Berichter: Josef Faßl. Bericht vom 27. Juni 1950
Nachdem bereits am 6. Juni der 42 Jahre alte Müller Wenzel Ment in Liebisch ermordet worden war, kam am 10. Juni eine betrunkene Partisanengruppe mit einem Wagen durch den Ort Tschachwitz , schleppte meine damals 42 Jahre alte Schwester, Mutter von fünf Kindern, aus dem Hause, warf sie auf den Wagen, fuhr 1 km außerhalb, stieß sie dort in den Graben, erschoß sie mit einigen Maschinenpistolengarben und fuhr johlend und singend davon. Am 13. Juni wurde mein 40 Jahre alter Bruder unter einem Vorwand nach Tuschmitz zu dem am dortigen Bahnhof als Stationsvorsteher fungierenden Kommissar gelockt, dort die ganze Nacht furchtbar mißhandelt, sodaß seine Schreie bis in den 2 km entfernten Ort gehört wurden, und am nächsten Morgen auf freiem Feld erschossen und verscharrt. Dieser Verbrecher, welcher auch für die übrigen, in dieser Gegend meist verübten Verbrechen verantwortlich ist und sich öffentlich rühmte, daß er mit seiner Maschinenpistole bereits 36 Deutsche ermordet habe und hoffe, diese Zahl auf 50 zu erhöhen zu können, ermordete einige Tage später auch den Landwirt Josef Baier aus Liebisch. Ende Juni wurden in Tschachwitz der Pächter des Kurhauses, Bechine, der Arbeiter Edmund Gläser, der Landwirt Josef Strohwasser, die beiden Brüder Karl und Walter Merker und der Schuhmachermeister Hermann Peinelt bei der Kirchenmauer in Tschachwitz erschossen. Die nächsten Angehörigen wurden unter Schlägen gezwungen, zuzusehen und dazu zu lachen.
Als Zeugen seien noch angeführt: die Kinder meiner ermordeten Schwester Franziska Müller, ferner Frau Emilie Gläser, sowie der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Liebisch, Franz Löbling.

Aus: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen, Überlebende kommen zu Wort.
Bericht 342 Seite 487
Originalausgabe: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft zur Wahrung Sudetendeutscher Interessen, 1951
Einleitung und Bearbeitung von Dr. Wilhelm Turnwald