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Das einzigartige Archivfoto errinnert an den Bau des Brünner Stausees
im Jahre 1938, kurz bevor das große Wasser den Turmkran herunterriß.

Der Brünner Stausee wird 60.
Eine Unmenge von Algen auf dem „blühenden“ Spiegel des Brünner Stausees trübt an heißen Tagen den Besuchern die Freude, und die Hygieniker raten vom Baden ab. Aber der Stausee wird in diesem Jahr schon sechzig Jahre alt. Der Stausee hat obendrein noch etwas besonderes: er ist in der tschechischen Republik der größte Stausee aus Menschenhand auf dem Gebiet einer großen Stadt.

Das Bauwerk aus den 30er Jahren hat eine recht lange Vorgeschichte. Und der Bau des Stausees, der eine Reihe Häuser auf seinem Boden überflutete, wurde von einigen fast dramatischen Ereignissen begleitet.

Erwägungen aus dem vorigen Jahrhundert:
Die Absicht, das vorteilhafte Profil in der Umgebung der Schwarza bei Kninicky (Eichhorn-Bitischka) auszunützen, stammt schon aus dem 19. Jahrhundert. Das Projekt wurde vor allem durch große Überschwemmungen gefördert, deren schlimmste im Jahre 1891. Die Planungen zum Bau eines Wasserkraftwerkes nahmen dann am Anfang des 20. Jahrhunderts Gestalt an. Die technischen Unterlagen von 1911 rechneten mit einem Stauvolumen von 21 Millionen Kubikmeter Wasser.

Grünes Licht für den kühnen Bau
Die Bauerlaubnis des Brünner Stausees beantragte der damalige mährische Landesausschuß am 25. März 1927. Obwohl das Projekt nach einiger Zeit geändert wurde, begann man mit den Vorbereitungen. Für das Bauvorhaben mußten 270 ha Land angekauft werden, die später im Wasser versanken.
Ein sogenannter wasserrechtlicher Bescheid zum Stausee wurde schon im Jahre 1925 ausgegeben. Die Vorbereitungsarbeiten für den Staumauerbau begannen dann im Jahre 1935 und ein Jahr später wurde an der engsten Stelle des Tals zwischen Bisterz und Knínicky der Grundstein gelegt. Zwei Jahre später traf den Bau das erste Drama in Form des Frühjahrshochwasser. Es brach durch und überschwemmte die Baugruben.

Wasser riß den Kran runter
Das größte Problem erlebten die Bauleute im Jahre 1938. Als schon fast die heutige Gestalt der Staumauer zu erkennen war, brachen die Fluten heftiger Regenfälle im Sommer und im Herbst erneut in die linksufrige Baugrube und beschädigten die Baustelleneinrichtung. Das Wasser riß auch den neuen Turmkran um, den die Bauleute noch gar nicht benutzt hatten, und schon mußten sie auf den Haufen verbogener Stahlkonstruktionen schauen. Der Schaden betrug 700.000 Kronen in der Währung der ersten Republik.
Nach den Planungen sollte die Mauer in zwei Jahren hochwachsen, aber der wilde Fluß verzögerte die Fertigstellung.

Fertigstellung im Protektorat
Der Kninitzer Stausee, wie er ursprünglich hieß, wurde schließlich in der Zeit des Protektorats fertiggestellt. Der Großteil der Arbeiten wurde im Jahre 1940 beendet, deswegen feiert der Stausee in diesem Jahr das sechzigjährige Jubiläum. Restarbeiten dauerten bis in das Jahr 1943. Außer der Staumauer waren Straßen und anderes „Zubehör“ fertigzustellen.
Das Budget betrug ursprünglich 44 Millionen Kronen, die Kosten stiegen aber auf 59 Millionen Protektorats-Kronen.
Der Brünner Stausee mit einer Fläche von 250 ha überdauerte den Krieg und auch weitere Jahrzehnte ohne Schaden. Jetzt wird die Erneuerung der Brücke unter der Burg Eichhorn (Veverí) ernsthaft erwogen, um den Radwanderern neue Möglichkeiten zu eröffnen.
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Übersetzt von Antonin Kavalec, 2000-11-11
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Generalkarte von Mitteleuropa 1:200000 (Wien) Ausgabe 1960

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* WIEN - BRESLAU: Zwischen 1938 und 1942 wurde die exterritoriale Reichs-Autobahn zwischen Wien und Breslau gebaut. Einzelne Bauten, Ruinen und Böschungen dehnen sich nördlich von Brünn bis zum Städchen Mestecko Trnavka (Markt Türnau), ca 70 km von Brünn entfernt, etliche gibt es auch südlich von Brünn. Der Bau wurde durch einen Vertrag vom 20. November 1938 ermöglicht.
Zur Zeit wird ein Teil der RAB als lokale Verbindungstraße unweit der Brünner Talsperre verwendet, siehe Luftaufnahme http://r43.ecn.cz/obsah.htm