Wien / München, 11. Mai 2004/GE

Sudetendeutscher Menschenrechtspreis an Professor Dr. Alfred-Maurice de Zayas

Im Rahmen einer Feierstunde hat die Sudetendeutsche Landsmannschaft (SL) am vergangenen Samstag in München den mit 5.000 EURO dotierten Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen an den Völkerrechtler und Historiker Professor Dr. Alfred-Maurice de Zayas verliehen. Die Laudatio hielt der SL-Bundesvorsitzende und CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, die Festrede der Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, Landtagspräsident a. D. Johann Böhm.

De Zayas ist der dritte Preisträger nach Emilie Schindler, Witwe des Judenretters Oskar Schindler, und Tilman Zülch, der im vergangenen Jahr für seinen jahrzehntelangen Einsatz für das Lebensrecht bedrohter Völker und Volksgruppen ausgezeichnet wurde.

Bernd Posselt würdigte die Leistung von de Zayas, der als US-Amerikaner mit iberischen Wurzeln wie kaum ein Zweiter international die Verbrechen thematisierte, die Millionen von Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zugefügt wurden, nicht zuletzt das Verbrechen der kollektiven Vertreibung. Für ihn seien Menschenrechte unteilbar und er gehe gegen jede Menschenrechtsverletzung und jede Vertreibung gleichermaßen vor.

Johann Böhm verwies in seiner Rede auf das „Mauerblümchendasein“ der Menschenrechte in der politischen Praxis und betonte, daß auf Menschenrechte immer wieder hingewiesen werden müsse. Er würdigte de Zayas als Kämpfer für Menschenrechte. Böhm: „Ohne Alfred de Zayas wüßte die Welt noch weniger von der größten Vertreibung der Weltgeschichte, als sie heute wissen will.“
Böhm erinnerte an die vor 25 Jahren von der Sudetendeutschen Landsmannschaft und dem Sudetendeutschen Rat gefaßte Resolution, bei der mehr als 100.000 Unterschriften für die Schaffung eines internationalen Minderheiten- und Volksgruppenrechtes gesammelt wurden. Die Sudetendeutschen hätten schon damals dazu aufgefordert, „Entnationalisierung, Völkermord und Vertreibung zu ächten und durch Formen partnerschaftlicher Nachbarschaft zu ersetzen“.

Professor de Zayas appellierte in seiner Dankesrede an die tschechische und polnische bürgerliche Gesellschaft, sich für Menschenrechte einzusetzen, und die Verbrechen der eigenen Geschichte, vor allem die geschichtliche Verantwortung für das durch Edvard Beneš den Sudetendeutschen zugefügte Unrecht einzugestehen: „Ja, Beneš ist gerade vom tschechischen Parlament geehrt worden. Und dennoch hat er sich gegenüber den Menschenrechten schuldig gemacht“ so Zayas.

Er verwies auf die vor zwei Wochen zu Ende gegangene Sitzungsperiode der UNO-Menschenrechtskommission in Genf, bei der auch über das Problem der Straflosigkeit von Kriegsverbrechen beraten worden sei, und positiv für das Recht auf Restitution für die Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen wie Vertreibungen gearbeitet würde.

Die UNO-Menschenrechtskommission würde auch für das Minderheitenrecht, das Rückkehrrecht und die Freiheit der Meinungsäußerung wirken. Allerdings setze die Ausübung des Rechtes auf freie Meinungsäußerung die Freiheit zum Denken voraus, und dies wiederum erfordere Informationsfreiheit ohne Tabus, ohne Einschüchterung und ohne Manipulation.

Das bewußte und interessengeleitete Ausblenden wichtiger Informationen stellt nach de Zayas eine Verletzung des Artikels 19 des Paktes über bürgerliche und politische Rechte dar. Ebenso wäre die Verfälschung von Informationen eine noch gröbere Verletzung dieses Menschenrechts. „Wir benötigen zunächst die Freiheit der Forschung und ein wirklich freies Denken. Ohne diese Freiheiten und ohne eine offene Diskussion der historischen Tatsachen und ihrer richtigen Bewertung wird man nie zu einer gemeinsamen Sichtweise der Vergangenheit kommen“, so der Preisträger.

Für ihn als amerikanischen Historiker sei es traurig zu sehen, daß sogar die deutsche Historiographie über die Vertreibung der Deutschen in diesem Sinne „vermachtet“ sei – nur absurderweise mit umgekehrtem Vorzeichen. Und so würden absolut elementare Fakten, beispielsweise über die Vorgeschichte der Vertreibung, nicht nur von der polnischen und tschechischen, sondern auch von der deutschen Forschung ausgeblendet – und damit von der Forschung überhaupt. Für eine Vermittlung dieser Tatsachen in den Medien und eine Darstellung in den Schulbüchern sei dann natürlich erst recht kein Raum mehr, aber damit gäbe es auch keine Chance, daraus zu lernen oder daraus Schlüsse für eine heute noch mögliche Wiedergutmachung zu ziehen.

Ein Bild über die Preisverleihung sowie die Reden stellt www.sudeten.de im Bereich „Aktuelles/Presse“ zur Verfügung.
Personen auf dem Bild von links nach rechts:
Bundesvorsitzender Bernd Posselt,
Preisträger Professor Dr. Alfred-Maurice de Zayas,
Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und Landtagspräsident a.D. Johann Böhm.

Text der Urkunde:
Für herausragende Verdienste um die Wahrung der Menschenrechte verleiht die Sudetendeutsche Landsmannschaft den Menschenrechtspreis der Sudetendeutschen an Professor Dr. Alfred-Maurice de Zayas in Würdigung seines Einsatzes für das Lebensrecht seiner Mitmenschen.