Gedenkstätte spurlos verschwunden.
Die Dramatik der Weltgeschichte zeigt sich auch manchmal im Verschwinden von steinernen oder stählernen Zeugen.

Bei  Karlsbad stand einst eine Gedenkstätte für einen Deutschen. Sein Name war zwar schon tschechisiert – Lubomir Fynberg nannten die tschechischen Kommunisten den Dichter des Kampfliedes: "Die Partei hat immer recht".  So schützte kommunistische Ideologie den Deutschen, wenn auch unter tschechischer Tarnkappe.

Nun ist Kommunismus "out".
Also gibt es keinen Grund mehr, einem "Lubomir Fynberg" – der unter dem landesüblichen Namen Louis Fürnberg geboren wurde, gelebt und gedichtet und gestritten hat und auch unter diesem Namen starb und begraben wurde – ein Denkmal zu erhalten.
Also wurde das Grundstück mitsamt den stattlichen Häusern aus alt-österreichischer Zeit und dem tschechischen Denkmal für den deutschen Klassenkämpfer geschleift und an eine Handelskette verkauft zur Errichtung eines Supermarkts. Zeitgemäßer Ersatz?

Auf jeden Fall sind mal wieder Spuren gelöscht: Spuren des Deutschtums und Spuren des Klassenkampfes.

Ort des Geschehens: Straße in Karlsbad aus Richtung Eger, Nähe Fabrik "Moser", linker Hand
Einkaufszentrum "Kaufland" (deutsches Unternehmen).
Zeit des Geschehens: 2000/2001.

Wer näheres hierzu weiß, darf es allen Mitteleuropäern verraten!

Aus dem 23-bändigen Brockhaus (1968) (Wortlaut leicht geändert):
Fürnberg, Louis, Pseudonym Nuntius, Schriftsteller, geboren 1909-05-24 in Iglau (Mähren), gestorben 1957-06-23 in Weimar. Als Mitglied der Kommunistischen Partei emigrierte er nach Italien, Jugoslawien und zuletzt nach Palästina, kehrte 1946 nach Prag zurück und wurde 1949 tschechoslowakischer Botschaftsrat in Ost-Berlin, 1954 stellvertretender Direktor der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten in Weimar und Mitbegründer der >Weimarer Beiträge<. Er verfaßte Dramen und Laienspiele, Festspiele und Kantaten in kommunististischer Grundgesinnung und später einfache Lyrik sowie Novellen mit geschichtlichen Motiven.
Werke
Lyrik: Lieder, Songs und Moritaten (1936); Hölle, Haß und Liebe (1943); Der Bruder Namenlos (1947); Wanderer in den Morgen (1951); Das wunderbare Gesetz (1956); Lebenslied (aus dem Nachlaß, 1963); Heimat, die ich immer meinte (aus dem Nachlaß, 1964).
Erzählungen: Mozart-Novelle (1947); Die Begegnung in Weimar (1952); Das Jahr des vierblättrigen Klees (1959).
Drama: Die spanische Hochzeit (1948). Gesammelte Werke, 6 Bände (1964ff.).
L. F. zum 50. Geburtstag, herausgegeben von der Deutschen Akademie der Künste, Berlin (1959); G. Wolf: L. F. (1961); H. Richter: Das lyrische Werk L. F.s (1966).

Und noch eine andere Ergänzung:
Louis Fürnberg war jüdischer Herkunft. Er entstammte einer Egerländer Textilindustriellenfamilie und kam sehr bald mit den Salonkommunisten der Ersten Tschechoslowakischen Republik in Berührung. Mein Vater, der ihn während seiner Schulzeit an der Deutschen Handelsakademie in Prag in den späten 20er Jahren kennenlernte – er teilte mit Lois Fürnberg die gleiche Zimmerwirtin ("Kostschachtel") – hatte nicht die beste Meinung von ihm. Soweit mein Wissen über Louis Fürnberg      Helmut Matejka 

 

Louis Fürnberg: "Die Partei" (1950)
Sie hat uns alles gegeben,
Sonne und Wind, und sie geizte nie,
und wo sie war, war das Leben,
und was wir sind, sind wird durch sie.

Sie hat uns niemals verlassen,
wenn die Welt fast erfror, war uns warm.
Uns führte die Mutter der Massen,
es trug uns ihr mächtiger Arm.

    Die Partei
    die Partei
    die hat immer recht,
    Genossen, es bleibt dabei!
    Denn wer
    für das Recht kämpft,
    hat immer recht,
    gegen Lüge und Heuchelei!

    Wer das Leben beleidigt,
    ist immer schlecht.
    Wer die Menschheit verteidigt,
    hat immer recht,
    denn aus dem Leninschen Geist
    wächst von Lenin geschweißt
    die Partei
    die Partei
    die Partei!

Sie hat uns niemals geschmeichelt.
Sank uns im Kampf aber einmal der Mut,
so hat sie uns leis nur gestreichelt:
Zagt nicht! und gleich war uns gut.

Zählt denn auch Schmerz und Beschwerde,
wenn uns das Gute gelingt,
wenn man den Ärmsten der Erde
Freiheit und Frieden bringt?

    Die Partei
    die Partei
    die hat immer recht,
    Genossen, es bleibt dabei!
    Denn wer
    für das Recht kämpft,
    hat immer recht,
    gegen Lüge und Heuchelei!

    Wer das Leben beleidigt,
    ist immer schlecht.
    Wer die Menschheit verteidigt,
    hat immer recht,
    denn aus dem Leninschen Geist
    wächst von Lenin geschweißt
    die Partei
    die Partei
    die Partei!

Sie hat uns alles gegeben,
Ziegel zum Bau und den großen Plan,
und sprach: Jetzt baut euch das Leben!
Vorwärts, Genossen! Packt an!

Hetzen Hyänen zum Kriege,
bricht euer Bau ihre Macht!
Zimmert das Haus und die Wiege!
Bauleute, seid auf der Wacht!

    Die Partei
    die Partei
    die hat immer recht,
    Genossen, es bleibt dabei!
    Denn wer
    für das Recht kämpft,
    hat immer recht,
    gegen Lüge und Heuchelei!

    Wer das Leben beleidigt,
    ist immer schlecht.
    Wer die Menschheit verteidigt,
    hat immer recht,
    denn aus dem Leninschen Geist
    wächst von Lenin geschweißt
    die Partei
    die Partei
    die Partei!

Der Text lautete ursprünglich auf Stalin und wurde ab und an zeitgemäß angepaßt.  

Zur Anpassung der politischen Autoren an die wechselnde Großwetterlage lesen Sie bitte auch einen sehr aufschlußreichen Bericht in der Welt 1997-01-07 – der leider, wie das Fürnberg-Denkmal selbst, verschwunden zu sein scheint.

Ob ein anderer Beitrag in der Welt Sie dafür entschädigt? ML2009-01-22

http://www.welt.de/print-welt/article632701/Die_Partei_die_Partei_die_hat_immer_recht.html