JUDr. Hacha, Emil, Staatspräsident der CSR 1938/39


geboren 12. Juli 1872 Schweinitz (Böhmen)
ermordet 27. Juni 1945 im Prager Gefängnis Pankraz

Dr. Hacha war Präsident des Obersten Verwaltungsgerichtshofes.
05. 10. 1938 tritt Staatspräsident Benesch freiwillig zurück.
22. 10. 1938 Benesch fliegt nach England ins Exil
30. 11. 1938 Hacha wird von der Nationalversammlung mit großer Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt. Benesch gratuliert von England aus.
16. 03. 1939 Das Protektorat Böhmen-Mähren wird errichtet. Hacha bleibt Staatsoberhaupt für das Protektorat.
Bereits am 24. 07. 1940 ernannte Benesch sich im Exil zum Präsidenten der CSR und bildete einen Staatsrat.
14. 06. 1942 Der stellvertr. Reichsprotektor Heydrich erliegt einem Attentat. Die Ortschaft Lidice wird vernichtet und eingeebnet. Hacha überdauert 2 Reichsprotektoren und 4 Protektoratsregierungen.
08. 05. 1945 Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.
09. 05. 1945 Einmarsch der Roten Armee in Prag. Das große Morden an der deutschen Zivilbevölkerung hatte bereits am 5. Mai 1945 begonnen.
16. 05. 1945 Benesch hält, über Kaschau kommend, Einzug in Prag.
Hacha wird verhaftet und stirbt im Gefängnis Pankraz an den ihm zugefügten Mißhandlungen.
21. 06. 1945 Benesch erläßt seine ersten völkerrechtswidrigen Dekrete. Weitere folgen. Die Sudetendeutschen werden rechtswidrig als Staatsbürger einer neu erstandenen Tschechoslowakei in Anspruch genommen, enteignet und rechtlos gestellt.
08. 05. 1946 Die Nationalversammlung ratifiziert diese Dekrete; sie sind heute noch rechtsgültig und wirksam.
Geschrieben von Adolf Zintl am 21. Januar 2001 13:21:46

Man könnte hinzufügen, daß Hacha vor 1938 als einer der höchsten Richter des Landes auch bei den Sudeten- und Karpatendeutschen angesehen war. Soweit ich weiß, steht fest, daß Hacha im Gefängnis Pankratz erschlagen wurde. Ungesichert ist wohl, ob sein Tod von Benesch veranlaßt wurde, es spricht aber viel dafür. Hacha hatte im Grunde eine blütenweiße Weste, er hat sich auch zwischen 1939-45 als tschechischer Patriot wacker geschlagen und viele Härten für die Tschechen verhindert oder gemildert. Daß er vor den Deutschen/Nazis katzbuckeln mußte, trifft zu, ein Quisling war er aber nicht, er hat sich, soweit ich es sagen kann, auch nie entwürdigt.

Außerdem war Hacha die personifizierte Infragestellung des Machtanspruchs von Benesch, schließlich hatte Benesch ihm am 5.10.1938 aus dem Exil ohne jeden Zwang zu seiner Wahl als Nachfolger im Amt des tschechoslowakischen Präsidenten gratuliert. Und nun basierte Beneschs Machtanspruch ja ganz darauf, daß dieser Machtwechsel vom Oktober 1938 erzwungen war. Hacha wußte wohl auch sonst ein bißchen mehr als Benesch lieb sein konnte. Symptomatisch für den Flurschaden, den Benesch und seine Spießgesellen angerichtet haben, ist, daß Hacha in der CR heute noch nicht die Hochachtung oder zumindest den Respekt genießt, die/den er wohl verdient hätte. Was hätte er denn am 14./15. 3. 39 anderes machen sollen? Erpressung ist ein Verbrechen, erpreßt werden ist keines.

K. Badenheuer  2001-01-23