Datum: 2000-08-29 22:59:58
Ein interessanter ZUFALLSFUND:
An der Volksabstimmung über den Anschluß des Sudetenlandes am 4.12.1938 beteiligten sich auch die im Sudetenland verbliebenen Tschechen. Sie benutzten besondere Stimmzettel und gaben 142.661 gültige Stimmen ab.
Für den Anschluß ans Reich sprachen sich 118.206 aus, dagegen 24.455.
(Zur Erläuterung: Der Optionsvertrag zwischen Berlin und Prag vom 20.11.1938 ermöglichte Deutschen wie Tschechen, sich für den jeweils anderen Staat zu entscheiden).
Quelle: Vorläufiges Ergebnis zur Reichstagswahl vom 4.12.1938, Bundesarchiv Koblenz (R 43 II/1368)

Aus dem Gästebuch des OAK

Ergänzung: Mit der Option für den jeweils anderen Staat war selbstverständlich ein Wohnortwechsel verbunden: Tschechen übersiedelten in den Rumpfstaat – mit allem Hab und Gut, so wie andere Leute von Dresden nach Berlin umzogen.
Gab es auch für Deutsche in den Randgebieten der "Resttschechei" ein Optionsrecht?
Was galt für die Sprachinseln Iglau, Brünn, Wischau, Olmütz, was galt für Prag?
Gab es Umsiedlungen?
Unter welchen Bedingungen fanden diese statt?

Von meinem Vater (Brünn) weiß ich, daß es für die Volksdeutschen in der "Rest-Tschechei" und in der Slowakei die Möglichkeit gab, die Staatsbürgerschaft des "Deutschen Reiches" zu erwerben, allerdings mit der traurigen Gewißheit, Soldat werden zu müssen (im Gegensatz zu den Tschechen, die nicht in den Krieg ziehen mußten, dafür aber ihre militärischen Minderwertigkeitskomplexe nach dem Ende der Kampfhandlungen an wehr- und waffenlosen Deutschen austobten mit den bekannten etwa 240000 Mordopfern).