ZUWANDERUNG
Sprache Schlüssel zur Integration
VON PETRA WETTLAUFER-POHL
Das Erlernen der deutschen Sprache ist nach Ansicht der Politik unabdingbare Voraussetzung für Integration. Darin sind sich gestern in Wiesbaden auch Kontrahenten von CDU und SPD einig.

WIESBADEN • Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sprach gestern in Zusammenhang mit Diskussionen über eine Unterschriftenaktion gegen das Zuwanderungsgesetz der Bundesregierung von einer „virtuellen Debatte“, insbesondere, nachdem seiner bayerischer Kollege Edmund Stoiber entsprechende Überlegungen dementiert habe. Koch: „Ich bin dafür, daß man erstmal verhandelt.“ Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde das Thema Zuwanderung sicher ein Wahlkampfthema werden. Derzeit könne er auf Grund der vielen unterschiedlichen Interessen auch im Bundesrat nicht einschätzen, wie weit man in den Verhandlungen komme, sagte Koch während einer Podiumsdiskussion zum Abschluß einer Fachtagung des hessischen Sozialministeriums zum Thema „Herausforderung und Chancen der Integration von Zuwanderern“. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelia Sonntag-Wolgast (SPD), erklärte in Anspielung auf die von Koch vor zwei Jahren initiierte Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft, sie könne sich angesichts der breiten Debatte über die Chancen von Zuwanderung in der Gesellschaft nicht mehr vorstellen, daß eine „Angstkampagne“ heute noch Erfolg habe.

In einzelnen Sachpunkten zeigten sich beide weitgehend einig: Das Erlernen der deutschen Sprache habe für die Integration und gleichwertige Chancen in der hiesigen Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Es sei deshalb eine staatliche Verpflichtung, die entsprecheden Voraussetzungen zu schaffen. Koch wies darauf hin, daß Hessen dies schon im Kindergarten tue.

„Realistische Vorgabe“
Daß der Gesetzentwurf im Bund die Verpflichtung zum Spracherwerb zeitlich begrenze, nannte Sonntag-Wolgast eine „realistische Vorgabe“ angesichts der damit verbundenen Kosten. Man müsse wissen, was den Ländern und Kommunen finanziell zuzumuten sei.

Der Migrationsforscher Prof. Dieter Oberndorfer (Universität Freiburg) dagegen bezeichnete die Sprache als wichtigen Faktor für den beruflichen Erfolg. Für die Integration im umfassenden Sinne sei es jedoch vor allem von Bedeutung, daß die Menschen sich hier wohlfühlten und akzeptiert würden. Koch hielt dem entgegen, daß insbesondere in der dritten Generation der Zuwanderer die Bereitschaft zum Spracherwerb deutlich gesunken sei. In den Ballungsräumen sei es heute möglich, daß beispielsweise Zuwanderer aus der Türkei in ganzen Stadtteilen unter sich blieben, eigene Sportvereine hätten und dank einer eigenen wirtschaftlichen Infrastruktur, die bis hin zu den Medien reichte, die Notwendigkeit des Spracherwerbs unterschätzten. Das sei sei nicht dienlich für die Integration in der hiesigen Gesellschaft und trage zu mangelnder Akzeptanz der deutschen Bevölkerung bei.

Im Streit um den Familiennachzug plädierte Koch erneut für eine Altersgrenze von zwölf Jahren. Dann hätten die Kinder noch eine Chance, in das deutsche Schulsystem hineinzuwachsen. Sonntag-Wolgast bezeichnete die geplante Altersgrenze von 14 Jahren als ein Signal, „die Kinder so früh wie möglich nachzuholen“.

HNA 276 Seite 5, 2001-11-27

 

BILDUNGSMINISTER
Fremdsprachen früh vermitteln

Grundschulen sollen so früh wie möglich mit dem Fremdsprachenunterricht beginnen. Das geht aus dem Abschlußbericht der Bund-Länder-Kommission hervor. Englisch soll im Zentrum stehen.

BERLIN • Die Bildungsminister von Bund und Ländern wollen nach einem Bericht des Magazins „Focus“ den Wissensstandort Deutschland umfassend reformieren. Wie das Blatt unter Berufung auf den Abschlußbericht der seit zwei Jahren tagenden Bund-Länder-Kommission „Forum Bildung“ berichtet, sollen Grundschulen künftig „möglichst früh“ mit dem Fremdsprachenunterricht beginnen. „Bereits in der ersten Klasse der Grundschule sollten Schüler mit einer Fremdsprache starten“, sagte Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) dem „Focus“. Englisch sei dabei „Pflicht“.

Das Gremium aus Vertretern sämtlicher Länder schlägt außerdem vor, bereits im Kindergarten „spielerisch“ mit dem Unterricht einer Fremdsprache zu beginnen. Bulmahn stellt den Abschlußbericht des „Forums Bildung“ morgen vor. Die Bundesbildungsministerin bezeichnete dieVorschläge der Kommission als „Kernelemente der kommenden Bildungsreform“.

Schrittweise
Der saarländische Bildungsminister Jürgen Schreier (CDU) sagte dem „Focus“, die ehrgeizigen Pläne könnten nur „Schritt für Schritt“ umgesetzt werden. Dennoch seien die Vorschläge eine gute Diskussionsgrundlage, um mit den Finanzministern ums Geld zu streiten.

Strittig war nach Angaben Schreiers in der Kommission die Einführung der flächendeckenden Ganztagsschule. Nach Ansicht Bulmahns sollte die Ganztagsschule „langfristig zur Regelschule“ werden. Dagegen betonte Schreier, das Betreuungsangebot am Nachmittag müsse für die Schüler freiwillig bleiben. (dpa)

HNA 276 Seite 14, 2001-11-27

Kurzkommentar ML 2001-11-27:
Türken: Lernt Deutsch!
Deutsche: Lernt Englisch!
Sollten die Grundschüler nicht vielleicht erstmal die Sprache ihrer Eltern lernen und beherrschen?
Oder will die Obrigkeit das durch zwei Weltkriege geschundene und geschwächte Deutsche Volk jetzt planmäßig von innen heraus vernichten?
Wen wundert es angesichts dieser „Bildungsstrategien“ der Kultusbürokratie noch, daß Angehörige anderer Sprachgruppen keinen Sinn mehr darin sehen, Deutsch zu lernen?