Meldung von Radio Prag 2002-02-08:
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Stenzelova: Benes-Dekrete sind bilaterale Angelegenheit, müssen aber auf
europäischer Ebene diskutiert werden
Die Vertreibung der Sudetendeutschen auf der Grundlage der sogenannten
Bene-Dekrete hält die am Mittwoch neugewählte Vorsitzende des
Assoziationsausschusses EU-Tschechien im Europäischen Parlament, die Österreicherin
Ursula Stenzelova, für eine bilaterale Angelegenheit zwischen Tschechien und Österreich
bzw. Tschechien und Deutschland. Sie müsse aber dennoch auf europäischer Ebene
diskutiert werden, weil es wichtig sei, sich darum zu bemühen, den Rechtskodex der
Kandidatenländer mit dem der EU-Mitgliedstaaten in Einklang zu bringen, sagte Stenzelova
am Freitag der Nachrichtenagentur CTK.
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Zeman verteidigt Äußerungen über Sudetendeutsche und spricht sich für
Fortsetzung des Dialogs auf der Grundlage der tschechisch-deutschen Erklärung aus.
Premier Milos Zeman hat in der aktuellen Ausgabe der deutschen Zeitschrift Focus
seine unlängst gemachten Äußerungen über Sudetendeutsche verteidigt.
Die Kritik der deutschen Regierung, daß er ihnen eine Kollektivschuld zugeschrieben habe,
wies er zurück. Gleichzeitig bestätigte Zeman, daß die Grundlage für die
gegenwärtigen bilateralen Beziehungen beider Staaten die gemeinsame tschechisch-deutsche
Erklärung aus dem Jahr 1997 bleibe. Den durch sie ausgelösten Prozeß wolle er
fortsetzen und ihn nicht mit Streitigkeiten behindern, zitiert Focus den tschechischen
Premier. Zeman fügte hinzu, er gehe davon aus, daß es bei dem von der
deutschen Seite in Zweifel gestellten Tschechien-Besuch von Bundeskanzler Gerhard
Schröder im März bleibe.
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Meldung von Radio Prag 2002-02-10 abends:
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Zemans Vorschlag zur Entschädigung antifaschistischer Sudetendeutscher
stößt bei Landsmannschaft auf Kritik
Das Vorhaben von Premier Milos Zeman, bestimmte sudetendeutsche Opfer der
Vertreibungen nach dem 2. Weltkrieg zu entschädigen, ist bei der Sudetendeutschen
Landsmannschaft auf Skepsis gestoßen. Ihrem Vorsitzenden Bernd Posselt zufolge seien die
Kriterien Zemans für die Entschädigung zu vage. Ferner halte er die Absicht, nur
diejenigen Sudetendeutschen zu entschädigen, die sich am Widerstand gegen den
Nationalsozialismus beteiligt hatten, für äußerst problematisch, denn
generell gelte die Unschuldsvermutung, zitiert die Nachrichtenagentur CTK Posselt unter
Berufung auf die Wochenendenausgabe der Süddeutschen Zeitung. Nach Ansicht tschechischer
Historiker hingegen sei eine humanitäre Geste an antifaschistische Vertriebene
möglich und richtig, meldet CTK am Sonntag nach einer Umfrage unter Experten.
Innenpolitisch gibt es in Tschechien für das Entschädigungs-Projekt, dessen
Wichtigkeit Ministerpräsident Milos Zeman vergangene Woche erstmals offiziell betonte,
keinen Konsens. Als Kritiker gilt vor allem Parlamentspräsident Vaclav Klaus.
Weitere Pressestimmen, mitgeteilt von Walter Mogk im Ostpreußen-Forum 2002-02-10:
UN rügt Umgang Prags mit enteigneten Sudetendeutschen
Menschenrechtsausschuss moniert Anwendung von Benesch-Dekreten. Zeman
relativiert Angriffe auf Volksgruppe
Von Gernot Facius
- Die Welt, 08.02.2002
http://www..welt.de/daten/2002/02/08/0208eu312874.htx
BISCHOF KAPELLARI: Unrecht bleibt
- Kleine Zeitung, 08.02.2002
http://druck.kleinezeitung.at/kaernten/ARTIKEL?whichone=1167830
Zeman erwägt Geste für Sudetendeutsche
- Kurier, 08.02.2002 - mit Umfrage zu Benesch-Dekreten !
http://www2.kurier.at/pages/html/anwendung/k_content.php3?xmlval_PARENT_KEY[]=0489&xmlval_ID_KEY[]=0490&mdoc_id=3368727&content=main
BRÜSSEL: Vergangenheit ausgeklammert
EU blickt nur vorwärts
- Oberösterreichische Nachrichten, 07.02.2002
http://www.oon.at/nachrichten/Innenpolitik.asp?ressort=Innenpolitik&id=261188
Recht schaffen
Leserbriefe
Betrifft: Gastkommentar Die Vertreibung der Geschichte von Niklas Perzi
DER STANDARD, 5. 2. 2002
- Der Standard, 07.02.2002
http://derstandard.at/Textversion/20020207/151.htm
Ministerpräsident um Entspannung bemüht
Versöhnliche Töne aus Tschechien
Zeman für Entschädigung sudetendeutscher Nazi-Gegner
Von Daniel Brössler
- Süddeutsche Zeitung, 08.02.2002
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel120543.php
Sudetendeutsche II
- Oberösterreichische Nachrichten, 08.02.2002
http://www.oon.at/nachrichten/Innenpolitik.asp?ressort=Innenpolitik&id=261450
Radio Prag am 57. Jahrestag der Zerstörung Dresdens
2002-02-13:
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Vaclav Klaus in Wien
Die tschechisch-österreichischen Beziehungen kann man nicht
ausschließlich auf die Fragen der sog. Bene-Dekrete und des Atomkraftwerks Temelin
reduzieren. Darauf habe sich eigenen Worten zufolge der Vorsitzende des tschechischen
Abgeordnetenhauses Vaclav Klaus am Mittwoch bei seinem Treffen mit dem österreichischen
Bundespräsidenten Thomas Klestil in Wien geeinigt. Klaus wies indirekt die Bemühungen
einiger politischer Repräsentanten Österreichs zurück, die nach den im Juni anstehenden
Parlamentswahlen erneut über das AKW Temelin mit der neuen tschechischen Regierung
verhandeln wollen. Nach Mitteilung der österreichischen Präsidialkanzlei habe Thomas
Klestil für die Fortführung der bilateralen Gespräche auf allen Ebenen plädiert.
In Bezug auf die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem 2.Weltkrieg aus der
Tschechoslowakei habe er gleichzeitig seinen Standpunkt wiederholt, daß das begangene
Unrecht anerkannt werden sollte. Der Vorsitzende des österreichischen Nationalrates,
Heinz Fischer, sprach sich nach dem Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen gegen
die Verknüpfung der Problematik um das AKW Temelin und die Bene-Dekrete mit dem
EU-Beitritt Tschechiens aus.
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Freiheitskämpfer und ehemalige Legionäre protestieren gegen die Kritik
an den Bene-Dekreten
Die Tschechoslowakische Legionärsgemeinde und der Tschechische Verband der
Freiheitskämpfer haben am Mittwoch jegliche Attacken gegen den ehemaligen
tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Bene verurteilt. Auf angebliche Angriffe
gegen ihn in tschechischen Medien sowie in Äußerungen verschiedener Politiker verwies in
diesem Zusammenhang die Vorsitzende des Verbandes der Freiheitskämpfer, Andela Dvorakova.
Die Historikerin Vera Olivova von der Edvard-Bene-Gesellschaft
bezeichnete die gegen die Bene-Dekrete geführte Kampagne als Fälschung der
Geschichte.
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Weitere Presseausschnitte, wieder zusammengestellt von Walter Mogk (Ostpreußen-Forum):
Benes-Dekrete sind unhaltbar
- Kurier, 14.02.2002
http://www2.kurier.at/pages/html/anwendung/k_content.php3?xmlval_PARENT_KEY[]=0489&xmlval_ID_KEY[]=0490&mdoc_id=3389287&content=main
ODS-Kandidat Klaus: Keine Kursänderung nach Wahl in Sachen Benesch + Temelin
- Wiener Zeitung, 14.02.2002
http://www.wienerzeitung.at/frameless/eu.htm?ID=M15&Menu=146286
Klaus sucht korrektes Verhältnis mit Wien
- Kurier, 14.02.2002
http://www2.kurier.at/pages/html/anwendung/k_content.php3?xmlval_PARENT_KEY[]=0489&xmlval_ID_KEY[]=0490&mdoc_id=3387887&content=main
Böhmen - Österreich: Das Trennende in der Gemeinsamkeit
In Prag sei alles so wie in Wien, nur etwas akzentuierter, sagt man. Die
Gemeinsamkeit kann mitunter recht trennend wirken. Der schwierige Weg zueinander zwischen
Österreichern, Deutschen und Tschechen.
VON GUDULA WALTERSKIRCHEN UND HANS-JÖRG SCHMIDT (PRAG)
- Die Presse, 14.02.2002
http://www.diepresse.at/detail/default.asp?channel=k&ressort=ka&id=273274
Blinde Eulen Die literarische Vertriebenendebatte
findet kein Echo in der Politik
- Süddeutsche Zeitung, 15.02.2002
http://www.sueddeutsche.de/aktuell/sz/artikel122787.php
Kardinal Schönborn: Bene-Dekrete menschenrechtlich unhaltbar
- Dolomiten, 15.02.2002
http://www.dolomiten.it/dolomiten/2002/02/15/y1502c02f.html
PRESSEMELDUNGEN (Walter Mogk)2002-02-18
Wir können die Benesch-Dekrete nicht als Unrecht empfinden
Interview: Der tschechische Außenminister Kavan will die Empörung dämpfen, die
sein Premier Zeman ausgelöst hat. Doch in der Sache bleibt auch er hart
- Die Welt, 18.02.2002
http://www..welt.de/daten/2002/02/18/0218eu315116.htx
weiter: zeman04.htm