA überwiegen wird, wird sich erst zeigen. Bisher verwendet sie „nur“ die nazistische Version des Wappens Brünns aus dem dritten Reich Hitlers. Eine Erklärung der historischen Entwicklung der Farbfolge ist im Gästebuch von www.bruenn.org zu finden.
Zeitgenossen bestätigen auch, daß der Ruderklub BRUNA in Pisarky in den dreißiger Jahren eines der Nazizentren war. Während der letzten demokratischen Wahlen 1938 haben 90 % der Brünner Deutschen die Pro-Nazipartei gewählt. Die entscheidenden Initiatoren, Gründer und Funktionäre der neuen Brünner BRUNA kommen offensichtlich von der Basis der BRUNA in Deutschland und Österreich. Der Vorsitzende der Brünner BRUNA ist der bei uns kommerziell tätige Bürger der BRD, ein anerkannter Experte in „Ostfragen“, nachweislicher Absolvent einer Hochschule in der ehemal. Sowjetunion und ehemaliger Dolmetscher der Spitzenpolitiker der DDR. Die geltenden Gesetze der CR werden hier offensichtlich umgangen, indem andere Namen als Vertreter des Vereins erscheinen. Ein bedeutender Aktivist der Brünner BRUNA wurde der Direktor des privaten ersten deutschen Landesgymnasiums in Brünn, der sogar die Schreibweise seines tschechischen Namens veränderte und der aus der CSSD (Sozialdemokratischen Partei) Brünns wegen Zersetzungstätigkeit ausgeschlossen werden mußte. Die Gründung der Brünner BRUNA selbst ist darüber hinaus mit einem verdächtigen, bisher unaufgeklärten Vorfall verbunden. Vor zwei Jahren haben die Anhänger der BRUNA angeblich die Adressenliste der mehr als 300 Mitglieder des anderen deutschen Kulturverbandes der Region Brünn ohne Wissen seiner Vorsitzenden gestohlen. Auf Basis der so erworbenen Mitgliederliste wurden dann diese Mitglieder durch persönliche Briefe zu einem verlockenden Ausflug über die Grenze eingeladen und man versprach ihnen goldene Berge, wenn sie aus dem DKVRB austreten und einen national-radikalen Verein unter dem Patronat der BRUNA Stuttgart und Wien gründen. Nach letzten Angaben des Vorsitzenden der Brünner BRUNA vom März 2003 sind auf diese Weise 43 Mitglieder umgestiegen. Zu den Mitgliedern (der Brünner BRUNA) gehören auch offensichtlich nicht reguläre Pseudomitglieder und Funktionäre aus der ausländischen BRUNA. Der Versuch der „Untertunnelung“ des DKVRB ist bisher nur teilweise gelungen, weil mehr als die Hälfte, rund 150 Mitglieder, dem DKVRB treu blieben. Befürchtungen weiterer Zersetzungstätigkeit sind berechtigt.
Beleg der gefährlich eskalierten Konfrontation sind die Kraftausdrücke und hegemonistischen Bestrebungen einiger Repräsentanten der Brünner BRUNA in ihrem neuen Bulletin „Kleiner Brünner Gassenbote“. In der Weihnachtsausgabe wurde die Vorsitzende des DKVRB, die durch ihre antifaschistische Grundhaltung bekannt ist, „diktatorischer Methoden“ bezichtigt.

Die rasche Art und der Pomp, mit dem die SL im März ihre Vertretung in Prag unter Assistenz der gut bekannten Münchenanhänger eröffnete, spricht für sich. Die Risiken der Durchsetzung der Konfrontationsstandpunkte der SL, die im eindeutigen Widerspruch zu den Beschlüssen des Parlaments der CR vom 23. April 2002 und der tschechisch-deutschen Erklärung von 1997 stehen, sind nachweisbar gewachsen. Man kann nicht ausschließen, daß es sich hier um einen Bestandteil der Offensive der Revanchisten der SL handelt, um den „Traum“ des Vorsitzenden der SL, Bernd Posselt, zu verwirklichen, den nächsten Sudetendeutschen Tag im Jahre 2004 nach Brünn einzuberufen. Das historisch erste Treffen der SL in der CR sollte offensichtlich die Richtlinie zur vollen Nutzung der qualitativ neuen Möglichkeiten sein, die sich durch die EU-Erweiterung ergeben. Ein verdecktes starkes Motiv des SL-Tages 2004 in der CR ist auch das Gedenken des 100. Jahrestages der Gründung der Vorreiterin zu Hitlers NSDAP, nämlich der sudetendeutschen DNSAP in Trutnov (Trautenau) im Jahre 1904, die 1933 in der CSR wegen ihrer Umsturzversuche und des Mißbrauchs der nationalen und sozialen Frage für den antidemokratischen und gegen den Staat gerichteten großdeutschen Hegemonismus verboten wurde.

Viele der heutigen Sudetendeutschen geben sich als Opfer Hitlers aus.
In Wirklichkeit lernte Hitler den Nazismus von den Führern der Sudetendeutschen. Die erste Bibel des Nazismus ist nicht „Mein Kampf“ Hitlers, sondern „Der nationale Sozialismus“, herausgegeben vom Sudetendeutschen Rudolf Jung im Jahre 1919. Die entscheidende Verantwortung der Mehrzahl der sogenannten Sudetendeutschen für die Liquidierung der tschechoslowakischen, der best fungierenden Demokratie diesseits des Rheins und ihr nicht geringer Anteil an der Entfesselung des mörderischen zweiten Weltkrieges, bleibt eine traurige und warnende historische Tatsache.

 


Deutscher Sprach- und Kulturverein e.V. Brünn
Vorsitzender

Stellungnahme des Vorstandes des Deutschen Sprach- und Kulturvereins Brünn (DSKV)
zum Artikel „Bemerkenswerte Bruna“, Autor Prof. Dr. B. Bližkovsky,
in der Zeitung „Národní osvobození“ (Nationale Befreiung) Nr. 17. vom 14. August 2003.

Der Deutsche Sprach- und Kulturverein Brünn, gegründet auf demokratischen Grundsätzen, registriert durch das Ministerium des Innern der Tschechischen Republik, ist eine freiwillige Organisation von Bürgern deutscher Sprachkommunität der Südmährischen Region und der Stadt Brünn, deren Mitglied jeder Bürger der CR oder eines anderen Staates werden kann, der das Statut des Vereins anerkennt.
Zu den Hauptzielen des Vereins gehören die Eingliederung der Mitglieder der deutschen Sprachkommunität in das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Stadt und der Region, Kampf gegen Nationalismus und Revanchismus, Durchsetzung der Grundsätze der Demokratie und Zusammenarbeit im Rahmen der europäischen Region.
Jeglicher Versuch, die Funktionäre oder Mitglieder in eine ultrarechte oder andere politische Ecke zu drängen, wird von uns grundsätzlich abgelehnt, und somit erklären wir die Bewertung unseres Vereins und seiner Repräsentanten im o.a. Artikel als Lügen und Verleumdungen. Aus den Formulierungen im Artikel ist uns klar, aus welcher Quelle der Autor schöpfte, nämlich der, für die er versucht einzustehen. Das Pamphlet des Herrn Professors Bližkovsky, als eine Sammlung von impertinenten Lügen und Verleumdungen, haben wir zusammen mit unserer Stellungnahme an das Präsidium der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien als Beweis der Verunglimpfung der Organisationen der nationalen Minderheit und der antidemokratischen, nationalistischen Gesinnung bestimmter politischer Kreise in Brünn übergeben.

Und nun unsere Stellungnahme zu den Lügen und Verleumdungen im Einzelnen:

Der Deutsche Sprach- und Kulturverein (weiter nur DSKV) war niemals und ist nicht ein Zweig oder eine Agentur der BRUNA oder der Sudetendeutschen Landsmannschaft SL. Einige Mitglieder der BRUNA, dieses Heimatverbandes der Brünner Deutschen, sind auch beitragende Mitglieder des DSKV Brünn geworden, und beide Organisationen veranstalten einmal im Jahr freundschaftliche Begegnungen in Brünn und in Schwäbisch Gmünd zum Zwecke des Erfahrungsaustausches über die Arbeit des Vereins, Besuche von Verwandten und des ehemaligen Wohnorts und gemeinsame Gottesdienste. Jegliche Funktion einer „Agentur“ wäre Verletzung der Statuten.
Lügenhaft ist auch die Behauptung, daß die führenden Funktionäre des DSKV von der BRUNA stammen.
Ich persönlich erfuhr von der Existenz der BRUNA erst bei der Gründung des DSKV, was auch für das Mitglied des Vorstandes, Herrn Hanak, zutrifft.
Was meine Person betrifft, weiß ich, welche Lügen die Vorsitzende des Deutschen Kulturverbandes Region Brünn (weiter nur DKVRB), Frau Dora Müller,  verbreitet. Wahr ist dagegen, daß ich in Berlin Ökonomie, Fachrichtung Außenwirtschaft und später postgradual am Institut für internationale Beziehungen in Potsdam Völkerrecht studiert habe und Diplomat der ehemaligen DDR war.
Jedoch wurde gegen mich aufgrund meines offenen Protestes gegen die Okkupation der Tschechoslowakei durch die Streitkräfte der Warschauer-Pakt-Staaten 1968 ein Parteiausschlußverfahren und Berufsverbot verhängt. Bis zur Wende stand ich dann unter Aufsicht der Stasi wegen „westlicher Kontakte“ und bestritt meinen Lebensunterhalt als freiberuflicher Übersetzer.
Für diese Verfolgung in der DDR wurde ich 1994 finanziell entschädigt.
Daß ich aufgrund meiner hervorragenden Kenntnisse mehrerer Sprachen als hochqualifizierter Dolmetscher angesehen war (und bin), wobei ich nicht nur für die „Spitzen der DDR“, sondern auch z.B. für den Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl, Michail Gorbatschow, Präsident Vaclav Havel oder mehrere Oberbürgermeister Wiens und den ehemaligen französischen Staatspräsidenten gedolmetscht habe, betrachte ich weder als ein politisches noch moralisches Vergehen.

Nach der Revolution arbeitete ich bei einer bedeutenden deutschen Gesellschaft für Unternehmensberatung als Direktor ihrer Niederlassung in Prag. Ich moderierte u.a. Workshops im Ministerium für Verteidigung der Tschechischen Republik, die sich mit dem Übergang der Armee auf NATO-Bedingungen befaßten. Dafür erhielt ich eine hohe Würdigung durch den damaligen Minister für Verteidigung.

Eine weitere Lüge in der Chronologie des Artikels ist die Information über das Wirken des Direktors des ersten deutschen Gymnasiums in Brünn. Ein solcher war niemals Mitglied des DSKV und ist keinem unserer Vorstandsmitglieder bekannt.

Und nun wende ich mich der größten, gemeinen Lüge der Dora Müller zu, dem Diebstahl eines angeblichen Verzeichnisses ihrer 300 Mitglieder und „Untertunnelung“ des DKVRB durch die BRUNA. Die Wahrheit lautet ganz anders: Ungefähr im Jahre 1999 legte die Mehrzahl der Leitungsmitglieder des DKVRB ihre Funktion nieder und zwar wegen fortlaufender Nichteinhaltung demokratischer Prinzipien in der Vereinsführung durch die Leiterin Dora Müller und Undurchsichtigkeit der Verwendung der Finanzmittel sowie wegen ihre Haltung zur Vertreibung der Deutschen aus Brünn.
Aus gleichen Gründen sind einige Dutzend Mitglieder des DKVRB ausgetreten, bzw. wurden durch die Leiterin hinausgeworfen. Diese initialisierten später die Gründung des DSKV. Fakt ist, daß den ausgetretenen Vorstandsmitgliedern kein Verzeichnis von 300 DKVRB-Mitgliedern bekannt ist und daß von den angeblich 150 „treuen“ nur 15 oder 20 übrig geblieben sind. Niemand kann nachweisen, daß eine Untergrabung des DKVRB durch die BRUNA stattgefunden hat. Es gab niemals Einladungen oder fanden Fahrten der „korrumpierten“ Mitglieder des DKVRB in die BRD statt. Gegen die lügenhaften Behauptungen der Frau Dora Müller steht das Zeugnis von den ehemaligen Leitungsmitgliedern des DKVRB und von Dutzenden ausgetretener oder ausgeschlossener Mitglieder, die den DKVRB ausschließlich aus den angeführten Gründen verlassen haben. Alle diese Lügen und Verleumdungen sollen nur dem Überleben des kläglichen Restes des DKVRB und dem Prestige seiner Vorsitzenden dienen.
In diesem Zusammenhang ist auch die Information im Artikel über die „pompöse“ Eröffnung der „Ambassade“ der Landsmannschaft in Prag interessant. Tatsache ist, daß weder der Vorsitzende noch ein Mitglied des DSKV dazu geladen wurden und im anderen Falle auch nicht teilgenommen hätten. Präsentiert hat sich dabei allerdings Frau Dora Müller, und sie entbot Herrn Posselt ihre Huld, genau so, wie sie sich gern bei allen anderen Aktionen der laut Autor „führenden Revanchisten“ (meist in der ersten Reihe) präsentiert, hauptsächlich, wenn eine reichhaltige Erfrischung angeboten wird.

Was die Veranstaltung des Sudetendeutschen Tages 2004 in Brünn betrifft, bin ich nicht bereit auf jegliche Spekulation zu reagieren, genau so wie ich auf eine Polemik über die Schuld der Sudetendeutschen nicht einzugehen gedenke. Für die Art der Vertreibung der Deutschen hat sich inzwischen eine Reihe von Repräsentanten der Tschechischen Republik entschuldigt. Frau Dora Müller erklärte dagegen, (Zitat): „... die Abschiebung war rechtens, weil die Sudetendeutschen eine große Schuld auf sich geladen haben...“.
Ich selber habe die Brutalität der sogenannten Revolutionsgarden nach dem 5. Mai 1945 am eigenen Leibe erfahren. Mein Vater ist an den Folgen der Lynchjustiz im Mai 45 verstorben, meine Mutter und zwei minderjährige Brüder wurden ins KZ verschleppt und nach mehr als einem Jahr Zwangsarbeit mittellos über die Grenze in die sowjetische Besatzungszone abgeschoben.
Dennoch vertrete ich die Auffassung, daß ein gewaltsames Zurückdrehen des Rades der Geschichte, Nationalismus und Revanchismus in der heutigen Zeit des Aufbaus der freien europäischen Gemeinschaft keinen Platz haben dürfen.
Deshalb bemüht sich der DSKV seit seiner Gründung um die Vereinigung der drei Verbände der deutschen Minderheit und um die Überwindung der Zwists, aber selbstverständlich nach demokratischen Spielregeln und nicht nach Privat- oder Gruppeninteressen oder der Selbstdarstellungssucht von altersstarrsinnigen Menschen, die nicht in der Lage sind, die heutige politische Realität zu verstehen und in Wirklichkeit nur die Bemühungen der Vertreter des Magistrats der Stadt Brünn um eine gute Minderheitspolitik torpedieren.
Dies kommt deutlich zum Ausdruck angesichts der Haltung der Dora Müller hinsichtlich der Nutzung des Begegnungszentrums Brünn und der Anmaßung zur alleinigen Nutzung und Selbstverwirklichung zum Schaden der Angehörigen der deutschen Minderheit.

Ein Beispiel schöpferischer Zusammenarbeit ist die Erneuerung des Denkmals des deutschen Bürgermeisters Brünns Christian d`Elvert (1861 – 1864) durch den Brünner Magistrat unter Unterstützung des Kulturministeriums. Seine Enthüllung durch den Primator Dr. Duchon und ein Mitglied des Elwertschen Familienverbandes aus der BRD fand unter Assistenz des DSKV und in Anwesenheit der eingeladenen Vertreter der BRUNA statt.

Mit dieser Stellungnahme wehrt sich der DSKV erstmals öffentlich gegen die langandauernden Verleumdungen und Lügen, die er bisher ignorierte. Nunmehr verlangen wir von der Redaktion und vom Autor des Beitrages vom 14. August 2003 eine öffentliche Entschuldigung. Wir forderndie Veröffentlichung unserer Stellungnahme als Entgegnung im Sinne des Pressegesetzes. Im anderen Falle behalten wir uns rechtliche Maßnahmen vor.
Dr. Siegfried Wanka
Vorsitzender

Stellungnahme der BRUNA

POZORUHODNÁ BRUNA
In der am 14. August 2003 erschienen Zeitung „Národní Osvobození“ („Nationale Befreiung“) erschienen Artikel über das Thema „Beachtenswerte BRUNA“ werden eine ganze Reihe von Verdächtigungen und Unwahrheiten ausgesprochen, die so nicht stehen bleiben können und denen zu widersprechen ist. Es handelt sich um eine Publikation des „Tschechischen Verbandes der Freiheitskämpfer und der tschechoslowakischen Legionärsgemeinde.“

Der von aller Sachkenntnis freie und polemisch aufgemachte Artikel beschäftigt sich zunächst mit dem Deutschen Sprach- und Kulturverein Brünn (DSKV). Er sei faktisch eine Agentur der BRUNA. Diese sei eine der agilsten Abteilungen der SL, welche ehemalige Verfechter des dritten, desGroßdeutschen Reiches, die aus Brünn nach Deutschland (Stuttgart) und Österreich (Wien) ausgesiedelt wurden, vereinigt. In diesem Stil geht es weiter.

Der DSKV ist zum einen keine Agentur der BRUNA, sondern ein rechtlich selbstständiger Verband, dessen Tätigkeitsziel die Unterstützung, Entfaltung, Aufrechterhaltung und Wiederbelebung der traditionellen Kultur (Brauchtum, Mundart, Sitten) der deutschen Sprachgemeinschaft unter Beachtung der Dreieinheit deutscher, tschechischer und jüdischer kultureller Einflüsse ist.
Die BRUNA unterstützt den DSKV in seinen Bemühungen, nicht zuletzt, um eine Verständigung zwischen den Sudetendeutschen und Tschechen zu fördern, und hat mit ihm einen Kooperationsvertrag abgeschlossen.
Die BRUNA Deutschland ist ein seit 1950 bestehender Verband, der rechtlich selbstständig und keine Abteilung der SL ist. Daß eine enge Zusammenarbeit mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft besteht, ist wohl selbstverständlich.
Neben der BRUNA in Deutschland gibt es eine BRUNA Österreich, ebenfalls ein rechtlich selbstständiger Verband.

Die Angriffe gegen die Sudetendeutsche Landsmannschaft sind vollkommen unhaltbar. Sie bemüht sich seit der politischen Wende und bereits auch vorher um eine Verständigung mit dem tschechischen Nachbarn. Die BRUNA Deutschland ist ebenso bemüht und hält laufend Kontakte mit tschechischen Institutionen in der Heimatstadt.

Vollkommen daneben ist die Bezeichnung des vom DSKV verwendeten Brünner Wappens als „nazistische Version“. Es war das Wappen Brünns seit 1646 bis 1918. Niemand hatte 1646 etwas vom Nationalsozialismus gewußt.

Die früheren deutschen Bewohner Brünns insgesamt des Nazismus zu verdächtigen und als Beweis dazu die letzten demokratischen Wahlen des Jahres 1938 heranzuziehen, zeugt ebenfalls von wenig Sachkenntnis, denn diese Wahlen fanden im Jahre 1935 statt.
Nun gab es unter den Brünner Deutschen unbestritten viele, die dem Nationalsozialismus nicht nahe standen. Weshalb es zu den unheilvollen Entwicklungen gegen Ende der Dreißigerjahre kam, werden die Verfasser dieses Pamphletes wohl in erster Linie den eigenen Gesinnungsgenossen zuschreiben müssen. Die Verfasser können offenbar nicht verwinden und nicht begreifen, daß die Zeiten nationaler Verblendungen und Gehässigkeiten, die sie in der kommunistischen Vergangenheit pflegen konnten, allmählich über sie hinweggehen, daß in einem vereinten Europa alle aufgerufen sind, gemeinsam für befriedigende Verhältnisse zu sorgen.
Das verpflichtet, alte Gemeinsamkeiten zu suchen und nicht immer wieder neue Gräben aufzureißen.

Die BRUNA wird sich von ihrer Verständigungsbereitschaft trotz dieser Gehässigkeiten und Verleumdungen nicht abbringen lassen.

Karl Walter Ziegler
Vorsitzender der BRUNA in Deutschland.

 

Bitte beachten Sie, daß die Stellungnahmen sowohl vom DSKV als auch von der BRUNA unabhängig voneinander erfolgten. Den Eingangskommentar hatten wir zunächst für den Gassenboten vorgesehen, ihn aber dann herausgenommen, um ihn mit dem „Hetzartikel“ des Herrn Prof. Dr, B. Bližkovsky und den erwähnten Stellungnahmen als Sonderbeilage beizufügen.

Zum Wappen sei noch angemerkt, daß in verschiedenen Heraldik-Lexika die Farbenfolge des von Ferdinand III. verliehenen Stadtsiegels unterschiedlich beschrieben wird.
Es wird sowohl die Folge rot-weiß-rot-weiß, wie sie die Bruna und der DSKV verwenden, beschrieben, als auch die Folge weiß-rot-weiß-rot des heutigen Stadtwappens. Der Unterschied besteht darin, daß beim heutigen Stadtwappen die Initialen »F.III.« zwischen den Köpfen des Doppeladlers fehlt (wie er auch zur Zeit der faschistischen Okkupation fehlte).
An historischen Gebäuden in Brünn kann man beide Versionen finden. Mit Nationalsozialismus haben selbstverständlich beide Farbfolgen nicht das geringste zu tun.

Verantwortlich für diesen Sonderdruck:
Gerhard Hanak und die Autoren