Zweierlei Maß
Rund eine Million tschechischer Staatsbürger wurde zur Zeit der kommunistischen Diktatur in Gefängnisse oder Arbeitslager gesteckt. Mindesten 5000 von ihnen verloren ihr Leben. Die Armee, die Polizei und alle staatlichen Organe wurden dezimiert. Auf Grund ungesetzlicher Entscheidungen wurden über 280.000 Personen gerichtlich verfolgt, viele andere bekamen nicht einmal ein Gerichtsverfahren. Die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen geht aber nur schleppend voran. Wie Pavel Bret, der stellvertretende Direktor der ÚDV *), der Zeitung Lidové Noviny in einem Interview mitteilte, wurden in den zehn Jahren nach der Wende erst acht Täter verurteilt, davon vier auf Bewährung. – Pavel Bret wörtlich: "Eine Reihe von Leuten weiß von Dachau, weiß von Theresienstadt, aber nichts von Jachymov und Leopoldov. Dabei hatten wir wie die Deutschen hinter unseren Hütten imaginäre Dachaus und nach 1948 auch unsere Goebbelse."

*) "Úr'ad Dokumentace a Vyšetrování zloc'inu' komunismu", "Amt für Dokumentation und Aufklärung der Verbrechen des Kommunismus", also eine Art "Gauck-Behörde" auf tschechischer Seite.

entnommen aus dem Brünner Heimatboten 2000-11/12 Seite 193 mit freundliche Genehmigung des Herausgebers