Der Nordschleswiger: Montag 25. November 2002

KOPENHAGEN / FÅRUP

Baastrup (SF) will Erklärung von Justizministerin zu Kriegskindern

Genauere Untersuchung notwendig / Verein dänischer Kriegskinder will Entschuldigung

In Norwegen hat, wie in unserer Zeitung berichtet, der Rechtsausschuß des Storting beschlossen, sich staatlicherseits für das den norwegischen Kriegskindern angetane Unrecht zu entschuldigen und eine Entschädigungszahlung in Aussicht gestellt

Auch in Dänemark haben die Behörden verhindert, so Arne Øland, daß die dänischen Kinder von ihrem biologischen Vater wußten oder ihn gar kennen lernten.

Dabei hatten zahlreiche deutsche Väter ihre dänischen Kinder anerkannt, so Øland weiter. Dies war während der Besatzungzeit auch von der Vergleichkommission festgehalten worden. Nach Ende des Krieges allerdings wurden, so lautet der Vorwurf, von staatlicher Seite diese Informationen gelöscht. Es erging auch an die nachgeordneten Behörden wie Gerichte die Anweisung, nicht nach den deutschen Vätern zu forschen. Dies war ein klarer Verstoß gegen das damals neue Kindesrecht, so der Vereinsvorsitzende, nach dem die Gerichte aufgefordert waren im Sinne des Kindeswohles nach Vätern zu suchen.

In einem Briefwechsel mit dem dänischen Justizministerium Ende der 90er Jahres erfuhr Arne Øland, daß es nach Auffassung des Ministeriums keine Rechtsbrüche gegeben habe. Den Behörden sei nichts vorzuwerfen.

Die Vorsitzende des Rechtsausschusses des Folketings, Anne Baastrup von den Volkssozialisten will sich, erklärte sie auf Anfrage des Nordschleswigers, an die Justizministerin wenden und um Aufklärung bitten. »Meiner Ansicht nach muß eine Untersuchung durchgeführt werden, wer wann was getan hat« und ob durch die dänischen Behörden den Kindern Unrecht zugefügt wurde. Vom Ergebnis einer solchen Untersuchung, für die gegebenenfalls auch Geld zur Verfügung gestellt werden müßte, wolle sie es abhängig machen, ob auch in Dänemark eine Entschädigung gezahlt oder eine Entschuldigung ausgesprochen werde. »Das waren schockierende Informationen«, so die Folketingsabgeordnete, die nach eigenen Angaben erst vor kurzem von der Situation der dänischen Kriegskinder erfahren hatte.

Der Verein dänischer Kriegskinder hat derzeit um die 200 Mitglieder. Arne Øland schätzt aber, daß zwischen 6.000 und 12.000 Menschen betroffen sind. Viele haben erst seit einer teilweisen Öffnung der Archive des Justizministeriums Ende der 90er Jahre Kontakt zu ihren deutschen Familienteilen bekommen. Arne Øland selbst hat bisher nicht herausfinden können, wer sein Vater war.

Claudia Knauer

Sekretær&Webmaster
Henny Granum
DKBF
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Noch nicht gelesen: Auch dort das Thema „Kinder deutscher Besatzungssoldaten“:
http://www.nzz.ch/2004/01/17/zf/page-article9BSJX.html
ML 2004-01-18