Unterparsching bei Marienbad
Drangsalierung einer bäuerlichen Familie

Berichter: M. Sch.

Am 6. August 1945 kam Miloslav Kubitschek, ein Schneider aus Prag, auf unseren Hof als Erntekommissar. Er verkaufte die gesamte Ernte. Am 17. 11. übernahm er unseren Hof als Verwalter. Wir arbeiteten ein ganzes Jahr ohne Lohn und nur mit sogenannten deutschen Lebensmittelkarten. Wir haben das ganze Jahr nur 700 g Fleisch bekommen. Als Lohn bekamen wir fünf Personen, die die ganze schwere bäuerliche Arbeit im Stall und auf den Feldern verrichteten, nur 1100 Kc. Die ganze Zeit über bis zur Aussiedlung wurden wir jede Woche mehrmals schwer mißhandelt. Meine Tochter wurde von ihm mehrmals vergewaltigt. 14 Tage vor der Austreibung hat er sie mit Fäusten geschlagen, mit Füßen in die Beine und in den Bauch gestoßen und sie auch mit einem Messer ins Bein gestochen. Sie ist durch seine Vergewaltigungen in andere Umstände gekommen. Anzeigen bei der Gendarmerie waren völlig wirkungslos. Bei meiner verheirateten Tochter hat er fünf Hausdurchsuchungen vorgenommen und alles mitgenommen, was ihm gefallen hat. Er hat im Hause oft geschossen und dadurch die ganze Familie eingeschüchtert. Mehrere Türen sind durch Schüsse durchlöchert worden.

Ich kann diese Aussage beeiden, und das ganze Dorf ist bereit, diese Aussage zu bezeugen.

Quelle:
ISBN 3-7612-0199-0
Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen 1951
Seite 494