Dr. Karl Renner
geboren am 14. Dezember 1870 in Unter-Tannowitz,
gestorben am 31. Dezember 1950 in Wien.

Abgeordneter im  Wiener Reichsrat seit 1907.
Kanzler der Republik Österreich von 1918 bis 1920.
Bildete als „Staatskanzler“ 1945-04-27 eine provisorische Regierung und
verkündete die Wiederherstellung des Staates „Österreich“.
Bundespräsident der Republik Österreich von Dezember 1945 bis zu seinem Tode Ende 1950.

Am 3. April 1938 begrüßte er den Anschluß Österreichs an das Deutsche Reich im „Wiener Tagblatt“ mit folgenden historischen Worten:

Ich habe als erster Kanzler Deutsch-Österreichs am 12. November 1918 in der Nationalversammlung den Antrag gestellt und zur nahezu einstimmigen Annahme gebracht: Deutsch-Österreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik.
Ich habe als Präsident der Friedensdelegation zu St. Germain durch viele Monate um den Anschluß gerungen – die Not im Lande, die feindliche Besetzung der Grenzen haben die Nationalversammlung und mich genötigt, uns der Demütigung des Friedensvertrages und dem bedingten Anschlußverbot zu unterwerfen. Trotzdem habe ich seit 1919 in zahllosen Schriften und ungezählten Versammlungen im Lande und im Reich den Kampf um den Anschluß weitergeführt.
Obschon nicht mit den Methoden errungen, zu denen ich mich bekenne, ist der Anschluß nunmehr vollzogen, ist geschichtliche Tatsache, und diese betrachte ich als wahrhafte Genugtuung für die Demütigungen von 1918 und 1919.
Ich müßte meine ganze Vergangenheit als theoretischer Vorkämpfer des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen wie auch als deutsch-österreichischer Staatsmann verleugnen, wenn ich die große geschichtliche Tat des Wiederzusammenschlusses der Deutschen Nation nicht mit freudigem Herzen begrüßte.

Wiedergegeben nach „dem Südmährer“, Heft 2 des 34. Jahrganges im Februar 1982.
Hervorhebungen ML 2001-10-14