Böhmens Wälder sind am stärksten geschädigt.
Die nord- und ostböhmischen Wälder gehören zu den am meisten geschädigten in Europa. Lediglich in der Ukraine sei das Waldsterben schlimmer, ziterte die tschechische Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" aus einem gemeinsamen Bericht von EU und UN. Nur zwölf Prozent des Waldes in Tschechien seien gesund, hieß es. Das Erzgebirge (Krusne hory) und das ostböhmische Adlergebirge (Orlicke hory) seien in einem kritischen Zustand.
Diese Gebiete, so das Blatt weiter, hätten sich von der starken Kälteperiode des Winters 1995/96 und den Giften der nahen Kohlekraftwerke und Chemiefabriken noch nicht erholt.
(dpa) zitiert nach HNA/Sonntagszeit Nr. 43 Seite 5, 2000-10-22

Ich erinnere mich an meine bisher einzige Reise durch Böhmen und Mähren im Sommer 1974. Sie führte mich auch von Prag aus nach Kladno, wo ich die von meinem Vater 1939/40 entworfene und gebaute Zechenarbeiter-Kleinsiedlung der Poldi-Hütte suchte und fand (nahe dem "Dum Mladese Clementa Gottwald"(?)) , dann aber auch Brüx besuchte: dort wurde in einer dramatisch-spektakulären Sisyphos-Arbeit die spätgotische Marienkirche aus der Stadtmitte etwa 900 m weiter fortgezogen und auf neue Fundamente gestellt. Man räumte, um die in nur etwa 20 m Tiefe liegenden mächtigen Braunkohleflöze auszubeuten, die gesamte Altstadt fort. Die bau- und kunsthistorisch überaus kostbare Marienkirche (Grundsteinlegung 20. August 1517) wurde in mehrjähriger Arbeit in ein Stahlkorsett geschnürt, auf achtgleisige Schienen gestellt und bergab in südöstlicher Richtung aus dem Altstadtbereich und dem Kohleabbaugebiet heraus verschoben. Leider konnte ich die Kirche noch nicht wieder aufsuchen. (Ich würde gerne wissen, ob die historischen deutschen Inschriften restauriert wurden oder ob die Geschichtsfälschung auch daran ansetzte.)

Damals brannte von Brüx aus das riesig weite westliche Vorland bis an den Rand des Erzgebirges: eine für die Braunkohlegewinnung durchfurchte Mondlandschaft ohne Baum und Strauch, in der überall Schwelgase der unterirdisch brennenden Kohleflöze aufstiegen: vergleichbar nur der Erzählung meines Vaters von seiner Flucht 1945 über das bombendurchwühlte Umland von Saaz, wo die alliierten Bomber die unterirdischen Waffenfabriken zerstören wollten.

Die nordböhmisch-erzgebirgische Industrieregion "rühmt" sich seit Jahrzehnten der größten Kindersterblichkeits- und Mißbildungsrate Europas. So geht gewissenlose Machtgier mit erobertem Land um: es gehört uns ja nicht, aber wir beuten es aus nach Strich und Faden. Nach uns die Sintflut! Falls wir es an die rechtmäßigen Eigner zurückgeben werden, dann sollen die doch sehen, wie sie mit dem Schrott und dem Müll fertigwerden!
ML 2000-10-22