Technisches Denkmal erstrahlt in neuem Glanz
Rekonstruktion des Eisenbahn-Viadukts in Jezernice (Jesernik)

jezernice05.jpg (48651 Byte) Ausschnitt aus der Generalkarte von Mitteleuropa 1:200000 Ausgabe von 1893, Nachdruck 1969.
Im tschechischen Jezernice (Jesernik) – einem kleinen Ort zwischen Lipnik (Leipnik) und Hranice (Mährisch Weißkirchen) – entstand im 19. Jahrhundert durch den Bau der Nordeisenbahnstrecke von Wien nach Krakau ein bis heute einzigartiges technisches Bauwerk: das Jezernice-Viadukt.
Auf einer Länge von insgesamt 420 m überspannen hier 42 steinerne Bögen das breite Tal des kleinen Baches Jezernice (Jesernik).

Nach über 200 Jahren stand nun im Zuge einer generellen Strecken-Modernisierung auch eine grundlegende Sanierung der Brückenkonstruktion an. Dabei wurden sowohl altersbedingte Schäden beseitigt als auch die Tragfähigkeit der Konstruktion verbessert, so daß heute auch moderne Hochgeschwindigkeitszüge problemlos das Viadukt passieren können. Eine Aufgabe, die viele spezielle Lösungen verlangte, beispielsweise die neue Klinker-Verblendung der Mauerwerksbögen.

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Ein Zeugnis der Baugeschichte:

Das rekonstruierte Eisenbahnviadukt
in Jezernice/Tschechien
aus dem Jahre 1842.

Unvorhergesehener Konstruktionszustand
Trotz der umfangreichen geo- und bautechnischen Studien, die im Vorfeld der Sanierung angefertigt wurden, stellte sich der tatsächliche Zustand des Bauwerks erst nach Beginn der Arbeiten heraus. So entsprach aufgrund der langen Entstehungsgeschichte die sogenannte Frontalmauer auf der Seite zum Ziegel-Viadukt nicht der Archivdokumentation. Nur wenige der vorhandenen Wandbereiche waren stabilisiert, der größte Teil dieser Wandkonstruktion mußte völlig neu aufgebaut werden. Den Voruntersuchungen zufolge zeigte das Bauwerk Schäden wie Risse in den Pfeilern und Gewölben, nicht mehr vorhandene Gewölbekränze sowie ausgemergelte Fugen. Nach der Demontage des Gleisbettes stellte sich auch die Tragfähigkeit der Gewölbe als unzureichend heraus, die damals im Inneren nur verfüllt wurden. Dies stellte die Stabilität der Gesamtkonstruktion, insbesondere für die geplante Streckenbelastung durch Hochgeschwindigkeitszüge, in Frage.

Einzige Lösung: Abriß und Neuaufbau
Es gab schließlich aus statischer Sicht, begründet durch verschiedene Expertisen, nur eine Lösung: Die Gewölbe bis auf die Pfeiler abbrechen und neu aufbauen.
Das Problem bestand darin, für die neuen Gewölbe eine leichte Konstruktion zu finden und gleichzeitig die historische Ansicht des Viadukts zu erhalten. Erst nach vielen Diskussionen fanden alle am Bau Beteiligten ein praktikables Konzept. Dieses sah – als einen letztlich auch von der Denkmalpflege getragenen Kompromiß – vor, für die Gewölbe Stahlbeton mit einer weitgehend authentischen Ziegelverblendung einzusetzen.

Hoher Anspruch an neue Ziegel
Strenge Materialanforderungen bestimmten die Auswahl neuer Ziegel.

Die vorhandenen Ziegel konnten nicht wieder verwendet werden, da ihre Qualität nicht den heutigen Bestimmungen und Erfordernissen entsprach.
So mußte beispielsweise die Frostbeständigkeit bis minus 50 °C sicher gestellt sein und das Wasseraufnahmevermögen bei unter 6 Prozent liegen.
Nur hartgebrannte Klinker verfügen über solche Werte, werden allerdings nicht in Tschechien produziert.
Unter den ausländischen Bewerbern erhielt das Werk Baalberge der Wienerberger Ziegelindustrie GmbH den Zuschlag. Ihre Verblendklinker erfüllten nicht nur die entsprechenden Materialkennwerte nach deutschen Normen, sondern konnten außerdem die tschechische Produktzulassung vorweisen. Daneben hatte auch der Farbton maßgeblichen Anteil an der Entscheidung.
Wegen der originalgetreu wiederherzustellenden Optik war ein sattes Rot gewünscht.
Die Klinker „Baalberge, rot nuanciert“, KMz 48-2,2 NF konnten alle Anforderungen erfüllen.

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Ein technisches Denkmal
erstrahlt in neuem Glanz:

Das Eisenbahnviadukt in Jezernice/Tschechien
wurde mit TERCA-Klinkern aus dem
Werk Baalberge der
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH
wieder aufgebaut.

Bautechnisches Know-how gefragt
Die Ausführung der anspruchsvollen Arbeiten erforderte insgesamt viel Know-how auf diesem Gebiet.
Engagiert wurde dafür die AG Dopravnj stavby Holding, die auf Neubau und Rekonstruktion von Brücken und Viadukten aller Art spezialisiert ist.

Die neuen Gewölbe bestehen nun aus 40 cm dickem Stahlbeton, in dessen äußere Schicht die Klinker-Vollziegel eingelegt sind.

Das Innere der Gewölbe wurde mit Leichtbeton ausgefüllt.
Zuvor wurden jedoch alle Brückenpfeiler von etwa einem Meter unterhalb der Gewölbeauflager bis in den Baugrund hinein mit Bohrloch-Injektagen verfestigt und das Pfeilermauerwerk in jeder zweiten Fuge durch Edelstahl-Spiralstreben stabilisiert.
Für den Bau der neuen Gewölbe hatte man ursprünglich an eine vorgefertigte Konstruktion gedacht.
Die einzelnen Bögen weisen jedoch unterschiedliche Durchmesser von 5,7 und 7,6 m auf, die zwar abschnittsweise wiederkehren, aber innerhalb dieser Systematik traten noch Maßabweichungen bis zu 20 cm auf.
Zusätzlich hätten vorgefertigte Bauteile mit rund 80 Tonnen Gewicht eine komplizierte Montage bedeutet.
Deshalb griff man wie vor 200 Jahren auf eine paßgenau angefertigte Holzschalung zurück, die für jeweils 12 Gewölbe hergestellt und dann insgesamt sechs Mal umgesetzt wurde.
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Tschechische Spezialisten rekonstruierten das Eisenbahnviadukt in Jezernice (Jesernik) innerhalb von sieben Jahren detailgetreu.
Für die Ziegelverblendung wurden die TERCA-Klinker „Baalberge, rot nuanciert“, KMz 48-2,2 NF eingesetzt
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Knifflig: Das Einlegen und Befestigen der Klinker
Die Verankerung des Klinkergewölbes in das Betongewölbe erfolgte mit Stahlnetzen, die in die Fugen der Klinker eingelegt wurden – eine einfache Vormauerung hätte den Erschütterungen des Bahnbetriebes nicht dauerhaft standgehalten.
Mit der gewählten Lösung ließ sich dagegen eine sichere Verankerung zwischen Klinkern und Beton bewerkstelligen.

Das Einlegen der Klinker in die Holzschalung erforderte einen hohen manuellen Aufwand.

Jeder der 240 mm x 115 mm x 71 mm großen Klinker wurde einzeln hochkant im Läuferverband an Ort und Stelle plaziert, und in jede zweite der 15 mm breiten Fugen kam das Stahlnetz hinein. Um die einheitliche Fugenbreite zu gewährleisten, wurden eigens angefertigte Abstandshalter in Form konisch zugeschnittener Holzstücke eingelegt. Jedes dieser zahllosen Hölzer mußte unten genau 25 mm und oben 32 mm breit sein, um den Radius des Gewölbes herauszuarbeiten.

Die Rekonstruktion des Eisenbahn-Viadukts in Jezernice dauerte von den ersten vorbereitenden Maßnahmen bis zur kompletten Fertigstellung sieben Jahre.
Nachdem im Juni 2002 alle Arbeiten beendet waren, bietet das Bauwerk nicht nur tagsüber, sondern auch in den Abend- und Nachtstunden ein bezauberndes Bild. Die große Bedeutung als technisches Denkmal war für den Bürgermeister Grund genug, eine Beleuchtung installieren zu lassen, die das Viadukt nachts anstrahlt.

Text und Bilder stellte mit freundlicher Genehmigung zur Wiedergabe zur Verfügung:
Wienerberger Ziegelindustrie GmbH
Oldenburger Allee 26
30659 Hannover
Tel. +49 (511) 610 70-541
Fax +49 (511) 61 44 03
http://www.wienerberger.de

ML 2004-02-05