Sudetenland-Dokumentation der Truman University

Im Rahmen meiner Vortragsreihe über Hans Kudlich und die großen Vertreibungen von 1945/46 bei verschiedenen amerikanischen Universitäten und bei den Tagungen der American Society for German American Studies wurde mir der Vorschlag gemacht, ein 30 Minuten Lehr-Video über die Ereignisse im Sudetenland zu unterstützen. Professor Dr. James Paulding der Truman University of Kirksville, Missouri, der sich seit einigen Jahren mit der Produktion von Lehrfilmen befaßt, übernahm dieses Projekt. Uns wurde klar, daß dem amerikanischen Volk, aber auch im Rahmen des Geschichtsunterrichtes in Schulen, die Vertreibungen östlich der Oder-Neiße-Linie, im Sudetenland wie auch Osteuropa total unbekannt sind. Ob bewußt oder nicht, soll hier nicht zur Diskussion gestellt werden.

Da wir durch unsere Restaurierungen in unserem Heimatort Schwansdorf, Kreis Troppau, Ostsudetenland, bekannt wurden und da wir nicht als Revanchisten gelten, sondern die reine Wahrheit suchen, waren wir der richtige Partner.

Von verschiedenen sudetendeutschen Persönlichkeiten bekamen wir Unterlagen, damit der geschichtliche Teil hieb- und stichfest wird.

Nach verschiedenen Besprechungen mit Professor Paulding und anderen Sudetendeutschen fuhren wir am 1. September 1999 in meine angestammte Heimat, um dort mit den aktuellen Aufnahmen zu beginnen.

Als wir ankamen, regnete es – mit wenig Aussicht auf gutes Wetter, was ja für das Filmen notwendig ist. Aus der amerikanischen Patengemeinde der heimatvertriebenen Schwansdorfer/Tschirmer der Gememde Plain, Wisconsin, kam auch der Bürgermeister mit Gefolge, einschließlich Pfarrer Gary Wankerl.

Wir wohnten in Bautsch in einem einst sozialistischem Hotel. Eine weitere Gruppe, welche Landsmann Erhard Zopp organisierte, kam per Reisebus auch zu den geplanten Einweihungen. Sie wohnten in Wigstadtl.

Als es am Donnerstag-Abend, dem 2. September 1999, noch aussichtslos regnete, sagte ich zu Pfarrer Wankerl: „Jetzt müssen wir aber anständig beten, sodaß uns der liebe Gott ein einigermaßen gutes Wetter schickt, sonst sind die Einweihungen und das Filmen eine Katastrophe“. Das war wohl das erste Mal in der Geschichte des Hotels, daß dort öffentlich gebetet wurde. Die Einweihungen waren für den 3. September 1999 nachmittags angesetzt. Bischof Lobkowicz aus Ostrau/Troppau und sieben weitere Geistliche hatten sich angekündigt sowie das tschechische Fernsehen und die Zeitung aus Troppau.

Gegen 11:00 Uhr verschwanden derNebel und das Regenwetter, und um 14:00 Uhr herrschte herrliches Herbstwetter mit Sonnenschein. Uber diese Feierlichkeiten wurde schon anderweitig berichtet. Es wurden der vor dem Zusammensturz gerettete Kirchturm, das geschändete Kriegerdenkmal, ein vollständig restauriertes Wegkreuz und der Gedenkstein am Massengrab der Oberlehrerfamilie eingeweiht. Dazu kam auch Diplomingenieur Gerhard Seidel, gebürtig in Wigstadtl und jetzt Entwicklungsleiter bei Boing Aircraft in Seattle Washington. Er hielt die Grabrede in Deutsch, Tschechisch und Englisch.

Unser Vertrauensmann Edmund Jakel aus Bautsch, gebürtig in Bernhau, ermöglichte es, eine Genehmigung zu bekommen, um das Sperrgebiet zu filmen, in dem 27 Dörfer von den Kommunisten total vernichtet wurden. Wir waren auch am Friedhof zu Lobenstein, besuchten das Kudlich-Museum sowie die auch schon sehr dem Verfall preisgegebene Kudlich-Warte.

In Landskron wurde am Marktplatz gefilmt, wo mehr als 40 Deutsche, darunter der Vater und Onkel meiner Frau, zu Tode gemartert wurden. Vom Massengrab ist nichts mehr zu finden, aber wir bekamen, wenn auch schlechte, Photos vom eigentlichen Massengrab.

Herr und Frau Jentschke, die Retter des Muttergottesberges bei Grulich, kamen speziell von Berlin nach Grulich, um uns bei den Aufnahmen zu unterstützen. Er organisierte einen Empfang im Rathaus mit dem dortigen Oberbürgermeister. Das beigefügte Photo zeigt den 1. und 2. Bürgermeister, Herrn und Frau Jentschke, Gerhard Seidel mit Gattin, Frau Helga Paulding, sowie meine Frau und mich. Während dieses eineinhalbstündigen Gespräches wurde sehr offen diskutiert, und ich betonte, daß die Prager Regierung sich zu den Verbrechen und sogar Dummheiten bekennen muß, wie es die Lehre Gottes fordert. Sonst können sich die Tschechen von dieser Last nicht befreien.

Professor Paulding mit Gattin fuhren anschließend nach Tabor und Prag, um weitere Aufnahmen zu machen. Landsmann Alfons Mader, ein Schulkollege von mir aus Neudorf, jetzt Nürnberg, unterstützte Dr. Paulding in Prag und anderen westböhmischen Gegenden, die er besser kennt als ich.

Leider muß ein Lehrfilm auf 27 Minuten abgegrenzt sein und somit kann natürlich sehr viel nicht gebracht werden. Aber wir glauben, daß es ein sehr guter, objektiver und lehrreicher Film sein wird. Unterstützt wurden wir auch vom westdeutschen Fernsehen, das verschiedene Aufnahmen zur Verfügung stellte. Man will auch dort die deutsche Übersetzung machen und ausstrahlen.

Anläßlich des Pfmgsttreffens der SudetendeutschenLandsmannschaft in Nürnberg soll diese Dokumentation vorgestellt werden. Bitte besuchen Sie uns an unserem Stand.

Professor Dr. Paulding und seine Mitarbeiter der Truman-University rechnen damit, daß etwa 100 000 Kopien an amerikanische High Schools, Colleges, Universitäten und Bibliotheken abgegeben werden können.

Diesem Video wird eine umfangreiche Broschüre beigefügt, welche die Einzelheiten schriftlich dokumentiert, die im Video nur gekürzt dargestellt werden können.

Soll das 21. Jahrhundert weniger Haß und Blutvergießen für unsere zukünftige Generationen bringen, dann müssen wir den Mut haben und zur absoluten Wahrheit stehen. Die absolute Wahrheit ist die einzige Verständigung zwischen Menschen und Völkern.

Karl Hausner
28 Concord Drive
Oak Brook, IL 60523-1767

Aus „Eintracht“, der Wochenzeitung für die Deutschsprachigen.
Chicago 2000-01-29, Jahrgang 78 – Ausgabe 22, Seite 3.

Herr Werner Juretzko brachte mir diese Zeitung mit Ende August 2001.
ML 2001-09-02

Über den Film selbst und eine Bezugsquelle bitte hier nachlesen!