Der Kreis Rastenburg
Ein Bericht von Manfred Höhne

Ketrzyn-Rastenburg 2
Allgemeines 2
Landgestüt Rastenburg 5
Bauten in Rastenburg 5
Rathaus 8
Altersheim 8
Stadtbefestigung 8
Gymnasium 8
Deutsches Haus 8
Gierloz-Görlitz, Hitlers Wolfsschanze 9
Bunkeranlage 9
Czerniki-Schwarzstein 9
Bezlawki-Bäslack 10
Kirche 10
Woplawki-Woplauken 10
Barciany-Barten 11
Geschichte des Ortes 11
Kirche 13
Rodele-Rodehlen 13
Srokowo-Drengfurt 13
Geschichte 14
Rathaus 14
Kirche 14
Jaglawka-Jäglack 15
Herrensitz 15
Gut 15
Skandlawka-Skandlack 16
Wilczyny-Wolfshagen 16
Drogosze-Groß Wolfsdorf 16
Kirche 17
Pfarrhaus 17
Damwild-Kolonie 19
Parys-Paaris 19
Kirche 19
Garbno-Lamgarben 19
Prominenz 20
Kirche 20
Kraskowo-Schönfließ 20
Kirche 20
Gudniki-Gudnick 21
Tolkiny-Tolksdorf 22
Lankiejmy-Langheim 23
Kirche 23
Gut 23
Korsze-Korschen 23
Piaskowiec-Glaubitten 25
Satoczno-Leunenburg 25
Prosna-Prassen 26

 

Ketrzyn – Rastenburg

Allgemeines
Geschichte
Auf den Anhöhen über der Guber errichtete die Komturei Balga um 1329 eine Holz-Erde-Burg, den befestigten Ort zum Rasten, die Rastenburg, die als vorgeschobener Grenzposten Schutz vor den Einfällen der Litauer gewähren sollte, aber nur ein Glied in der Kette von Bastionen am Rande der Wildnis bildete, die sich von Ragnit über Insterburg bis nach Allenstein und Osterode hinzog. Daneben steckte man die Grenzen einer befestigten Stadt ab, der die Burg Sicherheit und  die der Burg die wirtschaftliche Basis geben sollte.
In der Folgezeit fielen 1345 und 1347 die Litauer unter ihren Anführern Olgierd und Kynstut über die im Werden begriffene Ansiedlung her und brandschatzten und zerstörten Burg und Wohngebäude. Die Reimchronik des Wigand von Marburg enthält Klagelieder zu diesen Ereignissen.
Man machte sich jedoch unverdrossen an den Wiederaufbau der Häuser und Anlagen.

Als 1357 die Stadtbefestigungen endgültig fertiggestellt waren und man die Burg noch erweitert hatte, erhielt die Gemeinde das Stadtprivileg aus der Hand des Komturs von Balga, Henning Schindekopf.
Die Siedlung florierte. Bald war das ursprüngliche Areal zu klein, und man mußte um 1370 darangehen, eine Neustadt zu gründen.

Die Burg war in der Folgezeit Sitz eines Pflegers der Komturei Balga. Ab 1410 unterstand der Pfleger direkt dem Hochmeister mit der Zuständigkeit für die Verwaltung der Gebiete Rastenburg, Rhein und Leunenburg, mit der kurzen Ausnahme der Jahre 1418-1422, wo die Burg zur Komturei Rhein gehörte. Michael Küchmeister von Sternberg (Hochmeister ab 1414) und Paul von Rußdorf (Hochmeister ab 1422) waren Pfleger in der Rastenburg. Letzterer erbat sich sogar 1440 vom Ordenskonvent die Rastenburg mit den damals vorhandenen Weinbergen zum Leibgedinge, denn damals wurde hier wie in den Gegenden vor Leunenburg, Rhein, Hohenrade im Kreis Königsberg, in Tapiau und auch bei Thorn Wein angebaut.

Zu Beginn des Städtekrieges (1454-1466) standen die Bürger auf der Seite des Preußischen Bundes und gegen den Orden, der sich in der Rastenburg verschanzt hatte. Als der Pfleger Wolfgang Sauer im Winter einen Ausfall gegen die Stadt wagte, wurde die Burg erobert, der Ordensrepräsentant aber gefangen genommen und ersäuft, indem man ein Loch in die dicke Eisschicht des Mühlenteichs schlug und den Pfleger unter das Eis schob. Innerhalb der nächsten 7 Jahre erhielten auch die Rastenburger Bürger ihre Blessuren durch den Orden, und 1461 schloß man einen Waffenstillstand. Im Frieden von Thorn 1466 kam Rastenburg an den Orden zurück.

In Rastenburg stand das älteste preußische Regiment in Garnison, das 1626 gegründete Grenadier-Regiment, das sich später „König Friedrich der Große“ nannte. Der Wahlspruch des Regimentsgründers von 1626, Oberst Hillebrand von Kracht, lautete: „Lebe beständigk, keyn Unglück ewigk“  [1].

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts galt Rastenburg als drittreichste Stadt in (Ost-) Preußen nach Königsberg und Memel mit einem zu versteuernden Vermögen, das auch 1067 Hufen (à ca. 16,5 ha) umfaßte. Durch Naturkatastrophen, Stadtbrände, Plünderungen in den Kriegen der Nachordenszeit sowie durch die Pest ging der Reichtum schnell verloren. Auf der Vermögensliste des Herzogtums rangierte Rastenburg 1698 nur an der 6. Stelle. Allerdings hatte die Stadt das Glück, daß die Befestigungsanlagen dem Ansturm der Tataren 1656 standhielten und daß die große Pest 1709-1711 die Einwohner verschonte.

Seit Anfang des 18. Jahrhunderts existierte der durch Veränderung der Verwaltungsstruktur entstandene Landkreis Rastenburg mit einem Landrat an der Spitze und umfaßte die Hauptämter Bartenstein, Rastenburg, Barten sowie das Erbamt Gerdauen. Die dann bis 1945 geltende Landkreiseinteilung stammte von der großen preußischen Verwaltungsreform 1818.

Im 1. Weltkrieg war Rastenburg knapp 2 Wochen von den Russen besetzt. Dabei gab es aber nur geringe Schäden, lediglich das Offizierskasino brannte ab. Der 2. Weltkrieg brachte dann erhebliche Zerstörungen, die jedoch vornehmlich nach der Besetzung eintraten.

Nach dem Krieg wählten die Polen als neue Bezeichnung für die Stadt den Namen eines bedeutenden masurischen Historikers. Er lebte von 1838-1916, hieß ursprünglich Winkler und war Sohn eines preußischen Gendarmen. Später eignete er sich den masurischen Vaternamen seiner Vorfahren an und hieß nun Wojciech Ketrzynski. Er wirkte lange Jahre als Wissenschaftler am Ossolinski-Institut in Lemberg und engagierte sich als Propagandist für ein polnisches Masurentum.

Spruch
Wenn man sich einst der Stadt, die sich auf einer Anhöhe ausbreitet, näherte, leuchteten einem schon von weitem die roten  Ziegeldächer entgegen. Daher gab es den Spruch: „Er glüht wie ein Rastenburger“. Das Glühen ist inzwischen allerdings etwas verblaßt.

Prominenz
Am 26. April 1863 wurde in Rastenburg Arno Holz geboren. Dazu dichtete er selbst:

     „An einem ersten blauen Frühlingstag,
in einer königlich preußischen, privilegierten Apotheke zum schwarzen Adler
bin ich geboren.
Vom nahen Georgenturm
über den alten Markt der kleinen weltentlegenen Ordensritterstadt,
zwischen dessen buntlichem, holprigem Pflaster noch Gras wuchs,
durch die geöffneten Fenster
läuteten die Sonntagsglocken.“ [2]

Schon der Großvater war Apotheker in Saalfeld am Ewingsee. Vater Hermann Holz betrieb eine Apotheke in Lasdehnen, heiratete 1857 die Rittmeisterstochter Franziska Werner und übernahm dann die Apotheke „Zum schwarzen Adler“ am alten Markt in Rastenburg.
Die Familie hatte 10 Kinder. Arno war das vierte. Um sich wirtschaftlich zu verbessern, übersiedelte die Familie 1875 nach Berlin, doch hier ging die Ehe der Eltern in die Brüche. Der Vater zog mit 4 Kindern nach Frankfurt am Main, Arno Holz blieb mit Mutter und 5 Geschwistern in Berlin. Er war ein schlechter Schüler, mußte die Schule verlassen, wurde zunächst Redakteur für ein Lokalblatt und lebte später in Niederschönhausen als freier Schriftsteller. Immer mehr wurde er zum Wegbereiter des Naturalismus in der Literatur, aber auch der modernen Lyrik. Seine Gedichtsammlung „Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen“ erschien 1885, die Novellensammlung „Papa Hamlet“ 1889, das Drama „Die Familie Selicke“ 1890, die Gedichtsammlung „Phantasus“ 1898/99. Mit seiner Lyrik hatte Arno Holz mehr Erfolg als mit seinen Dramen. Die Universität Königsberg verlieh ihm 1923 die Ehrendoktorwürde, der Kultusminister berief ihn in die Preußische Akademie der Künste, und Arno Holz wurde mehrfach für den Nobelpreis vorgeschlagen. Er starb am 26. Oktober 1929.

In Rastenburg gründete sich 1997 die „Arno-Holz-Gesellschaft für polnisch-deutsche Verständigung“, die die Werke des Dichters erforschen und pflegen will. An der Stelle, wo die Apotheke „Zum schwarzen Adler“ stand, hat man eine deutsch-polnische Gedenktafel angebracht, die an das Geburtshaus des Dichters erinnert.

Landgestüt Rastenburg
Unter Pferdekennern war Rastenburg bekannt für sein Landgestüt, das neben denen in Braunsberg, Marienwerder und Georgenburg und zusammen mit dem Hauptgestüt in Trakehnen maßgeblichen Anteil an dem Erfolg der ostpreußischen Warmblutzucht hatte. Es befindet sich östlich des Oberteichs nahe der Kreuzung der Straßen nach Gizycko-Lötzen und nach Barciany-Barten und wurde 1877 eingerichtet.
Das Gestüt unterstand nicht mehr dem Landstallmeister in Trakehnen, auch wenn es seinen Hengstbestand aus Trakehnen bekam, sondern es sollte selbständig den südöstlichen Teil der Provinz mit Landbeschälern versorgen. Im Jahr 1938 standen hier 113 Warmbluthengste und  4 Vollbluthengste, die in jenem Jahr 7078 Stuten deckten (von 43.856 in ganz Ostpreußen)
Nur wenige Tiere konnten vor der Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee in den Westen des Reichs gerettet werden. Die ca. 100 Hengste, die zunächst in den Gestüten bei Dresden und Halle untergekommen waren, traten bald nach der sowjetischen Besetzung den Weg nach Rußland an.
Letzter deutscher Landstallmeister in Rastenburg war (seit 1937) Dr. Wilhelm Uppenborn.

Bauten in Rastenburg

Burg
Die Rastenburg
hat drei Flügel, die 1360-1370 in Stein aufgeführt wurden, wobei das Haupthaus im Norden die Kapelle sowie Wohn- und Verwaltungsräume aufnahm. Zu Beginn der Herzogszeit 1528/29 und dann 1559/60 baute man das Gemäuer um. 1565 stattete Maurermeister Hermann Gotthard die  Küche und einen Raum im Brauhaus mit Kreuzgewölben aus. Der runde Turm an der Nordwestecke entstand 1622. Als die Befestigung nicht mehr gebraucht wurde, entfernte man 1732 den Südwestturm und baute die ganze Anlage im 19. Jahrhundert zurück.

Seit der Herzogszeit residierte im Schloß der Amtshauptmann, später bis 1910 der Domänenpächter und danach bis 1945 war hier das Finanzamt untergebracht. Der 2. Weltkrieg hinterließ die Burg stark beschädigt, doch fanden 1966/67 gründliche Restaurierungsarbeiten statt, wobei man sich für den Wiederaufbau am Zustand des 19. Jahrhunderts orientierte. Besonders hervorzuheben ist das Westportal. Die Innenräume entstanden völlig neu. Im Nordflügel richtete man Ausstellungsräume für ein Heimatmuseum ein mit Porträtbildern aus den umliegenden Schlössern wie z. B. Gallingen und Dönhofstädt sowie mit Skulpturen aus dem Spätmittelalter (Anf. 16. Jahrhundert). Im Hof befindet sich die blecherne Totenfahne Friedrichs von der Groeben aus der Begräbniskirche der Familie.

In dem kleinen Park auf der Ostseite der Burg stand ein Gedenkstein, der an die Tradition Rastenburgs als Garnisonsstadt erinnern sollte und zum 300jährigen Jubiläum 1926 feierlich enthüllt worden war. Es handelte sich um eine Arbeit des Bremer Bildhauers Stoffregen und stellte eine stilisierte friderizianische Grenadiermütze dar. Hier wurde das Denkmal zwar nach dem 2. Weltkrieg entfernt, eine Nachbildung steht aber heute vor der Schill-Kaserne in Wesel.

St. Georgs-Kirche
Die Pfarrkirche St. Georg wurde ab 1359 bis ca. 1370 als Wehrkirche errichtet und in die Verteidigungsanlagen an der Südwestecke der Altstadt integriert. Ihre Südwand stellte die Verlängerung der Stadtmauer dar, was die erstaunliche Mauerstärke von 1,50 m erklärt. Der Turm mit einer Höhe von 48 m war gleichzeitig der Südwestturm des Verteidigungsrings, hatte an der Basis 2 m dicke Mauern und war vom Kirchenschiff aus über eine Treppe zugänglich. Unter dem Dach des Kirchenschiffs und des Turms verlief ein Wehrgang.
Noch vor 1400 kam ein – niedrigerer – Verteidigungsturm an der Südostecke hinzu, den man beim Ausbau der Kirche im 15. Jahrhundert erhöhte. Er ist reicher verziert als der höhere im Westen und diente hinfort als Glockenturm. Seine größte und älteste Glocke stammt von 1509, mußte aber 1799 wegen eines Sprunges umgeschmolzen werden.
Die Uhr versetzte man von dem 1783 abgebrochenen alten Rathaus hierher. Ihre Glocke wurde im Anfang des 16. Jahrhunderts gegossen.
Der Westturm trug einmal eine Laterne mit hochaufragender Spitze. In die schlug 1638 während des Gottesdienstes der Blitz ein, warf den Kopf herunter und verursachte einen Dachstuhlbrand im Kirchenschiff. Danach wurde die Spitze nicht wieder aufgesetzt.
Der Westgiebel mit seinen Fialen, die flach aus dem oberen Teil der Giebelmauer hervortreten und das Dach nur wenig überragen, bildete ein Vorbild für viele andere Kirchen in der Gegend. Man nannte ihn den „Rastenburger Typ“.
Am Anfang befand sich auf dieser Westseite der Eingang zur Kirche. Dort behinderte er jedoch die Verteidigungsarbeiten und deshalb entstand auf der Nordseite die noch heute benutzte Eingangsvorhalle, die im selben Stil gestaltet wurde
Ursprünglich als schlichte Hallenkirche ohne Chor konzipiert, teilte man um 1470-1480 den Innenraum durch viereckige, mit Arkaden untereinander verbundene Pfeiler in drei Schiffe ein.
Ihre jetzige Gestalt erhielt die Kirche nach einem Brand 1500 bis 1515. Damals baute man den Chor an, schuf den Eingang im Norden mit Vorhalle und ersetzte die Holzdecke durch Kristallgewölbe, beginnend im Chor, wobei die leichte Erhöhung des Mittelschiffs um 2 m zu einem basilikaähnlichen Raumeindruck führte. Diese Bauarbeiten fanden sich dokumentiert auf einer Tafel, die außen in der Ostwand eingelassen war. Diese konnte man aus dem Schutt der Kirche nach dem Krieg retten, und jetzt soll sie am letzten Halbpfeiler links verankert worden sein. Sie trägt folgenden Text:
              Ein Meurermeister Matz genannt,
              Schloß diß Gewelb mit seiner Hand.
              Fünfhundert fünffzig Mark dafür
              Empfing er, das war sein' Gebühr,
              Tausend fünffhundert 15 Jahr
              Man zehlte, da es fertig war.
              Bhüt Gott für Schaden, daß es mag
              Fest stehn biß an den Jüngsten Tag. [3]

Meister Matz hatte auch die Zellengewölbe in den Seitenschiffen der Pfarrkirche von Mohrungen 1503 installiert. Im Innern ruht das Gewölbe auf 12 starken Pfeilern.
In der Mitte der südlichen Wand liegt die ab ca. 1485 angefügte und 1599 im Gewölbe und am Giebel umgebaute Taufkapelle St. Jacob, heute die Muttergotteskapelle. Sie ist auf die aus der Schützenbrüderschaft hervorgegangene St. Jacobsbrüderschaft zurückzuführen. Die silberne Taufschüssel stifteten 1738 die Hippelschen Erben.

Ausstattung:
Die bemerkenswerte Kanzel entstand 1594. Sie trug einst Bilder von Christus, Paulus und Luther sowie Wappen von Caspar Keinwagk und Mechelet von Hofen. Im Jahr 1994 sind hier wohl Bilder von Luther und Melanchton angebracht worden.
Der Altar entstand 1862 und zeigt das Gemälde „Christus am Kreuz“ (1870/71) von Prof. Ludwig Rosenfelder (1819-1881), erster Leiter der Kunstakademie in Königsberg. Es wurde nach dem Krieg mit finanzieller Unterstützung ehemaliger Rastenburger restauriert. Der Altaraufsatz entstand 1869/70 nach dem Entwurf von Baumeister Quedenfeldt.
Das einst die Georgskirche zierende Porträt des Oberpfarrers Wilhelm Wietzendorff von 1647 im reichen Renaissancerahmen, der  aus der Gegend von Lüneburg nach Rastenburg berufen worden war, hängt heute im Museum von Allenstein.
Die Orgel ist ein Werk von Josua Mosengel von 1721. An der Orgelempore links gab es das Geweih eines Sechzehnenders mit geschnitztem Kopf.
Viele der einst zahlreichen Grabplatten von Pfarrern und Bürgern des 16. bis 18. Jahrhunderts sind nicht mehr vorhanden, auch nicht die mit der ältesten Stadtansicht von Rastenburg des Bürgers Friedrich Spiller, der, gerade zum Bürgermeister gewählt, 1625 der Pest zum Opfer fiel. Die grassierte damals in der ganzen Stadt und soll insgesamt 3.500 Menschenleben gefordert haben, wie eine Tafel, die sich einmal neben der Taufe befand, bekundete. Was an Epitaphien gerettet werden konnte, befindet sich entweder im Rastenburger oder im Allensteiner Museum.

Die Polnische Kirche
Südöstlich neben der Georgskirche steht eine schmuck- und turmlose Kapelle, die einst als „Polnische Kirche“ der masurisch sprechenden Bevölkerung bis in den 2. Weltkrieg hinein für Gottesdienste zur Verfügung stand und heute als St. Johannes der evangelischen Kirche dient.
In einem Fachwerkanbau und dem Obergeschoß des 1546 aufgestockten und 1565 bis an die Stadtmauer erweiterten Gebäudes auf der alten Kirchhofsmauer von 1480 war einst die 1545 begründete Rastenburger Schule sowie deren Rektor untergebracht. Die ursprüngliche Anlage wurde 1691 nach Norden erweitert und 1817 umgebaut.

Ausstattung:
Kanzel und Altar von 1691 wie auch die Empore sind bemerkenswert.
Außerdem befindet sich jetzt hier der lebensgroße, früher in der Georgskirche hängende gotische Kreuzesheiland aus dem 16. Jahrhundert, der allerdings als nur mäßiges Kunstwerk beurteilt wird

Rathaus
In der Neustadt existierte bis 1820 die ordenszeitliche Katharinenkirche, die man dann wegen Baufälligkeit abreißen mußte. Auf ihrem Platz errichtete man 1885/86  das Rathaus der Neustadt oder Bauernvorstadt, das heute noch steht.

Katharinenkirche
Als Namens-Nachfolger der Ordenskirche entstanden 1895/96 mit finanzieller Unterstützung der katholischen Ermländer im Stil der Neogotik nach Plänen des seinerzeit in Ostpreußen viel beschäftigten Architekten Fritz Heitmann.
Sie ist innen einfach ausgestattet, neogotisch 1904.

Kapelle des Hauptamt-Hospitals zum Heiligen Geist
Gelegen an der Burgfreiheit. Schlichter, fast quadratischer Bau aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, wohl 1361. 1694 neu aufgeführt, 1945 stark beschädigt und bis 1961 restauriert.

Kreiskrankenhaus
Auf dem Hermannsberg westlich des Oberteichs gelegen, errichtet 1913-1915, erweitert 1930-1932

Kreishaus
Bau von 1895

Altersheim
Im Georgental unterhalb der Georgskirche, das zu hübschen Spaziergängen einlädt, entwickelte sich aus einem Landsitz ein Gartenlokal, und  aus diesem machte man 1929 ein Feierabendheim als Kreis-Altersruhesitz (Architekt Stoffregen, Bremen). Es lag in einem schönen Park mit alten Kastanienbäumen, in dem auch noch ein barockes Gartenhaus von 1730 stand.

Windmühle
Im Tal der Guber gab es bis in unsere Tage die seit Gründung der Stadt bestehenden „Rastenburger Mühlen“. Davon existiert noch eine Windmühle aus Holz des 19. Jahrhunderts mit drehbarer Kappe (“Holländermühle“).

Stadtbefestigung
Der Rastenburger Befestigungsring, 1357-1370 errichtet und 1431 erneuert,  wies ursprünglich neben 2 Stadttoren, die man 1819 abriß, 13 Türme auf. Davon stehen noch der Bahrenturm mit 7 m innerem Durchmesser in der Südwestecke, rechts daneben der schlanke Josephiturm mit dem spitzen Schieferdach. In der Nordwestecke steht der Pulverturm mit Rautenmuster, in der Nordostecke der Wasserturm. Teile des Mauerrings gibt es noch im Norden und Westen der Altstadt, allerdings seit den 1960er Jahren in der Höhe vermindert

Gymnasium
An der Westmauer steht das alte Gymnasium, neogotisch 1855-1859.

Haus der Freimaurerloge
Nahe der Westmauer gelegen, 1864/65 neogotisch nach Plänen des Architekten Modricker errichtet, jetzt Kulturhaus (ul. Mickiewicza 1). Es wurde 1945 stark beschädigt, aber 1981 wieder hergestellt und im Sommer 2000 als deutsch-polnische Begegnungsstätte und Kulturzentrum eingeweiht.

Deutsches Haus
Es gibt seit dem 27. Mai 1998 das Haus der Begegnung in der ul. Polna 12 (Pieperweg), in dem die „Gesellschaft Deutscher Minderheit in Rastenburg“ untergebracht ist, zusammen  mit einer Station der Johanniter-Unfallhilfe.

Pfarrhaus
hinter dem Josephiturm, 1910 erbaut


Gierloz – Görlitz, Hitlers Wolfsschanze

Geschichte der Wolfsschanze
Ab September 1940 wurde unweit von Rastenburg im Mauerwald (Mamerki) nahe dem kleinen Ort Görlitz unter höchster Geheimhaltung das Hauptquartier Hitlers in Vorbereitung des Krieges im Osten angelegt, wobei man vorgab, Anlagen für die Chemischen Werke Askania zu bauen. Die Geheimhaltung scheint funktioniert zu haben, denn die Einwohner der umliegenden Dörfer und Städte waren ahnungslos, und es fand nie ein Luftangriff auf das FHQ statt. Warum gerade hier gebaut wurde, mag daran gelegen haben, daß leicht eine Verbindung zur Bahnlinie Berlin–Königsberg hergestellt werden konnte und ein Militärflughafen nahe Rastenburg zur Verfügung stand. Der Name des Hauptquartiers soll sich von dem Kosenamen Wolf oder Wölfchen, den Hitler in seiner Frühzeit führte, abgeleitet haben. (Sämtliche Führerhauptquartiere waren mit einem Wolfsnamen bedacht.)
Hitler hielt sich vom 24. Juni 1941 bis zum 30. November 1944 an rd. 800 Tagen in der Wolfsschanze auf. Am 24. Januar 1945 – sinnigerweise dem Geburtstag von Friedrich dem Großen, dem Idol und endzeitlichen Hoffnungssymbol – wurde die gesamte Anlage von deutschen Pioniertruppen gesprengt.

Bunkeranlage
Insgesamt entstanden hier rd. 200 Gebäude und Anlagen der verschiedensten Art. Die wesentlichen waren die möglichst komfortabel ausgestatteten Luftschutzbunker für Hitler, Göring, Bormann und für Gäste. Die Gäste kamen aus dem Inland und dem Ausland, so Mussolini, der König von Bulgarien, Admiral Horthy und andere Staatsmänner, Botschafter, Feldmarschälle, Generale, Ritterkreuzträger. Generaloberst Jodl war in einer Leichtbaracke untergebracht und Feldmarschall Keitel sowie Rüstungsminister Speer verfügten über je eine Betonbaracke. Die Wohnräume waren z. T. mit Holz getäfelt, es gab geflieste Badezimmer, fließendes kaltes und warmes Wasser, Zentralheizung etc.

Zu den historisch wichtigen Einrichtungen gehörte die – leichte – Lagebaracke, in der am 20. Juli 1944 die Attentatsbombe explodierte, die Hitler hätte töten sollen.
Die Hinterlassenschaft der Wolfsschanze ist heute ein gepflegtes Freilichtmuseum.
Auf den restlichen Fundamenten der Attentats-Baracke wurde eine Gedenktafel angebracht.


Czerniki – Schwarzstein
Geschichte

Der Ort, wo der Teufel die sagenhafte Krügersche aus Eichmedien davonkommen ließ, ist ein Dorf aus dem 14. Jahrhundert (siehe Eichmedien)

Kirche
kleines schlichtes Gebäude auf einem nach Süden und Westen abfallenden Hügel. Es stammt wohl aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts, erneuert 1749/50 und 1771/72. Der Turm wurde 1885 errichtet, und zum Ende des 19. Jahrhunderts kamen Sakristei und Vorhalle im Norden hinzu.
Von der neogotischen Ausstattung aus dieser Zeit sind noch Reste vorhanden. Das Weihwasserbecken aus Granit entstammt dem 15. Jahrhundert Die Kirche wurde 1990 renoviert.


Bezlawki – Bäslack
Geschichte
Zum Schutz vor den Einfällen der Litauer wurde im Ende des 14. Jahrhunderts, erstmals erwähnt 1402 anläßlich des Aufenthalts von Fürst Switirgall aus Litauen, in Bäslack auf einem Hügel am linken Ufer der Deime (Dajna) ein Wildhaus des Ordens angelegt, das von drei Seiten von Sumpf umschlossen und nur von Norden aus zugänglich war. Die Wassermühlen neben der Wehranlage arbeiteten schon seit 1356, und der Ort selbst erhielt seine Handfeste 1371 vom Komtur von Balga

Kirche
Da inzwischen als Verteidigungsanlage nicht mehr benötigt, wandelte man das Wildhaus 1583 in eine evangelische Kirche um. Der Fachwerk-Kirchturm auf der Südseite kam 1726-1730 hinzu. Die ordenszeitliche Architektur ist am nördlichen Giebel erhalten. Reste des Südgiebels sind im Turm vorhanden. Im obersten Stockwerk ist noch ein Wehrgang zu erkennen.
Das Hoftor stammt aus der Ordenszeit, sein giebelartiger Aufbau wohl von 1583. Vor der Südfront erstreckt sich einegroße Mauer aus Findlingen.
Das Innere veränderte man 1884 vollständig, wobei man die alte Balkendecke durch ein Tonnengewölbe ersetzte.
Die Kirche wurde 1988 renoviert und dient seitdem der katholischen Glaubensgemeinschaft.


Woplawki – Woplauken

Geschichte
Der Ort ist eine Gründung des Ordens aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts

Bei Woplauken stellte der Ordensmarschall Heinrich von Ploczk 1311 das Heer des Litauer Großfürsten Witen (1293-1316), der zuvor plündernd von Natanten durch das Ermland bis in die Gegend von Barten gezogen war und dabei 1400 Frauen gefangen genommen haben soll. Der Orden besiegte die Litauer, befreite die Geiseln und die sonstige Beute und hinterließ 3000 Tote. Eine Marienerscheinung, die sich dem Ordensmarschall angeblich in dieser Schlacht zeigte und die Kindern später in einer Linde erschien, war Ausgangspunkt für den Marienkult in Heiligelinde.
Nach der Schlacht errichtete man in Woplauken eine Burg in Holz-Erde-Bauweise, die 1387-1389 als Sitz eines Pflegers bezeichnet wurde. Heute sind davon nur noch Reste der Wallanlage westlich des Guts zu erkennen.

Gut
Das Gut war seit Anfang des 16. Jahrhunderts im Besitz der Freiherren Schenk zu Tautenburg. Der Baron von Schmidtseck erwarb es 1825 aus einer Zwangsversteigerung, weil es das Erbteil seiner Frau, einer geborenen Schenk zu Tautenburg, sein sollte. Im Januar 1945 brach der Fluchttreck nur wenige Stunden vor Eintreffen der Roten Armee auf, wurde aber im Stablack bereits überrannt. Trotzdem gelang es der Gutsfrau und einigen jungen Leuten, zu Fuß über das Eis des Frischen Haffs zu entkommen. Damit erging es ihnen besser als den Besitzern des nahen Gutes in Turwagy-Thurwangen, wo die Gutsfrau Ida Poerschke zusammen mit Tochter und Schwiegersohn beim Eintreffen der sowjetischen Soldaten erschossen wurden.

Auf mittelalterlichen Grundmauern errichtete man im 18. Jahrhundert ein Herrenhaus, das 1808 abbrannte, nach und nach wiederaufgebaut wurde und sein jetziges Aussehen zwischen 1870 und 1880 erhielt. In dem unversehrten Gebäude wurde nach dem Krieg eine Staatsgüterverwaltung untergebracht, die in den 1970er Jahren eine Restaurierung besorgte. Dennoch verfällt das Gebäude zusehends.

Ein Bild aus dem Schloß, Friedrich Wilhelm Louis von Schmidtseck (1753-1825) um 1800 darstellend, hängt jetzt im Museum von Rastenburg.

Auf dem Kapellenberg im Nordwesten, rechts der Straße nach Barten, befinden sich die Ruinen einer um 1900 gebauten neogotischen Grabkapelle.


Barciany – Barten
Geschichte des Ortes

Das Gelände bei Barten war schon in den Jahrhunderten unmittelbar nach der Zeitenwende (1.-6. Jahrhundert) besiedelt, wie Ausgrabungsfunde belegen. In späterer, pruzzischer Zeit hat sich hier der Mittelpunkt des Gaues Barten befunden, der etwa die alten Kreise Rastenburg und Gerdauen umfaßte. Der Sage nach gab einer der elf Söhne König Widewuts, Bartho, dem Land seinen Namen. Jedenfalls erinnert der „Bartensche Rekel“ an diese Zeit.

In der ältesten bekannten Urkunde von Barten erteilte der Landmeister Meinhard von Querfurt den Bartener Bürgern Butilabes sowie den Söhnen des Muntiv die Handfeste für einige Felder, die vorher andere Bürger besessen hatten. Nach einer gewissen Blütezeit, in der der Chronist Henneberger den Ort im 14. Jahrhundert bereits als „Stedlein“ bezeichnete, verlor die Siedlung ab Mitte des 15. Jhs an Bedeutung. Deshalb erhielt Barten erst 1628 unter Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg die Stadtrechte. Diese wurden 1945 wieder entzogen.

Geschichte der Burg
Auf dem Platz einer pruzzischen Fliehburg am Flüßchen Liebe (Liwna) ließen die Ordensritter der Komturei Brandenburg 100 m südöstlich der bis dahin vorhandenen Holz-Erde-Befestigung, die 1311 erstmals erwähnt wurde, 1325-1347 eine der damals typischen Wehranlagen in Backstein auf Feldsteinsockel anlegen. Am Anfang war sie Sitz von Vögten, ab 1353 von Pflegern.

Unter Hochmeister Winrich von Kniprode plante man 1377, den Platz  zur Residenz einer neuen Komturei zu erheben, was einen monumentalen Ausbau zur Folge hatte. Gegen 1390 gab man das Vorhaben aber wieder auf.

Der später berühmte Heinrich von Plauen residierte hier 1402-1406 als Pfleger der Komturei Rhein, der das Gebiet von 1393-1420 unterstand.

Schon zu Beginn des Städtekrieges (1454-1466) wurde das Ordensschloß stark beschädigt, danach aber wieder aufgebaut.
Wegen seiner finanziellen Probleme mußte der Orden die Burg 1480 verpfänden. Ab 1533 beherbergte sie den Amtshauptmann und ab 1842 war es Mittelpunkt eines privaten Gutes. Im 1. Weltkrieg brannte 1915 der Nordflügel aus und nach dem 2. Weltkrieg wurde hier der Sitz eines Staatsgutes installiert.

Gebäude des Schlosses
Im Osten der Anlage befindet sich der 18 m hohe Hauptflügel mit Torweg, errichtet ca. 1380-1390. Er enthielt im Hauptgeschoß die Kapelle mit geplantem sechszackigem Sterngewölbe, deren Spitzbogenfenster – rechte Seite – großenteils zugemauert sind, und den geplanten Kapitelsaal – linke Seite. Unter dem Dach erkennt man die Schießscharten des Wehrgangs und in Sichthöhe die schießschartenähnlichen Fenster des Kellergeschosses. Zu beiden Seiten des Eingangs erstrecken sich Räume mit Kreuzgewölben, deren Rippen aus profilierten Backsteinen erhalten sind, südlich vom Torweg die Küche. Im Hausmeisterstübchen nördlich des Durchgangs befand sich der zentrale Heißluftofen, der vor allem den Kapitelsaal beheizte.
Während der Errichtung des Nordflügels wurde der große Ausbau bereits wieder gestoppt. Deshalb setzte man auf das schon fertige Erdgeschoß nur noch ein Wohnstockwerk für den Pfleger auf, dessen Räume mit einer Holzgalerie verbunden wurden, die diesen Teil des Hofes umgab. Beim Brand 1915 stürzten die Zwischendecken und Gewölbe ein und wurden danach vereinfacht wiederhergestellt. Die Giebel an den Schmalseiten blieben erhalten.
Anstelle des Westflügels errichtete man zu herzoglicher Zeit 1583  unter Leitung des Baumeisters Blasius Berwart aus Königsberg einen Speicher.
An der südlichen Mauer, die als Wand eines nicht mehr gebauten Flügels dienen sollte, installierte man im 18. Jahrhundert Wirtschaftsgebäude.
Von den ursprünglich zwei zylindrischen Türmen ist nur noch der nordöstliche erhalten. Er ist so niedrig, weil er nicht mehr dazu diente, Wurfgeschosse auf den Feind zu schleudern, sondern das Vorfeld mit Feuerwaffen kleineren Kalibers, den „Hakenbüchsen“, beschießen sollte. Hier sieht man, wie die fortschreitende Waffentechnik die Architektur der Wehrbauten beeinflußte. Im Unterbau des Turm befindet sich eine abgelegene kleine Zelle, bei der man aufgrund spezifischer Öffnungen in Wänden und Gewölbe die Folterkammer vermutet.

Der „Bartensche Rekel“ mit dem Horn in der Hand vor der Brust, eine jener mysteriösen archaischen Granitfiguren aus dem 10. bis 12. Jahrhundert, stand ehemals im Burggarten vor der Feldseite des Ostflügels und befindet sich heute auf dem Parcham der Kapitelburg in Olsztyn-Allenstein.

Kirche Saalbau ohne Chor von 1389, nach einer Quelle aus dem 16. Jahrhundert sogar aus derselben Zeit wie die Burg, also 1325-1330. Sakristei im Süden, um 1400 mit Tonnengewölbe versehen. Den Ostgiebel baute man 1714 um, die südliche Vorhalle mit neuem geripptem Kreuzgewölbe entstand 1783. Der Turm aus dem 16. Jahrhundert wurde 1729-1741 durch Maurermeister Hünchen und Zimmermann Effried aus Königsberg wiederaufgebaut und erhielt das heutige Dach 1804.

Im Innern gab es ursprünglich wohl ein Gewölbe. Jetzt wird der Kirchenraum von einer Holzdecke oben abgeschlossen.  Die Kirche wurde 1989/90 innen renoviert, ist der Unbefleckten Empfängnis Mariens geweiht und dient der katholischen Glaubensgemeinde.

Ausstattung:
Der Altar mit dem Wappen der Familie von Rautter ist von 1643;
die Orgel ist ein Werk von Adam Gottlob Casparini aus Königsberg, 1750.
Zarin Katharina die Große schenkte während der Besetzungszeit im 7jährigen Krieg (1756-1763) zwei Kronleuchter aus Messing, signiert mit dem Doppeladler, einer angefertigt 1699 und einer „renovon 1751“.

Grab des Wallenstein-Mörders?
Auf dem Kirchhof befand sich ein Grabstein mit der Inschrift „Thomas Gordon aus Aberdeen, gestorben 1637 in Barten“. Das soll der Mörder von Wallenstein gewesen sein

Hierzu schickte Herr Peter Engerisser (D- 96317 Kronach) 2008-05-20 folgende Anmerkung:

Johann (John) Gordon, einer der drei Exekutoren Wallensteins, starb jedoch 1649 in Danzig und liegt in Delft, Holland, begraben (vgl. Srbik, Wallensteins Ende, S. 264 und Th. A. Fisher, The Scots in Germany, Edinburgh 1902).
Von den zahlreichen Vertretern der aus Aberdeen ausgewanderten Gordon hatten sich zu Ende des 16. und Beginn des 17. Jahrhunderts eine ganze Anzahl in Ostpreußen, meist als Kaufleute niedergelassen. Dazu ist wohl auch der hier erwähnte Thomas Gordon zu rechnen. Vergl.: Th. A. Fischer: The Scots in Eastern and Western Prussia (Edinburgh, 1903). Th. A. Fischer erwähnt auch den Grabstein in Barten: dieser war jedoch nicht für Thomas Gordon, sondern von Thomas Gordon für einen gewissen Alexander Schant, geboren in Aberdeen, gestiftet worden, der in Barten im Jahr 1637 im Alter von 55 Jahren gestorben war (s. Fischer, ebd., S. 10).
Ein schönes Beispiel, wie sich Mythen und Legenden entwickeln können ;-)


Rodele – Rodehlen
Gutshaus
Dicht an der Straße von Rastenburg nach Barten steht das Herrenhaus des Gutes in Rodehlen. Das Gut wurde 1427 mit nur 5 Hufen gegründet und gehörte lange zur Besitzung Dönhofstädt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es Bestandteil der Begüterung Skandau, die sich damals im Besitz der Grafen von Schwerin befand. Sophie Gräfin von Schwerin, geborene Gräfin Dönhoff, schenkte es ihrer Nichte Adele zur Hochzeit mit Werner Gebhard Louis von Alvensleben-Neugattersleben aus der Altmark 1859 neben dem Gut Dombehnen. Das Gutshaus entstand 1859-1861 und ist typisch für Landsitze des 19. Jahrhunderts, deren Architekten sich dem Schinkelschen Geist verpflichtet fühlten, wobei das Gutshaus in Skandau, das Schinkel mitgestaltete, Pate stand.
Das Haus in Rodehlen hat 10 Fensterachsen mit Rundbogenfenstern. Das Quadermuster der Mauern ist nur aufgemalt. Eine Auffahrt führt zum überdachten Portal mit zwei Türen. Unter dem Satteldach gibt es ein Viertelgeschoß mit Kreisluken. Nach dem 2. Weltkrieg hielt eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die 20 ehemalige Güter im Umkreis verwaltete, die Anlage in Ordnung.


Srokowo – Drengfurt
Geschichte
Am Fuße des 157 m hohen Fürstenauer Berges (Diabla Gòra), auf dem ein Bismarckturm aus roten Ziegeln thront,  und entlang des Ufers der Omet  (Omet) wurde ein Angerdorf gegründet, das 1387 die Handfeste erhielt. Die junge Siedlung entwickelte sich auch ohne den Schutz durch eine Burg recht günstig, so daß Hochmeister Konrad von Jungingen 1405 das Stadtprivileg ausfertigen lassen konnte.
Als Folge der starken finanziellen Anspannung insbesondere nach dem Städtekrieg (1454-1466) mußte Drengfurt 1469 an den Söldnerhauptmann Vogt verpfändet werden.
In die sonst ruhige Entwicklung des Städtchens brachten die Tataren einen tiefen Einschnitt, als sie 1657 die Ackerbürger- und Handwerkersiedlung gründlich zerstörten, neben der Kirche auch viele Bürgerhäuser. Etliche Einwohner wurden getötet.
Danach aber setzte sich der ruhige Gang in der Stadt bis in unsere Tage fort. Allerdings gab es immer wieder große Stadtbrände, sieben Mal zwischen 1521 und 1933 wurden mehr oder minder große Abschnitte der Stadt zerstört.
Im 2. Weltkrieg gingen etliche Bauten in Drengfurt verloren und das Stadtrecht wurde danach kassiert.
Nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Stadt einen Namen, der sich von dem Vorsitzenden der polnischen Umbenennungskommission, Srokowski, ableitet, die 1945 damit beauftragt war, für die alten deutschen Namen der Städte und Dörfer möglichst polnisch klingende neue Bezeichnungen zu finden.

Rathaus
Das Rathaus am Markt – erster Bau 1608-1611 – ist ein Spätbarockbau, entstanden 1772-1775 nach Plänen von Landbaumeister Fetter. Der Glockenturm mit Uhr wurde 1818 von Landbaumeister Stobbe aufgesetzt.
Vor seinem Portal, das von dem Wappen Kurfürst Johann Sigismunds verziert ist, stehen drei Eichen: eine symbolisiert die deutsche Einheit von 1871, eine weitere den Frieden und ein Baum wurde zur Erinnerung an das Dreikaiserjahr 1888 gepflanzt.
Der an das Rathaus angrenzende Fachwerkspeicher entstand in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Kirche
Die 1409 vollendete Saalkirche wurde 1577 erneuert, wobei man vermutlich den Turm erhöhte, und nach dem Tatareneinfall 1657 wieder aufgebaut, wobei man die Turmhöhe auf 31 m reduzierte. Dabei ersetzte man das ehemalige Kirchengewölbe durch eine flache Holzdecke auf Pfeilern, baute aber eine Empore neu ein, von der drei Brüstungsfragmente mit bemalten Füllungen noch vorhanden sind.
Die Vorhalle im Süden und die Sakristei im Norden behielten dagegen ihre alten Kreuzgewölbe. Den Giebel der Vorhalle erneuerte man im Anfang des 18. Jahrhunderts, den Turm restaurierte man 1708/09, die Strebepfeiler an seinem Fuß brachte 1712 Maurermeister Matz aus Königsberg an.
Eine gründliche  Renovierung der Kirche erfolgte 1824, und 1897 erneuerte man die Holzdecke.

Ausstattung:
Altar von Bildhauer Wilhelm Biereichel aus Rößel, 1824, mit Bildern von Johannes Strunge aus Rößel.
Skulptur der Muttergottes mit Kind im Altar von ca. 1410. 
Kanzel von 1897,
drei Glocken von 1870-1873,
achteckige Taufschüssel aus Messing von 1664,
Orgel von Fa. Preuß, Königsberg, 1769.
Bild der „Dreieinigkeit“ von Christian Müller, gemalt 1678.
In der Turmhalle Weihwasserbecken aus Granit 15. Jahrhundert

Pfarrhaus
neoklassizistischer Bau des 19. Jhs

katholische Kapelle
im Westen des Ortes, entstanden 1937


Jaglawka – Jäglack
Geschichte des Ortes
Zwischen Barten und Drengfurt stößt man in Jäglack auf das Dorf „Jokehnen“ in den Romanen von Arno Surminski. Hier wurde der Schriftsteller geboren. Sein Geburtshaus existiert nicht mehr, die Fundamente sind von Brennesseln überwuchert. Nur der Birnbaum im Garten wächst unverdrossen. Es gibt aber noch den großen Dorfteich, die Volksschule, den Dorfkrug und einzelne Bauernhöfe

Herrensitz
Das Schloß ist gut erhalten. Es war ursprünglich ein Jagdhaus der Ordensritter aus Barten, gebaut im 15. Jahrhundert und von den Tataren zerstört im 17. Jahrhundert. Aus der Ordenszeit sind noch Tonnen- und Kreuzgewölbe im doppelstöckigen Keller erhalten. 1848 veränderte ein Maurermeister aus Barten den Gebäudekomplex im italienisch-gotischen Stil mit breitem Giebel und Tudorfenstern und fügte vor allem zwei Türme mit je vier Pfefferbüchsen an.

Gut
Besitzer des Gutes war von 1825-1945 ein Zweig der Familie Siegfried.
Die Grundfläche betrug 550 ha, davon 100 ha Wald und 18 ha wunderschöner Gutspark. Man baute hauptsächlich Zuckerrüben an, denn der Boden war in dieser Gegend sehr fruchtbar, außerdem Kartoffeln. In zwei Gewächshäusern pflanzte man Feldgemüse.
Es gab ein Pferdezucht mit 44 Pferden, halb Kaltblut, halb Warmblut, eine Rinderzucht mit 80 Herdbuchkühen zzgl. Nachwuchs, 25 Muttersauen und eine Geflügelzucht. Außerdem wurden Karpfen gezüchtet. Bewirtschaftet wurde dies alles zuletzt von Gerhard Kiehl, Pächter und Schwiegersohn des alten Siegfried, der 1942 starb.

Arno Surminski
Der berühmte Schriftsteller wurde 1934 in Jäglack als Sohn eines Stellmachers geboren. Nach der Deportation seiner Eltern durch die Sowjets blieb er allein in Ostpreußen zurück. Nach Aufenthalten in Lagern wurde er 1947 nach Deutschland ausgewiesen und von einer Familie aus seinem Heimatdorf, die schon 6 Kinder hatte und in Schleswig-Holstein gelandet war, aufgenommen.
Er lernte in einem Rechtsanwaltsbüro, arbeitete in kanadischen Holzfällercamps und dann 10 Jahre lang in der Rechtsabteilung eines Versicherungsunternehmens. Seit 1962 lebt er in Hamburg, ist seit 1972 Fachjournalist für Wirtschafts- und Versicherungsfragen  und schreibt erfolgreiche Bücher, vornehmlich über Ostpreußen: u. a.  „Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?“ (1976),  „Kudenow oder An fremden Wassern weinen“ (1978), „Polninken oder Eine deutsche Liebe“ (1984), „Sommer vierundvierzig oder Wie lange fährt man von Deutschland nach Ostpreußen?“ (1997), „Aus dem Nest gefallen“ (1976), „Damals in Poggenwalde“ (1983), „Kein schöner Land“, „Besuch aus Stralsund“, „Eine gewisse Karriere“


Skandlawka – Skandlack
Gut
Die Ländereien in Skandlack, unweit nordwestlich von Jäglack, gehörten zur Familie Siegfried auf Jäglack.  Hier steht ein spätklassizistischen Gutshaus von 1844. Es wird jetzt von mehreren Familien bewohnt. Der Gutspark ist verwildert.
Gisela Siegfried aus der Linie Skandlack besitzt die Gaststätte „Heimathof“ im Teutoburger Wald


Wilczyny – Wolfshagen
Urwüchsige Natur
Das Dorf nordöstlich von Jäglack lag vor 1945 sehr abgeschieden an unbefestigten Straßen, ohne Eisenbahnanschluß und ohne Durchgangsstraße. Mitten durchs Dorf floß die Omet und über ihre saftigen Wiesen zwischen Dorf und Wald schlängelte sich das „Schwarze Fließ“, ein Bach. Im Nordosten, um den Masurischen Kanal herum, erstreckte sich die größte Waldfläche der Gegend, die Marschallsheide. Das dazugehörige Forsthaus lag malerisch am Kaschollsee, auch Königssee genannt nach Förster König. Im anschließenden Forst Leitnerswalde gab es im tiefsten Dickicht eine von sumpfumgebene Insel. Hierher retteten die Wolfshagener Bauern zur Napoleonzeit ihr Vieh und im 2. Weltkrieg versteckte sich hier ab 1944 eine sowjetische Funkabteilung, die durch Fallschirmabsprung dorthin gelangt war.


Drogosze – Groß Wolfsdorf
Geschichte des Dorfes
Groß Wolfsdorf
wurde 1361 gegründet. Der Name leitete sich ab von Konrad von Wolffersdorff aus einer alten sächsischen Adelsfamilie, der Anfang des 14. Jahrhunderts das Land vom Orden erhalten hatte. Seit dem 15. Jahrhundert war die Familie von Rautter auf Gut Groß Wolfsdorf ansässig. Nachdem Boguslav von Dönhoff in die Familie von Rautter eingeheiratet und ein prächtiges Barockschloß errichtet hatte, nannte man den Gutsbezirk „Dönhofstädt“, während das Dorf seinen Namen Groß Wolfsdorf beibehielt. Nach dem 2. Weltkrieg galt für beide Komplexe der Name „Drogosze“.

Kirche
Vermutlich schon Ende des 14. Jahrhunderts errichtete man eine der hdeiligen Maria geweihte Kirche. Jedenfalls mußte 1589 das Kirchengebäude wegen Baufälligkeit weitgehend abgerissen werden. Der damalige Kirchenpatron, Ludwig von Rautter, sorgte für einen Neubau, der 1593 eingeweiht wurde.
Der Kirchenraum wird überdeckt von einem hölzernen Tonnengewölbe mit Stuckverzierungen.
Die Krypta unter der Sakristei entstand zur Zeit des Neubaus unter Ludwig von Rautter. Einer seiner Nachfolger, Achatius zu Dohna, ließ für seine Familie 1650 ein Grabgewölbe bauen. Er starb 1651 an seinem Hochzeitstag. Sein Epitaph wurde später hinter dem Altar in die Wand eingelassen. Auch die Familie Dönhoff sorgte für eine Familiengruft, die 1742 im Norden angebaut wurde und mit allegorischen Figuren von Johann Heinrich Meißner verziert war.

Ausstattung:
Im Jahr 1593 stiftete Ludwig von Rautter eine Kanzel, die von 5 kanellierten Säulen getragen wurde. Der Altar stammte damals noch aus dem Vorgängerbau. Er wurde wohl 1835 – bereits in die Sakristei verbannt – bei der „Reinigung der Ausstattung im reformierten Sinn“ entfernt. Eine weitere „Reinigung“ gab es 1965, als nach der gründlichen Renovierung der Kirche die Ausstattungsgegenstände des 18. und 19. Jahrhunderts beseitigt wurden. Die heutige Ausstattung ist modern.
Als Besonderheit gab es einen Kronleuchter aus Messing, zu dem ein kleines nacktes Männchen gehörte, das einen Speer hielt und auf einem Adler ritt
Die Herrschaftsloge neben dem Altar – mit Fenstern, schön geschnitzt und bemalt – wurde 1690 installiert.
Der Emporenanbau im Süden ist von 1788

Pfarrhaus
Das alte barocke Pfarrhaus von 1618, zwischendrin Pfarrers-Witwensitz, brannte 1924 ab, wurde aber seinerzeit ziemlich orginalgetreu wieder aufgebaut. Daneben gab es ein jüngeres Pfarrgebäude

Geschichte von Schloß Dönhofstädt
Kurz vor der Wende zum 18. Jahrhundert brannte 1690 das alte, zweigeschossige Renaissanceschloß – vom Blitz getroffen – ab, das 1596-1606 unter dem Landhofmeister Ludwig von Rautter (1542-1614) errichtet worden war. Der damalige   Besitzer Boguslav-Friedrich von Dönhoff, der mit einer Tochter der Familie Rautter verheiratet war, Sohn des ostpreußischen Stammvaters Friedrich der Familie Dönhoff, der Großwolfsdorf 1681 für 42.284 Taler gekauft hatte, ergriff nach dem Brand die Gelegenheit, 1710-1716 eines der eindrucksvollsten der sog. Königsschlösser in Ostpreußen entstehen zu lassen, wobei er sicher dabei auch einen Wunsch seines prunkliebenden Landesvaters, König Friedrich I. in Preußen, erfüllte. Er ließ den Baumeister John de Collas auf die Pläne für das Dönhoffsche Schloß in Friedrichsstein zurückgreifen, die Jean de Bodt (1670-1745), Nachfolger Nehrings in Berlin und Architekt des Zeughauses Unter den Linden, konzipiert hatte. Die Seitenflügel, die eine ziemliche Disproportion hervorriefen, kamen bis 1766 nach Plänen von Gotthold Wilhelm Maurach hinzu. Dann aber war die Anlage mit 27 Fensterachsen und fast 100 m Länge das größte Schloß Ostpreußens mit 52 Zimmern und angeblich 365 Fenstern. Man nannte es auch das „ostpreußische Versailles“.
Die Vorbilder für den Schloßbau kamen aus dem damaligen Frankreich Ludwigs XIV., wo Louis Perrault den Louvre  und Jules Hardouin-Mansart das Schloß Versailles gestalteten. Für das Portal mit den vier Kolossalsäulen stand der Italiener Andrea Palladio (1508-1580) Pate, der in England, wo Jean de Bodt einen Teil seiner Lehrzeit verbrachte, insbesondere den Landhausbau stark beeinflußt hatte. Die Aufschüttung für die Auffahrt erfolgte erst um 1785. Vorher führten Treppen zum Eingang hinauf. Um 1850 wurde der Schloßkomplex neogotisch verändert.
Nachdem der letzte Erbe aus der Familie Dönhoff, Stanislaus, 1819 im Alter von 17 Jahren in einem Duell den Tod fand, gelangte die Besitzung durch Erbschaft an die Dohna, danach an die Grafen zu Stolberg. Der letzte deutsche Besitzer war der Reichstagsabgeordnete, Bismarckforscher und Nazi-Gegner Albrecht Graf zu Stolberg-Wernigerode (1886-1948).

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Schloß von 1954-1991 als Landwirtschaftliches Lehrzentrum genutzt. 1975 erfolgte eine Restaurierung. Seit 1993 befindet es sich in Privatbesitz bzw. steht leer und droht, zu verfallen.

Die Bibliothek von Dönhoffstedt – 2 Lastwagen mit Büchern, darunter 2 ägyptische Papyrusrollen und ein Gästebuch mit Eintragungen von Napoleon I. und Kaiser Wilhelm II. – wurde nach dem Krieg der Universität in Thorn übergeben. Möbel und Gemälde der einst reichhaltigen Ausstattung befinden sich im Schlößchen von Mohrungen.

Einzelne Schloßbewohner
Der erste Schloßbauherr, Landhofmeister Ludwig von Rautter, unternahm statt der damals üblichen Kavalierstour eine Reise nach Konstantinopel und ins Heilige Land, die 5 Jahre dauerte und seinerzeit als außergewöhnlich angesehen wurde. Über seine Erlebnisse verfaßte er einen Bericht.
Der Bauherr der Barockanlage, Boguslav-Friedrich Graf von Dönhoff war mit mehr als 150 kg eine ziemlich gewichtige Persönlichkeit. Er mußte seinen Militärdienst quittieren, weil er nicht mehr aufs Pferd kam.
Die zweite Frau seines Vaters Friedrich, eine geborene Maria von Rautter, überlebte als einzige von 15 Geschwistern die Pest. Zum Dank pflanzte sie auf einer Bastion im Schloßpark von Dönhofstädt eine Eiche, die zumindest 1945 noch stand.

Hauskapelle
Im Ostflügel des Schlosses. Dieser Raum mit seiner gewölbten und teils stuckverzierten Decke entstand in der Anfangszeit um 1725, wobei die Dönhoffs dem reformierten Glauben anhingen wie auch die Hohenzollern. In der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte man die Ausstattung der Kapelle umfassend nach dem Vorbild der Sakristei von St. Gereon in Köln. Diese Veränderungen in der Kapelle sind der architektonische Ausfluß jener Zeit während der Regierung Friedrich Wilhelms Ivon, als Dönhofstädt einer der geistigen Mittelpunkte in Ostpreußen war und sich insbesondere auch viele geistreiche Frauen hier hervortaten.

Ausstattung:
Der Altar wurde in Rom aus carrarischem Marmor angefertigt, und das dazugehörende Marmorflachrelief der Grablegung Christi, das sich heute in der St. Johanneskirche von Bartenstein befindet, war das Werk von August Wittig, 1858, der auch die Basreliefs der Taufe und der Auferstehung Christi in weißem Marmor gestaltete.
Die Orgel eines Königsberger Herstellers wurde 1730 eingebaut. Ihr mechanisches Gebläse tauschte man um 1935 durch ein modernes elektrisch gesteuertes aus.

Mausoleum
Seit 1889 gibt es ein Mausoleum als Anbau zur Schloßkapelle, gestaltet vom Bildhauer Eduard Lurssen, wo Sarkophage der Familien Dönhoff, Dohna und Stolberg-Wernigerode zu finden sind oder waren

Damwild-Kolonie
Der König von Polen schenkte den Dönhoffs um 1690 eine kleine Herde Damwild aus Kleinasien, wobei anzumerken ist, daß der Hofjägermeister des polnischen Königs, Graf Dönhoff, ein Vetter der ostpreußischen Dönhoffs war. Die Tiere  hegte man in der Pomnicker Heide hinter Gattern. Der Waldbezirk wurde später Teil des 76 ha großen Schloßparks, in dem z. Zt. ein Linden-Naturschutzgebiet entsteht, und die Tiere bildeten einen maßgeblichen Grundstock für den späteren Damwildbestand in Ostpreußen


Parys – Paaris
Geschichte
Die Handfeste des Ortes ging verloren, aber seine Gründung dürfte um 1370 erfolgt sein

Kirche
Erbaut im 14. Jahrhundert, Ostteil etwa 1370-1380, Westteil bei einer Erweiterung um 1400 entstanden. Der 30 m hohe Turm mit dem spitzbogigen, abgetreppten Eingangsportal wurde wohl erst im 15. Jahrhundert vorgebaut. Die kreisförmige Öffnung über dem Eingang dürfte jüngeren Datums sein. Den Abschluß des Turms bilden die beiden Staffelgiebel. Der Ostgiebel wurde 1599 durch Formen im Zeitgeschmack ersetzt, wobei der ursprüngliche Fries noch erkennbar ist, und erhielt seine jetzige Gestalt bei einem Umbau 1706. An der Nordseite der Kirche sind eine Vorhalle und die Sakristei angebaut.
Innen wird das Kirchenschiff nach oben durch eine flache Holzdecke abgeschlossen, die man 1890 erneuerte.

Ausstattung:
Den Altar gestaltete Isaac Riga aus Königsberg. Er wurde von Johann Müller bemalt und 1703 aufgestellt.


Garbno – Lamgarben
Geschichte
Vor über 100 Jahren entdeckte man auf einer Anhöhe bei Lamgarben, die man allgemein als Schanze bezeichnete, Fundamentreste einer Wehranlage, die nach Abmessung und Grundriß zu einem Wildhaus des Ordens gehört haben müßten. Man fand heraus, daß die Burg 1328 errichtet, um 1400 ähnlich groß ausgebaut wurde wie Bäslack, 1437 als Kammeramt erwähnt und vermutlich im Städtekrieg (1454-1466) vollkommen zerstört wurde. Sie stellte ein Zwischenglied der Burgen von Leunenburg bis Rastenburg dar, das half, die damals bis hierher reichende Wildnis zu kolonisieren und militärisch zu sichern. Als nach erfolgreichem Abschluß dieser Maßnahmen weiter östlich eine neue Burgenkette von Angerburg bis Johannisburg mit demselben Ziel aufgebaut wurde, verlor das Wildhaus in Lamgarben an Bedeutung und geriet sogar in Vergessenheit

Prominenz
Am Gutshaus von Lamgarben wurde 1998 vom Ermländisch-Masurischen Verband deutschstämmiger Landfrauen eine zweisprachige Gedenktafel angebracht, gestiftet vom Niedersächsischen Landfrauenverband,  mit folgendem Text: „Hier lebte und wirkte in den Jahren 1880-1911 die Begründerin der Landfrauenbewegung Elisabet Boehm, geb. Steppuhn. Vor 100 Jahren reifte hier eine Idee, die heute Landfrauen auf der ganzen Welt verbindet. Garbno (Lamgarben) 1998“. Die deutsche Landfrauenbewegung feierte 1998 im Berliner Olympiastadion ihr 100jähriges Bestehen. Elisabet Boehm lebte vom 27. Septemer 1859 bis zum 30. Mai 1943.

Kirche
Das Dorf verfügte vermutlich schon Mitte des 14. Jahrhunderts über eine Kirche. Davon zeugt noch der Turm aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Kirchenschiff wurde 1728-1732 durch einen Neubau ersetzt, 1740 von Tischler Christian Böttcher mit einem Gewölbe versehen. Auf dieses fiel 1818 bei einem Orkan der Turm. Die Reparaturarbeiten bis 1824 leitete Landbaumeister Felisch.
Im 2. Weltkrieg wurde das Langhaus samt seiner Ausstattung zerstört, die Kirche danach wieder aufgebaut und modern eingerichtet.
Vor der Kirche steht das Weihwasserbecken des 15. Jahrhunderts aus Granit


Kraskowo – Schönfließ
Gründung
Die Gemeinde entstand um 1350

Kirche
Die Kirche ohne Chor baute man in zwei Abschnitten: der Ostteil wurde Ende des 14. Jahrhunderts, der Westteil in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. Die oberen Geschosse des Turms mit dem Unterbau aus dem 15. Jahrhundert entstanden 1875 neu. Im Norden der Kirche wurden 1678 Sakristei und Vorhalle angebaut. Der spitzbogige Zugang von der Vorhalle ins Kircheninnere weist eine Einkerbung in lateinischen Majuskeln auf: „Christof Herndorff den 13. Mai Anno 1678“, wobei der Grund für die Gravur nicht erklärt wird.
Das Kircheninnere liegt unter einer flachen Holzdecke.

Ausstattung:
Ältester Einrichtungsgegenstand ist der Altar von 1645 mit Holzschnitzereien und Bildern. Den Sockel des Altaraufsatzes ziert ein Abendmahlsbild von Stephanus Eisenbergk.
Die Kanzel, um 1648, ist mit toskanischen Säulchen an den Ecken und mit Ölbildern der vier Evangelisten und des Heilands geschmückt.
Die Kanzeltreppentür an der Südwand weist Wappen der Grafen von und zu Egloffstein und der von Dönhoff auf.
Taufkapelle in der Nordostecke, 17. Jahrhundert,
Kronleuchter aus Messing: 17. Jahrhundert,
Beichtstuhl: 1725.
Stuhlreihe mit hübschen Schnitzereien, evt. spätmittelalterlich


Gudniki – Gudnick
Gründung
vermutlich um 1340

Kirche
Beginn des Kirchenbaus ca. Mitte 14. Jahrhundert, erste Erwähnung 1483. Dabei älterer westlicher Teil, Mitte 14. Jahrhundert, und jüngerer Ostteil mit angebauter Sakristei, 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Umfassende Restaurierung 1731-1733. Dabei Anbau der südlichen Vorhalle, Anbringen des geschweiften Giebels an der Sakristei, Erneuerung des Ostgiebels und teilweise des Westgiebels, Bau des hölzernen Turmstumpfs. Am Ostgiebel vermerkte weitere Renovierungen 1855, 1905, 1924. Verbreiterung der Fenster 1927.
Innen Balkendecke mit volkstümlicher Bemalung von Johann Jerusalem aus Friedland, 1744.

Ausstattung:
Altar von 1626,
Kanzel von 1656, Schalldeckel der Kanzel mit Figuren von 1740;
Orgel von 1740
Orgelempore 1744


Tolkiny – Tolksdorf
Kirche
entstanden Ende 14. Jahrhundert. Der Turm ist teilweise, das Langhaus ganz aus Feldsteinen zusammengefügt. Die Sakristei, im Norden um 1400 nachträglich angefügt, besitzt ein Tonnengewölbe. An der Tür ihres Stichbogenportals hing noch ein mittelalterliches Schloß mit Klopfring. Der Turm wurde im 15. Jahrhundert angefügt und gegen 1500 vollendet, seine Obergeschosse mit den rundbogigen Ziegelblenden ersetzten im 19. Jahrhundert den ehemaligen Holzaufbau..
Der Innenraum wird von einer flachen Holzdecke überspannt.

Ausstattung:
Der Altar ist von 1604 und 1607, seine Holzschnitzereien stammen teilweise noch aus der vorreformatorischen Zeit, so z. B. die Darstellung der Dreieinigkeit. Die Bilder auf den Flügeln des Schreins sind von Valentinus Helendorf und Gregorius. Auf der Rückwand des Altars steht: Michel Großmann 1675, und diese Anmerkung bezieht sich auf eine Restaurierung in diesem Jahr.
Die Kanzel ist barock vom Anfang 17. Jahrhundert mit toskanischen Pilastern an den Ecken und Ölgemälden der vier Evangelisten.
Stühle aus dem 17. Jahrhundert und von ca. 1560
Granit-Taufstein aus dem 15. Jahrhundert

Gut
Das Schloß in Tolksdorf, zur Ordenszeit von einem Wassergraben umgeben, wurde 1650 von Baumeister Georg Müller barock verändert und um 1830 spätklassizistisch um- und ausgebaut. Leider fiel es dem letzten Krieg zum Opfer. Nur Teile des Kellers aus dem 16. Jahrhundert blieben unter wucherndem Gestrüpp übrig.

Im Vorwerk Banaszki-Plötnick stand ein kleineres Herrenhaus als Witwensitz und Beamtenwohnung

Prominenz
Bis zuletzt wohnte hier Heinrich Graf zu Dohna, geb. 1882, der als Teilnehmer an der Widerstandsbewegung gegen Hitler am 14. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Die Verschwörer hatten ihn als Oberpräsidenten von Ostpreußen vorgesehen, und die Bitte, für dieses Amt zur Verfügung zu stehen, überbrachte Marion Gräfin Dönhoff.
Seine Frau Maria-Agnes entstammte der Familie von Borcke, die seit 1772 hier ansässig war. Sie wurde zusammen mit ihrem Mann am 21. Juli 1944 verhaftet, überlebte aber im Konzentrationslager Ravensbrück


Lankiejmy – Langheim
Geschichte
Das Dorf erhielt 1367 die Handfeste von Winrich von Kniprode. Lokator war Hans Straupe. Der Name des Ortes leitet sich aus dem Pruzzischen ab und bedeutet „Sumpfgelände“

Kirche
Für den Bau der ordenszeitlichen Kirche ohne Chor im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts wurden vorwiegend Feldsteine verwendet, beim wohl rd. 100 Jahre später angebauten Turm auch für den Unterbau. Dessen obere drei Stockwerke sind aus Ziegeln gemauert. An der Ostwand und an zwei Turmseiten befinden sich schöne Staffelgiebel vom Rastenburger Typ. Im Süden ist eine Vorhalle angebaut, im Norden die Sakristei sowie daneben ein Gruftgewölbe.
Der Innenraum wird von einer trapezförmigen Holzdecke abgeschlossen..

Ausstattung:
Der Altaraufsatz mit verschiedenen Ölgemälden und Schnitzfiguren wie Peter und Paul entstand 1682, die drei weiblichen  Heiligen ganz oben um 1515.
Die Kanzel mit Ölbildern der vier Apostel, toskanischen Säulchen an den Ecken, dazwischen geschnitzte Rundbögen auf Pilastern, wurde 1687 angefertigt. Die Kanzeltreppe ist mit Bildern von Petrus, Paulus und der Himmelsleiter verziert. Auf dem Schalldeckel befindet sich ein spätmittelalterliches Kruzifix von ca. 1515 wie die 3 Heiligen des Altars.
Ein eisernes Renaissancegitter mit Blättern und Blüten aus Eisenblech wurde um 1600 geschmiedet,
die Orgelempore ist von 1686
Orgel von 1822 als Werk des Orgelbauers Scherweit aus Königsberg.
Vor dem Altar gibt es vier Grabsteine von Familienmitgliedern der Truchseß von Wetzhausen aus einem Zeitraum von 1584 bis 1624 und an der Wand Reste eines Epitaphs aus dem 17. Jahrhundert für Martin Sigismund Truchseß.

Gut
Das Gut in Langheim kaufte 1728 der polnische Oberst Heinrich Wilhelm von d. Groeben (1657-1729), bereits Besitzer von Gut Ponarien, mit Geld, das teilweise noch aus der Kriegsbeute von Feldzügen gegen die Türken stammte, an denen Friedrich von d. Groeben unter König Johann Sobieski teilgenommen hatte. Heinrich Wilhelm ließ auch die Familiengruft in Langheim anlegen.
Das klassizistische Schloß entstand 1798-1805, brannte im letzten Krieg teilweise ab, wurde danach aber wiederhergestellt.
Als die vier Söhne von Heinrich Wilhelm 1729 erben sollten, vereinbarten sie unter sich, um das Gut ungeteilt zu erhalten, daß das Los über das Erbe entscheiden sollte. Das Gewinnlos zog Wilhelm Ludwig von der Groeben (1710-1785). Er blieb unverheiratet und brachte den gesamten Besitz 1742 in eine Familienstiftung ein mit der Weisung, daß die Erträge daraus allen Familienmitgliedern ein standesgemäßes Leben ermöglichen sollten. Er bestimmte dabei außerdem, daß Nichtsnutze und Faulpelze für eine begrenzte Zeit, in schweren Fällen auch gänzlich vom Nießbrauch auszuschließen seien


Korsze – Korschen
Entstehen des Eisenbahn-Knotens
Korschen war einst ein weithin bekannter Umsteigebahnhof, weil sich hier die Bahnlinien Berlin-Petersburg und die Ostpreußische Südbahn kreuzten. Daß es gerade hier dazu kam, lag an dem Fortschrittsglauben der einen und der Fortschrittsverweigerung der anderen. Und das war so:
Der sich gerade zum Eisenbahnmagnaten emporarbeitende Bethel Henry Stousberg aus Neidenburg bekam 1863 zusammen mit dem Grafen Lehndorff-Steinort die Konzession für die Südbahn, die von Pillau nach Königsberg und von dort über Lyck nach Prostken führen sollte. Die Bahn brauchte Land für die Bahntrasse und der Gutsbesitzer Boehm aus Glaubitten kam dem Projekt durch Landabtretung sehr entgegen, während die Stadt Schippenbeil sich unter dem Druck der eigenen Fuhrunternehmer einem Eisenbahnanschluß verweigerte. So wurde in Korschen ein Bahnhof vorgesehen mit einem Gleisanschluß für Gut Glaubitten und der Berechtigung für Herrn Boehm, mit dem eigenen Salonwagen kostenfrei nach Königsberg fahren zu dürfen. Er hatte lediglich eine Lokomotive anzufordern. Der erste mit Blumengirlanden geschmückte Zug hielt in Korschen am 1. November 1867.
Als die Bahnverbindung Berlin-Memel-Petersburg über Insterburg-Tilsit konzipiert wurde, soll es die Stadt Rößel gewesen sein, die keinesfalls einen Bahnanschluß haben wollte. So wählte man das Dorf Korschen als Schnittpunkt mit der Südbahn aus, und der Eisenbahnknotenpunkt hier wurde 1871 feierlich eingeweiht.
Ruhm und Bedeutung der Eisenbahn in Korschen sind längst wieder verflogen. Heute enden die Züge in Richtung Insterburg in Skandawa-Skandau..

Geschichte des Ortes
Das Dorf Korschen wurde 1448 gegründet. Vermutlich war die Siedlung aber viel älter, denn es wird von einem Ritter des hiesigen Gutes berichtet, der in der Schlacht bei Tannenberg 1410 gefallen sein soll. Jedenfalls feierte man 1988 das 540jährige Bestehen.
Mit der Einweihung des zentralen Umsteige-Bahnhofs entwickelte sich der Ort sprunghaft. Es wurden neue Straßen und Alleen zu den wichtigen Orten der Umgebung  wie Sensburg, Barten, Schippenbeil, Rößel usw. gebaut. Für das Bahnpersonal mußten Wohnungen zur Verfügung gestellt und Häuser aus dem Boden gestampft werden. Es siedelten sich neue Kaufleute und Handwerker, Ärzte und Apotheker an, Hotels entstanden. Bald hatte Korschen die zweitgrößte Einwohnerzahl aller Gemeinden des Kreises Rastenburg. Doch vom Ruhm ist nichts geblieben, er lebt allenfalls in alten Reiseberichten – besonders aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg – fort.

katholische Kirche
entstand mitten im Ort 1902

Evangelische Kirche
Die Hohenzollern stifteten anläßlich des 200jährigen Bestehens des Königreichs Preußen eine evangelische Kirche, die 1903/04 gebaut wurde


Piaskowiec – Glaubitten
Geschichte von Ort und Gut
Der Ort Glaubitten wurde 1362 gegründet, als Hochmeister Winrich von Kniprode einem Pruzzen hier 8 Hufen Land nach Kulmischem Recht verlieh.
Das neogotische Herrenhaus von 1853 brannte im Januar 1945 ab. Einst trafen sich hier erlauchte Gäste, um an den seinerzeit berühmten Jagden des Gutsherrn Boehm teilzunehmen, den man wegen seiner Passion auch „Fasanenboehm“ nannte. Der letzte deutsche Besitzer, Jochen Boehm, wurde 1945 zum Volkssturm eingezogen und fiel.

Satoczno – Leunenburg
Geschichte
Kurz vor der Einmündung der Zaine – Sajna in die Guber – Guber auf einer Bodenwelle errichtete man 1325/26 unter dem Komtur von Balga, Burggraf Dietrich von Altenburg (1325-1331, von 1335-1341 Hochmeister) eine Burg unweit der pruzzischen Festung Waistotepile. Das Gelände, auf dem sie gegründet wurde, hieß „Lunen“. Das bedeutete Morast, und davon gab es damals in dieser Flußniederung genug.
Im Jahr 1340 bezeichnete man Leunenburg noch als Kammeramt, 1342 oder 1343 befand sich hier jedoch der Sitz einer Komturei.
Nach dem verheerenden Angriff der Litauer 1347 und den damit verbundenen Zerstörungen löste man die Komturei Leunenburg aber wieder auf und unterstellte das Gebiet erneut der Komturei Balga, später für kurze Zeit  der Komturei Rhein und dann dem Pfleger in Rastenburg. Die zerstörten Gebäude der Lischke und der Burg baute man großzügig wieder auf.
Im Ordensschloß wohne bis 1468 der Waldmeister. Zu diesem Zeitpunkt ging die Burg über auf den Söldnerführer und schwäbischen Ritter Albrecht Vogt von Ammerthal. Dessen einzige und erbende Tochter heiratete 1490 Botho zu Eulenburg und brachte Prassen, heute ein Ortsteil von Leunenburg, in dessen Familie ein
Während des ersten schwedisch-polnischen Krieges (1626-1635) wurde die Burg 1628 zerstört und danach abgetragen. Lediglich Keller- und Fundamentreste blieben übrig. Das Burggelände wurde 1992/93 archäologisch untersucht
Die Handfeste mit dem Stadtprivileg von Leunenburg ist nicht überliefert. Vielleicht auch in Zusammenhang mit den kurz aufeinander folgenden Stadtbränden 1580, 1586 und 1593 endete die einst so vielversprechend begonnene Entwicklung der Gemeinde recht abrupt. Leunenburg spielt in den folgenden Jahrhunderten keine herausragende Rolle mehr

Kirche
heute die katholische Christus-König-Kirche. Sie entstand nach den Zerstörungen durch die Litauer ab etwa 1350 auf einem Platz, auf dem schon ein Vorgängerbau von 1326/1328 zur Zeit des Hochmeisters Werner von Orseln gestanden haben soll. Diese gehörte damals zu den ersten Steinkirchen der Ordenszeit.
Der Turm, gebaut um 1400, wurde zweimal aufgestockt, bis er seine Höhe von 32 m erreicht hatte. Umbauten erfolgten 1591 nach einem Brand im Turm und 1842, wo er neogotische Staffelgiebel erhielt.
Um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert entstand der achteckige Chor. Die Sakristei im Nordosten des Chors mit Tonnengewölbe und Staffelgiebel fügte man um 1400 an.
Ebenfalls um 1400  kam im Süden des Kirchenschiffs die Vorhalle hinzu mit spitzbogigem Eingang und Staffelgiebel,  im Innern überwölbt von einem achtteiligen Sterngewölbe.
Die Grabkapelle der Familie zu Eulenburg daneben kam erst Anfang des 17. Jahrhunderts hinzu, Inschriftenplatte von 1785, Giebel von 1887.
Unter der Ägide von Pfarrer Simon Gemmel wurde die Kirche 1839-1842 gründlich renoviert,
Die Ausstattung veränderte man schon in den 1820er Jahren teilweise im klassizistischen Sinne.
Der Kanzelaltar ist eine Werk des Bildhauers Karl Ludwig Biereichel aus Rößel von 1824 im Empire-Stil, ebenso wie das Gestühl in Chor und Langhaus sowie Türen.
Die Empore mit dem Wappen der Eulenburgs entstammt dem 17. Jahrhundert
Ebenfalls aus aus dem 17. Jahrhundert existierte ein Stuhl im Chor mit toskanischen Säulchen und nachgemachtem Eisenbeschlag.
Der Taufstein aus Marmor von 1580 stand bis 1828 in der dann abgebrochenen Altstädtischen Kirche in Königsberg.
Es gab eine silberne Taufschale von 1695.
Die Orgel schuf 1745 Adam Gottlob Casparini aus Königsberg. Ihr Prospekt zeigte rechts das Eulenburgsche, links das von Tettausche Wappen.
Es gab zwei Kronleuchter aus Messing mit je 8 Flammen aus dem 17. Jahrhundert, an denen ein Pelikan dargestellt war, der sich die Brust aufreißt, um mit seinem eigenen Blut die Jungen zu retten.
Ältester datierter Ausstattungsgegenstand ist oder war eine Kirchenglocke mit der Jahreszahl 1593.

Kantorhaus
neben der Kirche, mit Walmdach und Schleppluke, entstanden um 1815


Prosna – Prassen
Geschichte des Gutes
Das Gut Prassen wurde 1376 zur Zeit des Hochmeisters Winrich von Kniprode gegründet, der eine Handfeste über 5 Hufen auslangte. Heute ist es ein Vorort von Leunenburg. Das Anwesen galt neben Galiny-Gallingen und Wicken in Nordostpreußen als Hauptsitz der Grafen zu Eulenburg. Das Gut gelangte in die Familie, als Botho zu Eulenburg 1490 die Erbtochter des Herrn von Leunenburg, Albrecht Vogt von Ammerthal, heiratete.
Während der Napoleonzeit ging Prassen durch die mit der französischen Besatzung verbundenen Belastungen fast verloren. Der damals regierende Graf zu Eulenburg sah sich gezwungen, die Ländereien von immerhin 3000 ha zu verpachten und den Pachtzins ausschließlich zur Tilgung der Schulden zu verwenden. Er selbst zog sich nach Königsberg zurück und lebte nur von seiner Pension als preußischer Offizier. Erst sein Enkel konnte 1870/71 wieder ins Gutshaus von Prassen einziehen.

Herrenhaus
Schloß Prassen entstand zuerst 1610-1620, wurde 1667/1668 verändert und 1860 erheblich neogotisch umgebaut. Der hohe Turm  wurde 1875 angefügt. Der Pferdestall erhielt sein Aussehen ebenfalls im 19. Jahrhundert. Heute ist Schloß Prassen Ruine

Der sagenhafte Liliputsaal
Im Innern des Gutshauses gab es den Liliputsaal, dessen Name auf die Sage von der Zwergenhochzeit zurückging, die Goethe in eine Ballade aufnahm. Demnach bat einst ein Zwerg aus dem Reich der Liliputaner die Schloßherrin von Prassen um die Erlaubnis, im Festsaal des Hauses eine Hochzeit feiern zu dürfen. Die Schloßfrau sagte zu und die Feier fand statt. Mitten hinein platze ein ahnungsloser Sohn des Hauses und störte durch seine Anwesenheit die Veranstaltung. Am nächsten Tag bedankte sich der Zwerg mit einem Diamantring für die Überlassung des Raumes. Da sie aber bei der Hochzeit gestört wurden, sagte er weiterhin, hätten die Liliputaner verfügt, daß zukünftig nie mehr als dreizehn Eulenburgs gleichzeitig am Leben sein dürften. Der Ring existierte noch 1945, aber es ist nicht bekannt, welches Ergebnis die Überprüfung der Liliputanerprophezeiung erbracht hat.
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[1] Zitiert nach Dr. Rudolf Grenz, Rastenburg, Marburg/Lahn 1976, S. 154
[2] Zitiert nach Ambrassat
[3] Dr. Rudolf Grenz, Der Kreis Rastenburg, Marburg/Lahn 1976, S. 424

Diese umfangreichen Beschreibungen wurden von Herrn Manfred Höhne zur Verfügung gestellt.
Anfragen und Mitteilungen bitte an den Autor richten!
(Hinweise auf Tippfehler o. ä. unmittelbar an mich!) ML 2001-03-07