INHALT KK1190
Adrian Sobek: Die deutsche Minderheit in Polen auf Identitätssuche
Hans-Gerd Warmann: Jahrestagung des Historischen Arbeitskreises Stettin
Hans Dama: Der donauschwäbische Autor und Lehrmeister Nikolaus Engelmann
Marius Linneborn / Michael Ferber: Die Breslauer Domsingknaben an Rhein und Ruhr
Bücher und Medien
Literatur und Kunst
Günther Ott: Künstler aus dem Osten bescheren hohe Umsätze
Jörg Bernhard Bilke: Arno Surminskis literarisches Geschenk zu seinem 70. Geburtstag
Roswitha Wisniewski: Ironie bei Friederike Kempner?
Peter Mohr: Zum Tod des polnischen Dichters Czeslaw Milosz
KK-Notizbuch
Alte und Kinder hüten die Heimat
Die deutsche Minderheit in Polen auf Identitätssuche
Seit 1990 sind die Deutschen in Polen als Minderheit anerkannt, die Euphorie war damals
groß. Nach jahrzehntelanger sprachlicher und kultureller Unterdrückung konnten sie sich
endlich frei entfalten. Schulen und Chöre entstanden, Messen in der Sprache des Herzens
wurden gelesen, deutsche Radiosendungen und die Presse bereicherten die Medienlandschaft.
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen, die hauptsächlich in Oberschlesien wohnen,
besitzt nun neben dem polnischen auch den deutschen Paß, der sie schon vor dem
EU-Beitritt berechtigt hat, in der Europäischen Union zu arbeiten.
Was auf den ersten Blick positiv aussieht, birgt beim näheren Hinsehen ein großes
Problem. Die kleinen Städte und Dörfer Oberschlesiens sind von Männern und
zunehmend auch von Frauen in arbeitsfähigem Alter weitgehend entvölkert.
Die offiziellen Angaben gehen dorthin, daß derzeit 99 000 Personen einem Job in Holland,
Belgien, Deutschland, Italien oder Dänemark nachgehen, die Zahl der Personen mit einer
doppelten deutsch-polnischen Staatsangehörigkeit wird für Polen mit 279 600 Personen,
davon 133 000 in der Woiwodschaft Oppeln, angegeben. Die deutsche Minderheit spricht von
300 000 bis 350 000 Mitgliedern. Wie vor hundert Jahren hüten die Alten und die Kinder
die Heimat, während die Erwachsenen in der Fremde arbeiten. Diese Abwesenheit wirkt sich
auf das Schulwesen, die Kinder und die jeweiligen Kommunen katastrophal aus; die Mehrheit
der Kinder, die nun von Oma und Opa betreut werden, haben kein Interesse an der Schulen,
denn Arbeit krieg ich auch so, lautet das Argument. Die kommunale
Infrastruktur leidet, denn die kleinen-, und mittelständischen Betriebe, die die
Gewerbesteuer aufbringen, sind im Siedlungsgebiet der Deutschen bei weitem nicht so
verbreitet, wie es im sonstigen Polen der Fall ist.
Im Juni letzten Jahres fand in Polen eine Volksbefragung statt, bei der auch Angaben über
die Volkszugehörigkeit gemacht wurden. Das Ergebnis in Oberschlesien ließ aufhorchen:
173 000 Personen bezeichneten sich als Schlesier, und 152 900 Personen als Deutsche. Dabei
ist die schlesischen Volkszugehörigkeit, im Gegensatz zu Tschechien, nicht
offiziell anerkannt. In Tschechien bekennen sich ca. 48 000 Personen zu dieser, es handelt
sich hauptsächlich um die Bewohner des Hultschiner Ländchens, des südlichen Teils des
Kreises Ratibor, der aufgrund der dort seßhaften mährischsprachigen Bevölkerung im
Jahre 1920 ohne Volksabstimmung vom Deutschen Reich abgetrennt und der neu entstandenen
Tschechoslowakischen Republik zugeschlagen wurde.
In der Republik Polen wird diese Strömung zum Schlesiertum hin mit großem Mißtrauen
beobachtet, wobei die polnische Rechte und die Vertreter der deutschen Minderheit, die
sich sonst überhaupt nicht grün sind, hier mit einer Stimme sprechen. Für die Deutschen
bedeutet dieses Ergebnis einen Verzicht auf die gerade erst erworbene deutsche Identität.
Die deutsche Volksgruppe hat seit der Wende 1990 kontinuierlich Stimmen verloren.
Bei den Wahlen zum polnischen Senat im Februar 1990 hat Henryk Kroll, der heutige
Vorsitzender der deutschen Minderheit in der Woiwodschaft Oppeln und einer von zwei
deutschen Abgeordneten im polnischen Sejm, 126 000 Stimmen erhalten. Sechs
Abgeordnete der Deutschen gab es 1990 im polnischen Sejm und einen Senator. Im Jahre 1993
entfielen auf die Abgeordneten der Minderheiten 74 251 Stimmen, im Jahre 1997 waren es 51
027 Stimmen, und bei den letzten Wahlen im Jahre 2001 nur noch 42 340 Stimmen.
Auf kommunaler und Landesebene hat sich die Minderheit etabliert und stellt im Oppelner
Sejmik, der Woiwodschaftsvertretung, die stärkste Fraktion. Als neue Kraft ist Ruch
Autonomi Slaska (Bewegung für die schlesische Autonomie) auf die politische Bühne
getreten, so neu auch wieder nicht, denn bereits im Polen der Zwischenkriegszeit hat
Schlesien, der Teil, der nach der Volksabstimmung 1921 vom Deutschen Reich abgetrennt
wurde, weitgehende Autonomie genossen. Neu ist, daß es neben den Menschen, die sich als
polnische oder deutsche Schlesier bezeichnen, jetzt eine starke Gruppe gibt, die nur
Schlesier sein wollen und die das Schlesiertum als eigene Nationalität in Straßburg
einklagen wollten, was aber abgelehnt wurde. Es ist sicher für einen Teil der Vertretung
der deutschen Minderheit eine Niederlage gewesen, daß es zwar in Polen offiziell 279 600
Personen gibt, die sowohl die deutsche als auch die polnische Staatsangehörigkeit
besitzen, sich aber nur 152 900 Personen offiziell dazu bekannt haben, Deutsche zu sein.
Warum das so ist, erfährt der Interessierte, wenn er die Anzeigen in polnischen und
deutschen Medien verfolgt. Spaltenlange Anzeigen mit Arbeitsangeboten für Menschen mit
dem Paß der Europäischen Union. Es stellt sich nun die Frage, woran oder an wem es
liegt, daß es zur dieser Situation gekommen ist. Obwohl alle Personen der Führungsriege
ein gutes Deutsch beherrschen, wird bis zum heutigen Tag ein Großteil der politischen
Veranstaltungen der deutschen Volksgruppe in polnischer Sprache durchgeführt.
Das immer wieder ins Feld geführte Argument, daß die deutsche Sprache früher verboten
war und man alle an den Veranstaltungen teilhaben lassen wolle, zieht nicht mehr. Von
polnischer Seite wird häufig ironisch vermerkt: Deutsche in Polen wollen sie sein,
aber die Sprache beherrschen sie nicht. Das ist für die polnische Minderheit in der
Ukraine oder in Lemberg eine Herzenssache. Die Sprache bildet das stärkste Bindungsglied
zwischen den in Polen und in den ehemaligen ostpolnischen Gebieten lebenden Menschen. Eins
ist auf jeden Fall sicher, die deutsche Sprache hat sich als Umgangssprache in
Oberschlesien nicht durchgesetzt, sie war das auch unter der ländlichen Bevölkerung nie,
die das Wasserpolnisch von jeher sprach, ohne sich einer bestimmten Nation
zuzuordnen schwebendes Volkstum . Politisch und kulturell wäre es
wichtig, daß bei den offiziellen Versammlungen und Veranstaltungen der Sozial-kulturellen
Gesellschaft der deutschen Minderheit im Oppelner Schlesien die deutsche Sprache
Veranstaltungssprache ist.
Es ist sicherlich zu schwarz gemalt, aber es ist zu befürchten, falls es nicht gelingt,
die deutsche Identität zu festigen, daß die Deutschen in Polen mittelfristig
verschwinden und die schlesische Nation an diese Stelle tritt. Noch ist es an
der Zeit, das abzuwenden, aber es liegt einzig und allein in den Händen der betroffenen
in Oberschlesien lebenden Bevölkerung, denn lange genug wurde ihnen von Außenstehenden
befohlen, wie sie zu sprechen und zu handeln haben.
Adrian Sobek (KK)
Die Erben des Erwin Ackerknecht
Am Wirkungsort des großen Bibliothekars, in seinem Namen
und zu seinen Ehren tagt der Historische Arbeitskreis Stettin
Drei kulturelle Ereignisse standen im Mittelpunkt der Jahrestagung des Historischen
Arbeitskreises Stettin in der Oderstadt: Die Jubiläumsveranstaltung Zehn Jahre
Tanzgruppe Stettiner Kinder der Sozial-kulturellen Gesellschaft der deutschen
Minderheit in Stettin, die Vorstellung der neuesten Schriften des Historischen
Arbeitskreises in der Buchhandlung Ossolineum und nicht zuletzt der Besuch der
heutigen Bibliothek der Stadt Stettin, einst Wirkungsstätte des rührigen und
unvergessenen deutschen Bibliotheksdirektors Prof. Dr. Erwin Ackerknecht.
Die Feier der zehnjährigen Partnerschaft zwischen deutschen und polnischen
Jugendfolkloregruppen fand unter lebhafter Teilnahme der Öffentlichkeit im Klub der
Eisenbahner in der ehemaligen Passauer Straße statt. Fernsehen und Presse gingen ihrer
Informationspflicht nach. Die Schirmherrschaft dieses Veranstaltung hatten der
Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Danzig, Dr. Detlof von Berg, der
Präsident der Stadt Szczecin (Stettin), Marian Jurczjk, der Oberbürgermeister der Stadt
Greifswald, Dr. Arthur König, sowie der Bürgermeister der Stadt Goleniow (GollnoW),
Andrzej Wojciechowski, übernommen. Grußworte überbrachten der deutsche Generalkonsul
aus Danzig, Dr. von Berg, die Vertreterin des Bürgermeisters der Stadt Gollnow,
Malgorzata Lukaszewska, als Vertreter des Oberbürgermeisters der Hansestadt Greifswald
Alfred Hartmann. Die Glückwünsche der Stadt Kiel sprach der Vorsitzende der Pommerschen
Landsmannschaft der Fördestadt, Horst Wartenberg, aus, während Dr. Hans-Günter Cnotka
die Grüße der Stettiner aus Lübeck übermittelte.
Alle Redner, die auch Gastgeschenke mitgebracht hatten, betonten in ihren Ausführungen
die große Bedeutung der zehn Jahre Freundschaft und Zusammenarbeit der deutschen und der
polnischen Jugendtanzgruppen. Der besondere Dank galt der Volkstanzgruppe der deutschen
Minderheit Stettiner Kinder, die weit über ihre Heimatstadt hinaus durch ihr
Auftreten Anerkennung gefunden hat. Das ist der hervorragenden und opfervollen Arbeit der
Leiterin der Gruppe, Eva Grieger, zu verdanken. Ein buntes Programm, das Volkstanzgruppen
aus Stettin, Gollnow, Kropp bei Kiel, Kiel und Greifswald gestalteten, kündete von der
harmonischen Zusammenarbeit und dem künstlerischen Wollen der Jugendlichen beider
Nationen.
Ein kulturelles Erlebnis, das nachdenklich stimmte, war der Besuch der jetzt polnischen
Stadtbücherei von Stettin. Die Teilnehmer des Historischen Arbeitskreises wußten um die
Bedeutung der ehemals deutschen Bibliothek unter der Leitung des verdienstvollen Leiters
Prof. Dr. Erwin Ackerknecht, der viele deutsche Bibliothekare ausgebildet hat und den Ruhm
dieser vorbildlichen Bücherei weit ins Land hinausgetragen hat. Am 4. April 1943 gab
Oberbürgermeister Faber den Bestand der Stadtbücherei mit 19 000 Bänden an. Heute
bewahrt die Bibliothek, die auf das modernste ausgestattet ist, an der Grünen Schanze
über eine Million Bände, davon 700 000 Bücher, 8 000 Zeitschriften und etwa 40 000
Musiktitel (Tonbänder und Schallplatten). Von den Beständen aus deutscher Zeit ist der
größte Teil noch vorhanden, etwa 180 000 Bücher und Zeitschriften. Etwa 20 000 Bände
gingen im Krieg verloren. Große Bedeutung haben das erhalten gebliebene und ständig
erweiterte Biographische Archiv und das Bildarchiv. Die Bestände der deutschsprachigen
Abteilung werden bis in die Jetztzeit erweitert und ergänzt, die alten Bestände behütet
und gepflegt. Das ist nicht zuletzt den polnischen Direktoren der Bücherei zu verdanken,
die verhindert haben, daß die deutschen Bestände nach Übernahme Stettins durch die
polnische Stadtverwaltung vernichtet wurden. Wie die kommissarische Leiterin der
Bibliothek mitteilte, ist allen polnischen Mitarbeitern bewußt, welche Schätze dieses
Institut birgt und wem sie diesen Ruf zu verdanken haben: Prof. Dr. Erwin Ackerknecht. Die
Polen wollen diesem Mann demnächst einen Ehrenplatz in den Annalen der Bücherei
einräumen. Sie sind sich als Erben dieses Mannes bewußt, was er für das
Bibliothekswesen und für die Stadt Stettin geleistet hat.
Erwin Ackerknecht, der am 15. Dezember 1880 in Baiersbronn in Württemberg geboren wurde,
wirkte von 1905 bis 1945 in der pommerschen Provinzhauptstadt. Er war eine
Persönlichkeit, die Ecken und Kanten hatte. Er wußte, was er wollte, und er setzte es
auch durch. Prof. Dr. Ackerknecht war ein konservativer Demokrat. Als Freunde ihn zu
überreden versuchten, in die SPD einzutreten, lehnte er dies Ansinnen mit der Begründung
ab, er wolle der Gesamtheit der Leserschaft zur Verfügung stehen und glaube, eine
einseitige politische Bindung nicht verantworten zu können. So galt er von 1933 bis 1945
bei den Nationalsozialisten als politisch unzuverlässig. Ein politischer
Kommissar wurde ihm vor die Nase gesetzt. Er war nur noch für die wissenschaftliche
Stadtbücherei und für das Pommersche Biographische Archiv zuständig. Die
Öffentlichkeitsarbeit wurde ihm genommen.
Die erst 1932 ins Leben gerufene Staatliche Bücherei-Schule Stettin mußte die Arbeit
einstellen. Ackerknecht ging in die innere Emigration, wurde wiederholt von der Gestapo
vorgeladen, stand unter ständigem politischen Druck. Sein Sohn mußte Deutschland
verlassen und wurde ausgebürgert, seine Tochter der Universität verwiesen. Im März 1945
ging Ackerknecht mit seiner Familie zurück in die schwäbische Heimat.
Der dritte kulturelle Akzent, der auf dieser Arbeitstagung gesetzt wurde, war die
Vorstellung der neuesten Schriften des Historischen Arbeitskreises Stettin in der
polnischen Buchhandlung Ossolineum am Paradeplatz, Ecke Königsplatz. Diese
Buchhandlung pflegt deutsches Schrifttum über Stettin sowohl aus deutscher als auch aus
polnischer Feder. Im Beisein vieler geladener Gäste sowie der polnischen Presse und des
Stettiner Fernsehens stellte der Leiter des Historischen Arbeitskreises, Dr. Hans-Günter
Cnotka, die Publikationen der Reihen Stettiner Hefte und Stettiner
Schriften von Ingrid Werner und Renate Jachow in Anwesenheit der Autorinnen vor.
Ingrid Werner schrieb Erinnerungen an das Stettiner Clubhaus/Kultur-Haus der
deutsch-polnischen Freundschaft 1947-1957 und Erinnerungen einer Stettiner
Schülerin von 1942 bis 1952. Renate Jachow veröffentlichte ihren Beitrag unter dem
Titel Arbeit und Freizeit in Bethanien Haus 8 Kulturhaus der
deutsch-polnischen Freundschaft von 1949 bis 1957. Alle drei Publikationen erzählen
vom Leben der Deutschen in Stettin nach dem Zweiten Weltkrieg.
Hervorzuheben aus der fünf Tage dauernden Arbeitstagung, die Vorträge, eine Wanderung in
die Buchheide und den Besuch eines Konzertes im Landeshaus einschlossen, ist die Begegnung
mit vier jungen polnischen Pädagogen, Dariusz Okon, Dariusz Gerth und den
Deutschlehrerinnen Liliana Kitzman und Magdalena Falkowska-Kleszcz, die eine Darstellung
der Ehrenbürger der Stadt Stettin herausgegeben und in deutscher Sprache auch
ins Internet gestellt haben. Demnächst wollen die jungen Polen, die gewillt sind, mit den
ehemaligen deutschen Bewohnern der Stadt Stettin in Kontakt zu treten, einen Beitrag unter
dem Titel Von der Festung bis zur Stadt über die Oberpräsidenten Pommerns
und die kommunale Gestaltung der deutschen Stadt Stettin herausbringen. Ihr erklärtes
Ziel: Es mögen sich zwei Kulturen verbinden. Die Publikationen sind für den
interessierten polnischen Bürger gedacht.
Der polnische Pastor Artur Rasmus berichtete über die Kirchen in der Oderstadt. Ryszard
Kotla sprach über die Leistungen der deutschen Stadt und über das Bestreben der Polen,
einiges von dem Vergangenen neu zu beleben. Professor Dr. Hans Reddemann, Kinderarzt aus
Greifswald,stellte anschaulich und lebendig sein Buch Berühmte und bemerkenswerte
Mediziner aus und in Pommern vor. An das von 1929 bis 1932 erschienene Wochenblatt
Die Diktatur, Vorgängerin der nationalsozialistischen Pommerschen
Zeitung in Stettin, erinnerte Hans-Gerd Warmanns aus Elmshorn in seinem Referat,
wärend Horst Mann, Preetz, über die belgischen Kriegsgefangenen und deren Schicksal in
den Jahren von 1940 bis 1945 in Podejuch berichtete. Nachdenklich und ein bißchen
wehmütig lauschten die Zuhörer den längst verklungenen Klängen der Glocken der
Jacobikirche von Stettin, dem Geläut der Dome von Cammin und Kolberg, Breslau und
Königswerg sowie der Danziger Marienkirche, die Hans-Joachim, Leipzig, vom Tonband in den
Raum zauberte. Peter Wessalowski, Aurich, las ein Kapitel aus seinen Erinnerungen an
Kindheitstage in Pölitz, mit dem die Jahrestagung des Historischen Arbeitskreises Stettin
ausklang.
Hans-Gerd Warmann (KK)
Anläßlich des 200. Todestages von Immanuel Kant am 12. Februar 1804
plant die Stiftung Ostdeutscher Kulturrat eine interdisziplinäre Tagung,
die unter Beteiligung von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen stattfinden
soll.
Die Philosophie Kants hat sich nicht nur zu seiner Zeit, sondern bis heute als der
herausragende deutsche Beitrag zum Denken des Abendlandes erwiesen. Seine kritische
Philosophie, welche sowohl die Vollendung als auch die Überwindung der Gedanken des
Aufklärungszeitalters bedeutet, ist geradezu eine Summe europäischen Denkens aus mehr
als zwei Jahrtausenden.
Die Beschäftigung mit der Persönlichkeit des Philosophen läßt sich von der Geschichte
des damaligen preußischen Staates und den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Verhältnissen der Zeit nicht trennen.
Die Tagung findet vom 4. bis zum 6. Oktober in Berlin statt. Informationen unter 02
28 / 21 37 66.
(KK)
Das Schatzkästlein des donauschwäbischen Hausfreundes und
sein Sachwalter
Der Pädagoge und Autor, Forscher und Lehrmeister Nikolaus Engelmann
Nikolaus Engelmann wurde in den Niedergang der Donaumonarchie hineingeboren. Doch
zumindest seine Kinderjahre waren noch eingebettet in die gute alte Zeit. Nach
der Volksschule in seiner Heimatgemeinde besuchte er von 1920 bis 1924 das
Temeswarer Deutsche Realgymnasium, von 1924 bis 1928 die Deutsche Katholische
Lehrerbildungsanstalt und erwarb im selben Jahr das Lehrbefähigungsdiplom. Diese
Qualifikation vervollständigte er im westfälischen Münster.
Neben seiner schulpraktischen Tätigkeit in Temeswar verfaßte er aus seinem reichen
Erfahrungsschatz heraus Lehrbücher der Naturkunde und Erdkunde und redigierte zwischen
1933 und 1944 die katholische Wochenschrift Der Ruf. So geriet er auch
ins Schußfeld der politischen Gegner, doch allen Demütigungen und Diskriminierungen
durch die neuen Amtswalter zum Trotz ließ er sich nie beirren.
Im Herbst 1944 riß ihn die Flucht nach Westen mit, wo er bis 1968 im
oberösterreichischen Pinsdorf als Oberlehrer und anschließend, bis zu seiner
Emeritierung im Jahre 1976, als Professor für Didaktik an der Pädagogischen Akademie der
Diözese Linz wirkte. Von 1981 bis 1985 war Nikolaus Engelmann Vorsitzender des St.
Gerhards-Werks in Stuttgart. Seine vielseitige und vielschichtige Tätigkeit umfaßte
mannigfache Bereiche, von denen lediglich einige hervorgehoben werden sollen:
Pädagoge, Schriftsteller, Zeitungsherausgeber und Redakteur, Laienschauspieler,
Jugendobmann, Akademieprofessor. In all diesen umfangreichen Betätigungsfeldern war und
bleibt Nikolaus Engelmann der Lehrmeister schlechthin.
Anton Tafferner bezeichnete ihn mit Recht als einen begnadeten donauschwäbischen
Johann Peter Hebel, mit einem ,Schatzkästlein des donauschwäbischen Hausfreundes', ...
in Anlehnung an einen ähnlich lautenden Titel seines alemannischen Kollegen aus dem
Schwarzwald. In einer lebendigen, volksnahen Sprache hat der Erzähler Nikolaus
Engelmann in seinen Erinnerungen den Banater Alltag festgehalten, indem er sowohl
Erfreuliches als auch das weniger Erfreuliche, die Skurrilitäten und Besonderheiten ins
Rampenlicht geschrieben hat.
Sein unermüdliches Wirken im Bereich des Pressewesens in den letzten Kriegsjahren
und kurz danach jäh unterbrochen trug auch in seiner Wahlheimat Österreich neue
Früchte: von 1951 bis 1963 betätigte er sich als Redakteur der Wochenschrift
Neuland in Salzburg. Während dieser Zeit erschienen einige Bücher wie
Donauschwäbisches Christentum (München 1952), Bischof Pacha von
Temeswar, Hirte seines Volkes (München 1955), das Weihespiel In jeder Not
wächst Brot, Schwowische Sache zum Schmunzle und Lache (Freilassing
1959). 1976 wurde Nikolaus Engelmann Chefredakteur des Salzburger Wochenblatts
Neuland und schließlich Herausgeber der Beilage Neuland im
Donauschwaben. Zur Freude am und der Beziehung zum geschriebenen und
gesprochenen Wort gesellt sich noch seine Vorliebe für das auf der Bühne ins Spiel
einbezogene Wort. In zahlreichen von Laien getragenen Theateraufführungen finden wir ihn
in anspruchsvollen Rollen, von der Hauptrolle in Hugo von Hofmannsthals
Jedermann bis zu Goethes Faust.
Der in seinem katholischen Glauben tief Verwurzelte hat sich auch als Historiker um
die Banater Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts verdient gemacht. Er gilt als der
Historiker der Banater Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts. Andererseits hat er bereits
früher als andere im deutschen Sprachraum das Gesamtbild des Banats und der Banater
Schwaben in seinen beiden Banat-Monographien festgehalten, die heute Dokumente von
höchster Wichtigkeit in der Geschichte eines im Untergang begriffenen Völkchens
darstellen.
Zahlreich wie seine selbstlosen Tätigkeiten sind auch die ihm von seiten seiner
Landsleute, aber auch von seiten der Republik Österreich gestreuten Lorbeeren. Wer den
Namen Nikolaus Engelmann erwähnt, verbindet damit auch heute die Tugenden Bescheidenheit,
Arbeitseifer, Sachdienlichkeit, Freude an der Gemeinschaft.
Hans Dama (KK)
Von der Oder an Rhein und Ruhr
Die Breslauer Domsingknaben beim Chorfestival des
Internationalen Verbandes Pueri Cantores in Essen, Bochum und Köln
Vom 11. bis zum 18. Juli erlebte Deutschland ein großes Fest der Kirchenmusik, gesungen
von 6000 Kindern und Jugendlichen aus aller Welt. Der Internationale Verband Pueri
Cantores, die weltweite Vereinigung katholischer Knaben-, Mädchen-, Kinder- und
Jugendchöre, veranstaltete seinen 32. Internationalen Kongreß, 170 Chöre aus 24
Ländern nahmen am Chorfestival 2004 teil. Die jungen Sängerinnen und Sänger waren
zuerst für vier Tage in verschiedenen deutschen Diözesen zu Gast, bevor sich alle in
Köln versammelten zum gemeinsamen Singen zum Lob Gottes und zum Gebet für den Frieden in
der Welt. Schirmherren dieser herausragenden Veranstaltung waren der Kölner Erzbischof
Joachim Kardinal Meisner und Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Thierse.
Unter den 16 polnischen Chören, die für eine Woche nach Deutschland kamen, waren auch
die Breslauer Domsingknaben, die Pueri Cantores Wratislavienses. Der
Knabenchor des Breslauer Domes wurde 1994, auf Erlaß des Erzbischofs vom Breslau,
Kardinal Henrik Gulbinowicz, gegründet und wird seitdem vom Priester und heute
Domkapellmeister Stanislaw Nowak geleitet. Hauptaufgabe des Chores ist die musikalische
Gestaltung der Gottesdienste im Breslauer Dom. Daneben geben die jungen Sänger aber auch
Konzerte und unternehmen Konzertreisen in Polen und ins Ausland. Bereits zum vierten Mal
besuchten sie Deutschland. Das Repertoire des Chores umfaßt geistliche Chormusik aller
Epochen, vom Gregorianischen Choral bis zu zeitgenössischen Komponisten.
Während des 46. Internationalen Kongresses in Breslau (1997) trat der Chor auch vor Papst
Johannes Paul II. auf, bei dem Festival Pastorale und Weihnachtslieder 2002 in
Bedzin (Polen) errang er den ersten Platz in der Kategorie Kinder-Jugend-Chöre. 1999 hat
die Formation eine CD mit dem Titel Musica Sacra I, 2002 eine CD mit
polnischen Weihnachtsliedern, 2003 eine CD mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
herausgegeben. Der Chor gehört sowohl der polnischen als auch der internationalen
Föderation Pueri Cantores an.
Während des ersten Teiles des Chorfestivals der Pueri Cantores waren die Breslauer
Domsingknaben mit rund 60 Knaben und jungen Männern im Bistum Essen zu Gast. Sie
gestalteten eine Messe in St. Josephund das Hochamt in St. Engelbert,
Bochum-Oberdahlhausen. Dann feierten die jungen Sänger gemeinsam mit Chören aus
Frankreich und Irland sowie den Chören aus dem Bistum Essen eine Pontifikalvesper mit
Bischof Dr. Felix Genn im Essener Dom. Anschließend gab es ein Offenes Singen auf der
Kettwiger Straße im Rahmen des Essener Stadtfestes Essen Original. Natürlich
standen in den Tagen auch Ausflüge und Besichtigungen im Ruhrgebiet auf dem Programm der
jungen Sänger. Musikalischer Höhepunkt war ein Internationales Chorkonzert in der
neueröffneten Essener Philharmonie am Dienstag, dem 13. Juli, um 20 Uhr, bei dem auch die
Breslauer Domsingknaben zu hören sind.
Zum Finale des Chorfestivals reisten die Breslauer Domsingknaben mit den anderen Chören
nach Köln. Gottesdienste in verschiedenen Kirchen, Konzerte in der Philharmonie und
Friedensgebete im Kölner Dom standen dort auf dem Programm. Der Knabenchor vom Breslauer
Dom gestaltete das Friedensgebet im Kölner Dom.
Nach dem Schlußgottesdienst mit dem Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner fuhren
die Breslauer Domsingknaben noch weiter zum Haus Schlesien in
Königswinter-Heisterbacherrott, wo sie beim Stiftungsfest das nachmittägliche
Musikprogramm mit einem Offenen Singen mitgestalteten.
Die Bewegung der Pueri Cantores entstand nach dem Zweiten Weltkrieg von Frankreich aus.
Sie hat sich zum Ziel gesetzt, junge Sängerinnen und Sänger aus verschiedenen Ländern
und Sprachen zusammenzuführen im Singen und Beten für den Frieden in der Welt. Der
Gründer Msgr. Fernand Maillet gab seinen jungen Sängern die Vision mit auf den Weg:
Morgen werden alle Kinder der Welt den Frieden Gottes singen. Alle zwei Jahre
gibt es ein großes internationales Chortreffen.
Vor einem halben Jahrhundert kamen die Pueri Cantores schon einmal in die Domstadt: Der 4.
Internationale Kongreß damals unter der Leitung des Verbandsgründers Abbé
Fernand Maillet fand in den Apriltagen 1953 in Köln statt. Der Zweite Weltkrieg
war knapp acht Jahre vorbei, und die Stadt lag noch größtenteils in Schutt und Asche.
Doch davon ließen sich 2000 junge Sänger nicht abhalten. Auch das damals noch junge
Fernsehen war schon dabei: Eigens auf Bitten der Kameraleute erteilte der Kölner
Erzbischof Joseph Kardinal Frings den versammelten Sängerknaben seinen Segen nochmals vor
dem Domportal. Daß sich die Sängerknaben kurz nach dem verheerenden Krieg und über alle
ehemaligen Feindschaften hinweg in Deutschland trafen, war ein vielbeachtetes
Friedenszeichen.
Nach 1953 in Köln und 1970 in Würzburg fand der Pueri-Cantores-Kongreß in diesem Jahr
zum dritten Mal in Deutschland statt. Durch die gründliche musikalische Ausbildung sowie
die religiöse und liturgische Erziehung erfahren die jungen Menschen in den Chören der
Pueri Cantores eine ganzheitliche Bildung aus dem christlichen Glauben. Denn wer sich
schon als junger Mensch intensiv mit geistlicher Musik beschäftigt, erwirbt ein Fundament
für sein ganzes Leben.
Marius Linnenborn / Michael Ferber (KK)
Haus Schlesien führt zu Denkmälern in Schlesien
Denkmäler gilt es zu erleben. Nur wer Denkmäler kennt, versteht ihre Geschichte. Jede
intensive Beschäftigung läßt deren Bedeutung und Stellenwert steigen. Der jährliche
Tag des offenen Denkmals ist eine gute Gelegenheit, Denkmäler kennenzulernen
und zu erleben.
Erstmals wird der Europäische Denkmaltag 2004 auch in Niederschlesien bei zahlreichen
Denkmälern begangen. Unter Federführung von Haus Schlesien, Deutsches Kultur- und
Bildungszentrum e.V., beteiligen sich lokale Organisationen, die am Samstag und Sonntag,
dem 18. und 19. September, spezielle kostenfreie Führungen in deutsch und polnisch ohne
Anmeldung anbieten. Die Zeiten sind so gewählt, daß der Besucher sich Routen
zusammenstellen kann.
Die Auswahl der Denkmäler orientiert sich an dem diesjährigen polnischen
Schwerpunktthema Holzarchitektur und industrielles Erbe sowie dem deutschen Motto
Wasser. Beteiligt sein werden u. a. die beiden schlesischen
UNESCO-Welterbestätten, die Friedenskirchen Jauer und Schweidnitz, Kloster Leubus, die
Zuckerfabrik Schweidnitz und die Schleusen Dyhernfurth, Ransern und Breslau Rosenthal.
Gefördert wird das Vorhaben vom Sächsischen Staatministerium des Innern.
Wer an diesem Wochenende in Schlesien weilt, oder dorthin reisen kann, sollte sich die
besonderen Führungen nicht entgehen lassen. Detaillierte Informationen: Haus Schlesien,
Königswinter-Heisterbacherrott, Telefon: 0 22 44 / 88 60, Fax: 0 22 44 / 88 62 30,
E-Mail: Museum@hausschlesien.de, Internet: www.hausschlesien.de und www.edd.com.pl.
(KK)
Bücher und Medien
Gefängnisseelsorge als Akt des Widerstandes
Klaus Harpprecht: Harald Poelchau. Ein Leben im Widerstand.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004, 265 S., 19,80 Euro
Der Autor Klaus Harpprecht, 1927 in Stuttgart geboren, heute in Frankreich lebend, ist ein
fleißig, gern und vor allem gut schreibender Journalist, der sich mit der Arbeit des
Tages, um den Begriff des Journalismus aufzugreifen, nicht zufriedengibt (jüngst
übrigens dem Tageswerk gehorchend mit einem Aufsatz über Gesine Schwan, die Kandidatin
für die Bundespräsidentenwahl), sondern auch Bücher verfaßt. Aus dem letzten Jahrzehnt
seien diese Titel genannt: Thomas Mann. Eine Biographie, Mein
Frankreich. Eine schwierige Liebe und Im Kanzleramt. Tagebuch der Jahre mit
Willy Brandt. Als Schreiber der Reden des Bundeskanzlers Willy Brandt hatte er sich
den Ruf eines intellektuell bestimmten und überzeugungstreuen Sozialdemokraten erworben.
Warum jetzt diese erste Biographie über Harald Poelchau als jüngste
Buchveröffentlichung ? Die Gründe sind zu suchen in der Nähe des aus einer
Pfarrerfamilie im Schwäbischen stammenden Autors zum evangelischen Theologen Harald
Poelchau, dessen Bekenntnis zum christlichen Sozialismus eines Paul Tillich, seine
bewundernswerte Tapferkeit und Menschlichkeit während der nationalsozialistischen
Diktatur, die Ehe mit der Breslauer Anwaltstochter Renate Lasker, die Auschwitz und
Bergen-Belsen überlebt hat, und sicherlich auch journalistische Neugier auf den
Lebenslauf eines außerordentlichen Menschen und vorbildlichen Helfers der Verfolgten.
Offenbar war es nicht leicht, diese Biographie zu verfassen, denn viel von dem Material,
das bereits in vielen Aufsätzen und Begleittexten zu Berichten über den deutschen
Widerstand gegen Hitler erarbeitet worden ist, konnte nicht ausgebreitet werden. So gibt
es manchen Exkurs, wenn Person oder Ort einen Anlaß dazu bieten.
Mancherorts ist berichtet worden, Harald Poelchau sei als Pfarrerssohn in Schlesien
geboren, was aber falsch ist, denn der Geburtsort heißt Potsdam, hier wurde er am 5.
Oktober 1903 geboren. Aber die folgenden fast vollständigen zwei Jahrzehnte sind auf das
engste mit Schlesien verbunden, denn der Vater von Harald Poelchau, übrigens Abkömmling
eines aus dem Baltikum stammenden deutschen Geschlechts, war Pastor im 600 Einwohner
zählenden Dorf Brauchitsch im Kreise Liegnitz darum auch der Besuch der
Ritterakademie in Liegnitz.
Mit dem Stichwort Brauchitsch bietet sich dem Journalisten gleich die Gelegenheit, sein
Wissen vom Generalfeldmarschall Walther von Brauchitsch und Adolf Hitler und dem
Rennfahrer Manfred von Brauchitsch, mit der kommunistischen DDR assoziiert,
unterzubringen. Aus den mannigfachen vom Thema abschweifenden Einblendungen genannt seien
nur noch die über den Dichter Jochen Klepper, desselben Jahrgangs wie Poelchau und
später in Breslau Studienfreund, vornehmlich geschildert als Opfer der antisemitischen
Staatsräson der Herrschenden, und die Widerstandsgruppierung unter dem Namen Rote
Kapelle.
Im Jahre 1933, ein mit dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur identisches Datum,
aber ohne jeden Bezug zu diesem, wurde Harald Poelchau als Gefängnispfarrer in Berlin-
Tegel Beamter der Justiz und blieb dies über das Jahr 1945 hinaus. Jetzt allerdings
herrschten die Kommunisten über die sowjetische Besatzungszone und die Justiz. Aber daran
gibt es nicht den geringsten Zweifel: Dieser Gefängnispfarrer, der an die tausend zum
Tode verurteilte Frauen und Männer zur Richtstätte begleitet hat, nie ohne zuvor ein
letztes menschliches Gespräch geführt zu haben, war ein Mann des Widerstandes.
An der ersten Begegnung des später (übrigens von den Nationalsozialisten) so benannten
Kreisauer Kreises zu Pfingsten 1942 hat er teilgenommen. Zusammen mit seiner Frau
Dorothee, aus einem schwäbischen Pfarrerhaus stammend, hat er mit bewundernswertem Mut
vielen Verfolgten nicht nur mit theologisch fundierten Worten geholfen, sondern immer
wieder durch die Tat. Später hat ihn Israel mit Recht hoch ausgezeichnet. Am 29. April
1972 ist er in Berlin gestorben. Herausgegriffen sei die Tatsache, daß Freya von Moltke
die Briefe an ihren inhaftierten und später hingerichteten Mann James Graf von Moltke in
der Wohnung des Gefängnispfarrers schrieb und hier Antworten aus dem Gefängnis erhalten
konnte, all dies nur dank des Gefängnispfarrers.
Worte wie Engel und Wunder fließen auch dem Biographen aus der Feder, wenn er beschreibt,
wer dieser Mann, immer mit seiner Frau zusammen zu sehen, war und was er gewagt und
getan hat. Man kann es kaum glauben, aber besteht kein Anlaß zu irgendeinem Zweifel
daran, daß das Tun von Harald Poelchau in diesem Staat der Geheimpolizei, ausgestattet
von vielen Spitzeln, unentdeckt geblieben ist.
Selbstverständlich muß, wer über Harald Poelchau schreibt, seinem im wahren Wortsinn
Helden ein Denkmal setzen. Das tut auch Klaus Harpprecht, aber bewußt hütet er sich vor
einer Summierung von Superlativen. (Nur der Beginn ist mit der Auslegung der Physiognomie
etwas kitschig ausgefallen.) Zum Schluß lesen wir, auf Harald Poelchau bezogen, von einer
genialen Menschlichkeit, vom reinsten Geist des Widerstandes. Auf
den ersten Seiten hat es über ihn geheißen: Eine der überragenden
Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts. Diesem Urteil stimmt man gern zu.
Herbert Hupka (KK)
Dem einen Information, dem andern Erinnerung
Annette Moritz: Lexikon der rußlanddeutschen Literatur.
Klartext Verlag, Essen 2004, 207 Seiten, 14,90 Euro
Seit Beginn der Perestroika in der Sowjetunion und erst recht seit dem Zerfall der UdSSR,
das heißt seit zehn und mehr Jahren, leben viele Rußlanddeutsche in Deutschland. Es sind
Nachkommen jener Deutschen, die sich seit dem 18. Jahrhundert in mehreren Schüben in
Rußland ansiedelten. Was Rußlanddeutsche selbst nicht erzählen können oder wollen,
kann ihre Literatur vermitteln, vor allem aber bewahrt sie rußlanddeutsches Leben, das
nun durch den Wegzug der Deutschen aus Rußland endgültig zu Ende geht. In diesem Kontext
ist das Lexikon der rußlanddeutschen Literatur entstanden, den einen eine Quelle der
Information, den anderen ein Kompendium der Erinnerung.
Dies ist ein Autorenlexikon, das sich von vergleichbaren Nachschlagewerken durch die
ausführliche Beschreibung ausgewählter Werke unterscheidet. Als literarische Zeugnisse
begegnen uns Gedichte, Erzählungen, Schwänke, Stücke für das Laientheater, einige
wenige Dramen, Romane. Da sich der Schwerpunkt der Produktion rußlanddeutscher Literatur
nach Deutschland verlagert hat, ist die jüngere, hier deutsch oder russisch schreibende
Generation verhältnismäßig zahlreich vertreten.
Das 150jährige Jubiläum der Einwanderung 1914 hatte Pastoren und Lehrer mobilisiert, das
Erbe vor Augen zu führen. Ein zweiter Aktivitätsschub setzte mit der Gründung der
Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSRdWD) ein (1924). In jener
Periode liegen auch die Anfänge dessen, was als sowjetdeutsche Literatur in
die Geschichte eingegangen ist.
Die endgültige Vernichtung auch der Sprachgemeinschaft erfolgte mit der Deportation 1941.
Fortan fanden die Deutschen sich nur noch zerstreut in der Sowjetunion. Deutsch zu
sprechen war im Krieg, in den Arbeitslagern der Verbannungsgebiete, in den
Sondersiedlungen unter Kommandanturaufsicht verboten. Als 1955, nach fünfzehn Jahren des
Schweigens, Publikationsmöglichkeiten wiedergewährt wurden, meldeten sich
rußlanddeutsche Autoren zu Wort, schufen eifrige Lehrer Texte der Selbstvergewisserung
und sichtbare Zeichen der Existenz einer deutschen nationalen Minderheit in der UdSSR.
Die Einzigartigkeit des Lexikons der rußlanddeutschen Literatur liegt darin, daß es
über Namen, Zahlen und Fakten hinaus Inhalte präsentiert, die auf eigener Lektüre der
Verfasserin und auf ihrer Wertung beruhen. Insofern ist der Band mehr als ein
Nachschlagewerk. Selbst hintereinander gelesen, vermitteln die Artikel einen Eindruck von
der Vielfalt realer wie fiktiver Lebensschicksale und machen anschaulich, wie Deutsche in
Rußland gelebt, gelacht und gelitten haben.
(KK)
Erlösende Mystik und Erlösungsmärchen
Rotraud Schöne: Der Zauber der Windsbraut. Erzählungen.
Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Würzburg 2003, 160 S.
Autorin Rotraud Schöne ist in Görlitz geboren, also Schlesierin. Sie hat
Theaterwissenschaften in Berlin und Dresden studiert und lebt heute in Berlin.
Von ihrer Heimat ist bekannt, daß deren Einwohner einen starken Hang zur Mystik, zur
abergläubischen Verflechtung haben. Rotraud Schönes sieben Erzählungen weisen allesamt
mystische Inhalte auf. Vornehmlich dürfen sie als neugeschaffene Märchen, und zwar
mit zwei Ausnahmen als Erlösungsmärchen gewertet werden.
In der Gattung Erlösungsmärchen können Vögel und Fische, Gräser und
Blumen, selbst hölzerne oder steinerne Statuen sprechen. In Der Schatzsucher
gewinnt eine wunderhübsche Galionsfigur Sprache und Leben. Wesen, die als menschliche
Gestalten über die Erde wandeln, verkörpern Symbole, zum Beispiel die Liebe
in der Erzählung Chabiba und die Zeit in der nachdenkenswerten
Geschichte Die Wandelbare.
Alle Elemente des reinen Erlösungsmärchens enthält die Titelerzählung Der Zauber
der Windsbraut. Schwesterchen Annegret macht sich auf den Weg, um ihr von der
Windsbraut entführtes Brüderchen Mäxchen zu finden. Rotraud Schöne setzt das
klassische Muster des Erlösungsmärchens ein: die Schwierigkeit bei der Suche. Unholde,
reißende Bäche, Eisgebirge müssen überwunden werden. Aber die Helfer greifen ein: ein
Lerchenpaar, ein goldener Fisch, zuletzt der Südwind Sauselind. Und eines
Tages läuft das Geschwisterpaar über die weite Dorfwiese der Mutter entgegen ...
Rotraud Schöne erschließt dem Leser die Welt des Unwirklichen wie es alle Mythen
der Völker tun. Kongeniale Zeichnungen schmücken den Band.
Esther Knorr-Anders (KK)
Der Weise von Wolfenbüttel und sein väterlicher Freund
Julia Freifrau Hiller von Gaertringen (Hg.): Perseus-Auge bellblau.
Erhart Kästner und Gerhart Hauptmann. Briefe, Texte, Notizen.
Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2004, 432 S.
Korrigierte Fassung einer aufgrund eines Übermittlungsproblems fehlerhaft
veröffenlichten Rezension
in KK 1188. Wir bitten den Autor und unsere Leser um
Verständnis.
Der fehlerhafte Text wurde dort durch den korrigierten Text ersetzt. Bitte nachlesen: KK1188. ML 2004-09-30
Sonne, Sand, Geschichte und Folklore am Unterlauf der Donau
Ebba Hagenberg-Miliu: Rumänien Schwarzmeerküste. Dumont-Verlag,
Köln 2004
Wer wieder einmal oder vielleicht zum ersten Mal einen Urlaub an der Schwarzmeerküste
oder im Donaudelta plant, dem ist jetzt geholfen. Eben ist aus der Feder der Bonner
Journalistin Ebba Hagenberg-Miliu ein einschlägig informiertes und informatives Buch
erschienen. Es ist der dritte Rumänien-Reiseführer der promovierten Philologin und
gehört zum Besten, was auf diesem Gebiet über das Land erschienen ist. Auf 120 Seiten
erfährt der Erholungssuchende fast alles über Sonne, Sand und Volksmusik am
rumänischen Teil der Schwarzmeerküste. Unter der Überschrift Bine ati
venit, auf deutsch Willkommen, schildert die Verfasserin einiges über die
Geschichte des Landstrichs von den alten Griechen über die Römer bis in die
Gegenwart, über Gastfreundschaft, Kuren und Wellness, Ausflugsmöglichkeiten und
Abwechslung vom Strandalltag beispielsweise im Donaudelta oder in dem einen oder anderen
Dorf der Dobrudscha.
Die Autorin gibt im Kapitel Gut zu wissen Tips über Land und Leute, Handeln
und Feilschen, Kirchen- und Klosterbesuche, Hautschutz, Preise und beste Reisezeiten. Auch
vor Fettnäpfchen warnt sie. Ferner berichtet sie über Sauberkeit, Sparmöglichkeiten und
Trinkgeld. Feste & Unterhaltung ist ein weiterer Abschnitt betitelt. Der
potentielle Urlauber erfährt einiges über Kirchenfeiertage und Musik- oder
Folklore-Festivals. Auch für jene, die mit Kindern anreisen wollen, hat die
Rumänien-Kennerin Tips zusammengestellt: Dazu gehören Hotelauswahl, Strände,
Unternehmungen, Klima- und Essenverträglichkeit. Ferner beschreibt sie
Unterkunftsmöglichkeiten in Hotels, Appartements, Ferienhäusern, Jugendherbergen und auf
Campingplätzen. Im Kapitel Essen & Trinken informiert sie den Leser
über Eßgewohnheiten, besondere Restaurants und das Preisniveau. Wer den Aktivurlaub
vorzieht, kann etwas über Angeln, Wellness, Baden, Bungee-Jumping, Segeln, Reiten oder
Klettern erfahren.
Die einzelnen Ferienorte an der rumänischen Küste werden anschließend kurz vorgestellt.
Der Leser kann sich über Geschichte und Sehenswürdigkeiten informieren. Gleichzeitig
weiß er, mit welchem Verkehrsmittel die einzelnen Orte am besten zu erreichen sind. Von
den Reisezielen sind zwölf als Höhepunkte gekennzeichnet. Dazu zählt die Autorin die
Donaubrücke von Cernavoda und das Hafenviertel in Konstanza. Beschrieben sind außerdem
fünf Extra-Touren: ins Donaudelta, ins antike Histrien, zu den Kirchen, Synagogen und
Moscheen der Dobrudscha, nach Adamclisi, zu den Klöstern St. Andreas und Dervent und auf
Weingut Murfatlar bei Basarabi. Zur besseren Planung dieser Extra-Ausflüge ist dem Band
eine Landkarte beigelegt.
Johann Steiner (KK)
Literatur und Kunst
Der Osten kommt an die Börse des Kunsthandels
Werke ostdeutscher und osteuropäischer Künstler bescheren dem
Kölner Auktionshaus Lempertz unerwarteten Umsatz
In der deutschen Kunstszene, die nach dem Krieg von amerikanischer Kunst und Pseudokunst
überflutet wurde, vollzieht sich seit geraumer Zeit ein Wandel. Europa tritt wieder in
den Vordergrund. Da der handel von seinen Kunden lebt, verfolgt er deren Einstellung zur
Kunst und richtet sich danach. Das Experimentieren bleibt den Museen und den öffentlichen
Instituten vorbehalten.
Die Sommerauktionen des Jahres 2004 des Auktionshauses Lempertz zu Köln (gegründet 1845)
spiegeln die Lage. Zwar waren auch diesmal Amerikaner wie Andy Warhol, Sam Francis, Cy
Twombly, Edgar Kienholz vertreten, an der Spitze standen jedoch europäische Namen wie
Picasso, dessen Stilleben von 1943 für 927 000 Euro ersteigert wurde; ein Aquarelle von
Paul Klee erzielte 366 000 Euro, eines von Kandinsky 78 000 Euro, während Gabriele
Münters Ölbild Dorfstraße in Murnau von 1908 bei 213 000 Euro zugeschlagen
wurde. Neben Auguste Renoir, Edgar Degas, Paul Gauguin, Marc Chagall oder Serge Poliakoff
sind die Ostpreußen Käthe Kollwitz, Lovis Corinth, Rolf Cavale und Fred Thieler nicht zu
übersehen. Auffallend oft begegnet man Berlin, sei es als Reichshauptstadt, geteilte
Stadt oder Hauptstadt der Bundesrepublik, immer eine Stadt mit einer lebendigen Kunst, zur
Nazizeit aber auch für viele Ausgangspunkt der Emigration. Auf den beiden jüngsten
Kölner Auktionen kamen folgende Berliner vor: Max Ackermann, Georg
Baumgarten, Thomas Bayrle, Rudolf Belling, Alexander Camaro, Jochen Gerz, Hermann
Glöckner, Hannah Höch, Johannes Grützke, Conrad Felixmüller, August Gaul, George
Grosz, Oskar Moll, Gerhard Marcks, Franz Heckendorf, Thomas Lange, Thomas Lenk, Karl
Hofer, Willy Jaeckel, Alexander Kanoldt, Ernst Wilhelm Nay, Max Kaus, Walter Leistikow,
Gabriele Münter, Cornelia Schleime, Wolf Vostell, Max Schlichting, Hans Richter, Fred
Thieler, Peter Zimmermann und die Brücke-Maler Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff.
Auffalend auf diesen Auktionen waren die in Osteuropa geborenen Künstler, etwa Ida
Kerkovius aus Riga, Jankel Adler aus Lodz, Walter Leistikow aus Bromberg, neben den
Obengenannten auch Ernst Mollenhauer und Edgar Hofscher aus Ostpreußen, Bernard Schultze
aus Schneidemühl, Schlesien war vertreten durch Otto Mueller, Raimund Girke und Sigmar
Polke, Pommern durch Paul Kleinschmidt und Wilhelm Ohm, Mcklenburg durch Günther Uecker.
Die Blicke gehen in die Tschechoslowakei zu Augustin Tschinkel und Katharina Sieverding
aus Prag, Alfred Kubin und Richard Müller aus Böhmen, Adolf Hölzel aus Mähren und
Markus Lüpertz aus Reichenberg. Von hier spannt sich der Bogen über die Mark Brandenburg
(Ursula Schultze-Bluhm, Paul Wunderlich und Karl-Heinz Krause), Sachsen (Max Beckmann,
Hermann Glöckner, Carsten Nicolai und Olaf Nicolai, Imi Knoebel, Nei Rausch, Eugen
Schönebeck, A.R. Penck, Fran Ehrlich, Gerhard Richter, Ben Williken und Georg Baselitz),
das Vogtland (Gerhard Graubner) nach Thüringen (Otto Dix, Gerhard Altenbourg, Georg
Ritschl, Werner Büttner, Georg Herold) bis in den deutschen Westen zwischen Hamburg und
München: Horst Jansen, Max Ernst, Georg Meistermann, August Macke und Franz Marc.
Stilistisch betrachtet, konnte man die Entwicklung vom Impressionismus über den
Expressionismus und den Kubismus bis zur gegenstandsfreien Kunst und der monochromen
Malerei in den Vorschauen der Auktionen in Paris, Berlin und Köln verfolgen.
Bei einem nahezu 1600 Titel umfassenden Angebot blieben allerdings Konzessionen an Handel
und Mode nicht aus, und das Thema, der Gegenstand der gemälde spielte eine wichtigere
Rolle als die künstlerische Qualität.
Ein Stuhl aus Bronze mit Schamottresten von Magdalena Jetelova aus der Tschechoslowakei
erzielte 5300 Euro. Sämtliche Arbeiten des Rheinländers Joseph Beuys, Grafik, eine
Plastiktüte mit Hasenblut, ein Bild aus Öl und Butter etc. fanden Abnehmer
bei Zuschlägen zwischen 800 und 26 000 Euro. Unter den 13 Zeichnungen, Aquarellen,
Grafiken und Objekten des Sigmar Polke fiel ein mit Kugelschreiber und Bleistift
beschriebenes Maschinenpapier (29,5 mal 21 Zentimeter) auf: unter einer linearen Fratze
steht da: NEU der Arsch mit Ohren S. Polke 65. Das mit 8000 Euro
angesetzte Blatt brachte es auf sage und schreibe 13 500 Euro, ein Aquarell von ihm sogar
auf 77 000 Euro.
Sosehr Galerien und Auktionshäuser die kunstszene positiv mitgestalten, darf man nicht
vergessen, daß Kunst auch zur Aktie werden kann und der Kunstmerkt zur Börse.
Die Sommerauktionen des Kunsthauses Lempertz waren in mannigfacher Hinsicht beispielhaft.
Es überwog die künstlerische Qualität. Es konnten Arbeiten von Künstlern erworben
werden, die von den Nazis als entartet diffamiert worden, aus den Museen
entfernt und nicht selten in der Versenkung verschwunden waren. Genannt seien die Dresdner
Brücke-Künstler und andere Klassiker der Moderne wie Käthe Kollwitz, George Grosz, Max
Beckmann, Otto Dix, Lionel Feininger. Es gab die große Schar der im Osten geborenen
Künstler, deren Werke beweisen, daß auch drüben hochwertige Kunst geschaffen
wurde. Erfreulich die Tatsache, daß gute Kunst auch zu erschwinglichen Preisen zu haben
war, ein Ansporn für Kunstfreunde mit kleinem Geldbeutel. Eine Radierung von Chagall
wurde bei 200 zugeschlagen, eine von Braque bei 1200, eine von Käthe Kollwitz brachte es
gar nur auf 300, ihr Litho auf 1100 Euro. Lithos gab es von Pechstein für 300, von
Feininger für 1100, von Heckel für 1600 Euro. Auch Holzschnitte waren gut vertreten:
Barlach (1400 und 2000), Pechstein (Kopf eines Seemannes, 1700), Otto Mueller
(2000 Euro). Keine Bieter fanden die Holzschnitte des Gerhard Marcks, hingegen stieg seine
Selene aus Muschelkalk von 100 000 auf 200 000 Euro das Motiv der
Skulptur diente dem Künstler für seine Trauernde, dem Kölner Totenmal.
Die beiden Sommerauktionen 2004 des Kunsthauses Lempertz übertrafen mit dem Ergebnis von
mehr als 7,7 Millionen Euro die vorangegangenen, und die Zeitgenössische
Kunst war sogar die bisher beste des Hauses. Werke, die keine Käufer fanden,
können bei Lempertz in Köln, Neumarkt 3, weiterhin besichtigt und erworben werden. Die
reiche illustrierten Kataloge kosten je 18, zusammen 27 Euro.
Günther Ott (KK)
Von Vätern, die es nicht sein durften
Arno Surminski macht sich und uns zu seinem 70. Geburtstag
ein literarisches, aber auch erinnerungspolitisches Geschenk
Mit seinem neuen Roman, dem achten seit 1974, veröffentlicht zum 70. Geburtstag des
Autors am 20. August, greift der in Hamburg lebende Arno Surminski ein Thema der Jahre
1939/45 auf, das trotz der Fülle literarischer Verarbeitungen von Krieg und
Nachkriegszeit bisher kaum erwähnt wurde: das Schicksal von Kindern, die ihre Väter
niemals kennenlernten, weil sie noch vor der Geburt oder kurz danach gefallen waren.
Der Vater, um den es hier geht, heißt Robert Rosen, als Bauernsohn am 6. Dezember 1919 im
ostpreußischen Dorf Podwangen geboren. Er hat während eines Fronturlaubs am 9. Mai 1942
die Nachbarstochter Erika geheiratet und ist am 31. Januar 1943, dem Sonntag, an dem seine
Tochter Rebeka entbunden worden ist, in der Nähe Stalingrads von einer Granate getroffen
worden.
Wer das alles, was 1941/43 in Podwangen und an der Ostfront vorgefallen ist, bis in jede
Einzelheit wissen möchte, ist jene Tochter Rebeka Lange, Bankangestellte in Bremen, die
an ihrem 60. Geburtstag in Rente geht und zum Abschied mit ihren Kollegen eine Flasche
Trakehnerblut trinkt. Während des Ruhestands, der vor ihr liegt, möchte sie
den Spuren ihres gefallenen Vaters nachgehen, sie hat sein Kriegstagebuch und
Feldpostbriefe von der um 1960 verstorbenen Großmutter geerbt, Aufzeichnungen sind ihr
von anderer Seite zugeschickt worden. Kollege Wegener, der in der Bank Archiv und
Bibliothek verwaltet, will sie mit dokumentarischem Material versorgen.
Die Suche nach dem verlorenen Vater, die sich über ein ganzes Jahr bis zu ihrem 61.
Geburtstag 2004 erstreckt, ergibt die Rahmenhandlung des Romans, die durch den besonderen
Schrifttyp hervorgehoben wird. Eingebettet in diese Bremer Rahmenhandlung sind die
Kriegsjahre 1941/43 in Rußland, in Ostpreußen, in Hamburg und Münster, von wo Robert
Rosens Kriegskameraden Heinz Godewind und Walter Pusch stammen, die gescheiterte Flucht
der Restfamilie im Winter 1945 aus Ostpreußen und die Vertreibung allein mit der
Großmutter 1946.
Ein Wagnis sei es, so erklärt der Autor einleitend, dieses Buch einen
Roman zu nennen wegen der zahlreichen dokumentarischen Passagen,
die freilich den Text oft überwuchern und den Erzählfluß, den der Leser liebt,
unterbrechen. Diese Zitate aus zeitgenössischen und historischen Quellen, die den Text
deuten sollen, sind zum einen authentisch: Bibelstellen, Sätze aus Wolfgang Borcherts
Erzählungen, Wehrmachtsberichte, Führerverordnungen oder Originalbriefe wie der eines
Amtsrichters aus Wehlau vom 20. Juni 1941. Oder aber sie sind fiktiv wie die fünf Bände
der Podwanger Schulchronik 1806 bis 1950, deren letzten der pensionierte Lehrer Bernhard
Kossak führt, ehe er alle im Garten vergräbt, oder das Tagebuch des
Westfälingers, der 1812 Napoleons Rußlandfeldzug mitgemacht und ähnliches erlebt
hat wie die deutschen Soldaten nach dem 22. Juni 1941.
Als Vorlage diente dem Autor hier das Kriegstagebuch des Heinrich Wesemann, 1808-
1814, das, von den Urenkeln aufgefunden, in Köln 1971 unter dem Titel
Kanonier des Kaisers erschienen ist. Für die Kriegsjahre 1941/42 benutzte er
die Tagebücher zweier deutscher Soldaten. Von besonderer Bedeutung freilich ist der
demonstrativ vor den Romantext gesetzte Ausspruch Kurt Tucholskys, Soldaten sind
Mörder, der durch die Romanhandlung widerlegt werden soll.
Obwohl der Leser weiß, wie das Kriegsgeschehen endet, nämlich mit der totalen Niederlage
Deutschlands 1945, und obwohl er ahnt, daß den drei Soldaten der Tod bevorsteht, versteht
es Arno Surminski, der ein erfahrener Schreiber ist, den Ablauf der Handlung
außerordentlich spannend zu gestalten. Das gelingt ihm besonders durch die Kontraste, die
er setzt zwischen dem selbst in Kriegstagen noch idyllisch anmutenden Ostpreußen und dem
Gemetzel an der Front. Dabei gehören die drei Soldaten, die mit ihrer Kompanie aus Metz
im besetzten Frankreich in den Bereitstellungsraum Ostpreußen und damit in
eine Notgemeinschaft auf Leben und Tod verlegt werden, nicht einmal zur kämpfenden
Truppe, sondern lediglich zur Nachhut.
Am 20. Juni 1941, zwei Tage vor dem Angriff der drei Millionen Soldaten nach dem Fall
Barbarossa, bekommt Robert Rosen 36 Stunden Urlaub nach Podwangen, das er,
nachts durch die Wälder laufend, erreicht. Beschrieben wird dieser unerwartete Besuch aus
der Sicht seiner noch ungeborenen Tochter: Vor der Haustür setzt er mich ab.
Vorsichtig drückt er die Klinke herunter, um nicht zu stören, denn sie schlafen noch. Er
legt die Finger auf die Lippen und bedeutet mir zu schweigen. Dann tritt er ein. Mich
läßt er draußen vor der Tür. Ich warte und warte, aber mein Vater kommt nicht
wieder.
Kriegskamerad Walter Pusch, der 1936 in Münster einen Kolonialwarenladen übernommen hat,
den seine Frau Ilse versorgt, bevor er 1943 durch einen Bombenangriff zerstört wird, ist
am anfälligsten für die NS-Ideologie, wie man seinen Feldpostbriefen entnehmen kann. So
schreibt er 1941: Viele Gefangene werden ja nicht gemacht, das frühere Litauen ist
stark verjudet, da gibt es kein Pardon. Er wird am 11. März 1944 verwundet und
stirbt zwei Tage später.
Weniger indoktriniert dagegen ist Unteroffizier Heinz Godewind, im Zivilberuf
Barkassenführer im Hamburger Hafen, Junggeselle. Seine ironischen Bemerkungen über den
Kriegsverlauf grenzen an Wehrkraftzersetzung. Am 26. November 1941 teilen ihm
die Behörden mit, wegen der kriegsbedingten Wohnungsnot sei seine Wohnung beschlagnahmt
und eine ausgebombte Familie dort untergebracht worden. Während eines Urlaubs 1943 gerät
er in den Hamburger Feuersturm und bleibt verschollen.
Der Ostpreuße Robert Rosen, der einen russischen Kommissar, den er erschießen soll,
laufen läßt, steht dem Autor sicher am nächsten. Er zeigt Sympathie für die
geschundene Zivilbevölkerung, seine Feldpostbriefe schwelgen in Landschaftsschilderungen,
am 6. Juni 1941 berichtete er im Tagebuch von seinem Entsetzen über die Judenmorde von
Tarnopol: Ich halte es nicht mehr aus und laufe fort, unterwegs kommen mir die
Tränen.
Am 24. April 1942 fährt Robert Rosen auf Heimaturlaub nach Podwangen, aber die
Hochzeitsfeier, an der auch Schwester Ingeborg aus Königsberg teilnimmt, ist
überschattet durch den Auftritt einer Kriegswitwe, die ihren Schmerz hinausschreit. Vor
der Rückfahrt spricht Robert Rosen mit den russischen Gefangenen im Dorf, die sich nach
dem Kriegsverlauf erkundigen: Wie nahe man sich kommt, wenn man miteinander spricht.
Plötzlich waren sie keine Feinde mehr.
Die Todesnachricht kommt im Jahr darauf, im März 1943, da ist das Kind schon geboren und
getauft. Der Standesbeamte hat den jüdischen Vornamen Rebecca verweigert und dafür eine
germanische Entsprechung gefunden. Sechzig Jahre danach sitzt diese Rebeka,
die noch mit Ilse Pusch in Münster korrespondiert hat, in ihrer Bremer Wohnung, um
die Geschichte der Begegnung mit ihrem blutjung gefallenen Vater aufzuschreiben. Sie ist
aufgewühlt und mitteilungsbedürftig, aber ihr 22jähriger Sohn Ralf, der als
Bundeswehrsoldat im Kosovo stationiert ist, zeigt wenig Interesse am Schicksal seines
ostpreußischen Großvaters.
Lesern, die diesen Krieg nicht miterlebt haben, dürfte vieles in diesem Roman
unverständlich vorkommen. Kopfschüttelnd werden sie den authentischen Brief eines
Leutnants vom 22. Juni 1941 an seine Frau in Coburg lesen: Unter uns herrscht große
Zuversicht. Der Führer, der sich bisher nie geirrt hat, wird auch diesmal die richtige
Entscheidung treffen. Bei Sonnenaufgang verscheuchte der Kanonendonner alle Zweifel. Es
begann der Kampf um Sein oder Nichtsein.
Jörg Bernhard Bilke (KK)
Arno Surminski: Vaterland ohne Väter. Roman. Ullstein Verlag, München 2004, 462 Seiten,
22 Euro
Und mitten drin die Goldne Gans
Mit naiv-poetischem Gespür machte sie Friederike Kempner schon früh im
Breslauer Großstadtgewühl aus
Vor hundert Jahren, am 23. Februar 1904, starb Friederike Kempner auf Friederikenruh im
Bezirk Breslau. Sie wurde am 25. Juni 1836 in Posen geboren, wo der Vater, ein Schlesier,
ein Gut gepachtet hatte. Später kaufte er ein Gut in Schlesien.
Der Ruhm Friederike Kempners als Schriftstellerin ist groß. Sie verdankt ihn ihren
Gedichten, die merkwürdig unerwartet in Naivität oder Trivialität umschlagen und damit
urkomische Effekte erzeugen können. Ein Beispiel:
O Wallenstein, du eigner Held,
Bewundert viel, begeifert von der Welt,
Im Tode doch blüht dir ein Glück:
Von Schillers Hand das hübsche Stück!
Oder ihr Gedicht zum Ruhme des Astronomen Johannes Kepler:
Du sahest herrliche Gesichte
In finstrer Nacht,
Ein ganzes Blatt der Weltgeschichte:
Du hast es vollgemacht!
Friederike Kempner stammte aus einer jüdischen Familie, die sich voll in das preußisch
geprägte gesellschaftliche Umfeld ihrer Zeit integriert hatte. Der Durchbruch gelang der
eifrigen Schriftstellerin, deren Romane und Novellen heute vergessen sind, mit ihren
Gedichten, genauer gesagt: mit dem Verriß ihrer Gedichte durch Paul Lindau in der
Zeitschrift Gegenwart. Er verwies auf die unfreiwillige Komik in ihren Versen
und löste damit einen gewaltigen Ansturm von Käufern aus, die dafür ein Sensorium
hatten.
Die Familie, verzweifelt ob des Gelächters, das durch die Gedichte überall hervorgerufen
wurde, und doppelt peinlich berührt in ihrer speziellen Situation, versuchte, die Bücher
aufzukaufen. Doch vergeblich, immer neue Auflagen erschienen und fanden reißenden Absatz.
Und noch heute, nach mehr als hundert Jahren, gibt es eine große Fan-Gemeinde des
schlesischen Schwans, wie Friederike Kempner liebevoll genannt wird.
Man kann darüber spekulieren, ob die Komik ihrer Gedichte wirklich ganz unfreiwillig war
oder ob die Autorin vielmehr, als sie ihren von Lachen begleiteten Erfolg wahrnahm, sehr
bewußt augenzwinkernd witzige Schlußpointen setzte; denn meist ist es die letzte Zeile
einer sonst ganz ordentlichen Strophe, die umwerfend komisch alles
herumreißt. So auch etwa in dem Gedicht auf die von ihr so sehr geliebten Tiere:
Ein unbekanntes Band der Seelen kettet
Den Menschen an das arme Tier,
Das Tier hat einen Willen, ergo Seele
Wenn auch 'ne kleinere als wir!
Für alle, die Schlesien und Breslau lieben, dürfte das Gedicht unvergeßlich sein, das
sie jenem Hotel widmete, in dem sie in Breslau abzusteigen pflegte:
Im Großstadtgewühl
Die Leute drängeln im Verkehr,
Man sieht, sie gehn theils hin, theils her,
Und jeder hat etwas zu thun,
Sonst würde er wohl lieber ruhn.
Ich ging behaglich durch die Straßen,
Mich freuend an der Haupstadt Glanz;
Ach, ringsum Schönheit ohne Maßen
Und mitten drin die Goldne Gans!
Roswitha Wisniewski (KK)
Ein ekstatischer Pessimist
Zum Tod des polnischen Dichters Czeslaw Milosz
Ich bin wie ein Sehender, doch selbst nicht vergänglich, / ein Luftgeist, trotz
grauen Hauptes und Altersgebrechen, heißt es in dem in diesem Jahr erschienenen
Sammelband DAS und andere Gedichte (Carl Hanser Verlag), in dem lyrische
Arbeiten aus sechs Jahrzehnten versammelt sind und der einen repräsentativen Querschnitt
durch das poetische Ouvre des ekstatischen Pessimisten (so ein Selbstzeugnis)
Czeslaw Milosz bietet. Das Leben des am 30. Juni 1911 unweit der polnisch-litauischen
Grenze geborenen Schriftstellers spiegelt auch die Hoffnungen, Brechungen und Irrwege der
polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts wider.
Seine ersten Gedichte verfaßte Milosz Ende der 20er Jahre als Jurastudent in der
Universitätszeitschrift Alma Mater Vilniensis. Beinahe prophetische Züge
trägt dieses ungebändigte, expressive Frühwerk, in dem er das drohende Unheil in Europa
voraussagt: Ein Rauschen bricht an, die Flut eines fremden Ozeans / des Ozeans des
Nichts. In seiner weißen Gischt / werden Tier und Land versinken. Milosz'
Begeisterung für das Nachkriegspolen, das er zunächst als Kulturattaché in Paris und
Washington vertrat, ebbte rasch ab. 1951 entschied er sich, nicht in seine Heimat
zurückzukehren, und blieb in Frankreich.
Nach der Veröffentlichung seines Buches Verführtes Denken (1953), in dem er
das stalinistische System und die Rolle der angepaßten Intellektuellen analysierte, wurde
er in seiner Heimat zur Persona non grata. Milosz übersiedelte 1960 in die USA und lehrte
viele Jahre an der Universität in Berkeley slawische Literatur. Bis 1980 waren seine
Bücher in Polen verboten. Der politische Bannstrahl wurde erst nach der Verleihung des
Literaturnobelpreises 1980 aufgehoben. In Polen und für Polen Dichter zu sein ist
eine mehr als anderswo historische, nationale Verpflichtung, erklärte Milosz bei
der Entgegennahme des Preises in Stockholm.
Dieser Rolle hat sich der Schriftsteller stets gestellt als unbestechlicher
Intellektueller ohne Ressentiments, der schon früh den Gedanken eines vereinten Europas
propagierte: Obwohl ich den mir vom Schicksal bestimmten Platz akzeptiere, bin ich
doch in allen meinen Reaktionen Europäer. Ob in Tal der Issa, in
Die Straßen von Wilna oder in seinen zahlreichen Essaybänden, der bekennende
Kosmopolit Milosz schlug stets versöhnliche Töne an und bekannte, daß das Schreiben
für ihn selbst über die vielen Jahre eine Schutzstrategie gewesen sei.
Als intellektueller Schutzpatron fungierte Milosz in den 80er Jahren auch für die
Aktivisten der Gewerkschaft Solidarnosc: Der du dem einfachen Menschen Unrecht getan
hast und darüber noch lachst, / sei nicht so sicher. Der Dichter merkt es. / Du kannst
ihn töten es kommt ein neuer. Seit 1980 zieren diese Verse das Denkmal für
Arbeiter der Danziger Werft.
Nach der politischen Wende 1989 kehrte Milosz nach 38 Jahren selbst gewählten Exils
(Ich habe als Voyeur die Welt durchwandert) wieder in seine Heimat zurück, wo
er die ihm lange verwehrte Ehre und Aufmerksamkeit genoß. Am 14. August ist der große
polnische Schriftsteller, laut Nobelpreiskomitee ein Autor, der mit kompromißlosem
Scharfblick der exponierten Situation des Menschen Ausdruck verleiht, im Alter von
93 Jahren in Krakau gestorben.
Peter Mohr (KK)
Aus dem General-Anzeiger, Bonn, 16. 8. 2004
KK-Notizbuch
Die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum in
Düsseldorf besitzt in ihrer Artothek eine umfangreiche Kunstsammlung.
Die Bestände umfassen Original-Handzeichnungen, Druckgrafiken und Ölbilder von
Künstlern aus den historischen deutschen Ostprovinzen und den Siedlungsgebieten in
Südosteuropa. Eine Ausstellung, die vom 2. September bis zum 23. Oktober zu sehen ist,
zeigt eine Auswahl der Genres Porträt und Landschaft. Neben Selbstbildnissen von Käthe
Kollwitz, Lovis Corinth, Ludwig Meidner, Hans Fischer, Hans Bellmer und Friedrich von
Bömches werden ausdrucksvolle Arbeiten von Emil Stumpp und Oskar Kreibich gezeigt.
Zahlreiche Künstler sind mit Landschaftsdarstellungen von Ostpreußen, dem Sudetenland,
Schlesien, Siebenbürgen und dem Banat vertreten.
Europäischen Aktivitäten entlang der Oder widmet sich die Ostseegesellschaft
e. V. in einem Seminar unter dem Titel Von Ufer zu Ufer vom 10.
bis zum 12. September. Kenner der Regionen und Projekte informieren und treten in einen
Gedankenaustausch mit den Gästen, die sich unter der Telefonnummer 0 45 02 / 80 32 03
informieren und anmelden können.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz plant eine deutsch-polnische
Dependance. Sie soll den Namen der in Ostpreußen geborenen früheren
Herausgeberin der Zeit, Marion Gräfin Dönhoff, erhalten. Der
Stiftungsvorsitzende Gottfried Kiesow berichtete, das Grundkapital von fünfzigtausend
Euro habe der Sohn eines ehemaligen Gutsherrn aus Ostpreußen gestiftet. Die
Denkmalschützer hoffen unter anderem auf Zuwendungen von deutschen Firmen in Polen.
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg zeigt eine Ausstellung
mit Zeichnungen von Gabriela Nováková unter dem Titel Deutsche
und tschechische Städte. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Sein Buch zum Warschauer Aufstand von 1944, das im Mai bei Fischer
erschienen ist, stellt der Historiker Wlodzimierz Borodziej am 26. August
um 19.30 Uhr im Düsseldorfer Polnischen Institut vor. Es widmet sich stärker als
bisherige Veröffentlichungen der Vorgeschichte, den politischen Hintergründen und der
Wirkungsgeschichte dieses Ereignisses.
Die Pommersche Herbstwanderung, organisiert von der Ostsee-Akademie
im Pommern-Zentrum Lübeck-Travemünde vom 9. bis zum 12. September, führt in diesem Jahr
in weitgehend unbekannte Landschaften im Westen von Rügen auf den Spuren der
ZDF-Serie Hallo Robbie.
(KK)