Die Schriftstellerin Frau Herma Kennel las im Brünner Begegnungszentrum aus Ihrem Dokumentationsroman „BergersDorf“.
Die Geschichte eines kleinen Dorfes in der Iglauer Sprachinsel in der Zeit von 1938 bis 1945.
Die Geschichte der Familie des Bürgermeisters Wenzel Hondl.

Eine eindrucksvolle Lesung eines bemerkenswerten Buches.

Die Geschichte erzählt vom Jubel, als das Dorf von deutschen Truppen „befreit“ wurde, über die ehrliche Freude der Menschen, nicht mehr in dem als Fremdherrschaft empfundenen tschechischen Staat leben zu müssen. Sie bringt zum Ausdruck, daß der Jubel nicht unbedingt den Nationalsozialisten und Hitler galt, sondern den Deutschen. Die Freude bekommt einen Dämpfer mit der Nachricht über den ersten Gefallenen. Ein Hitlerbild wird deshalb zerstört, und der Ehemann der Bildzerstörerin wird damit erpreßt und er tritt schließlich unter Zwang „freiwillig" der Allgemeinen SS bei, er behält diesen Vorgang für sich, auch weil die Mitgliedschaft so stark im Gegensatz zu seiner streng katholischen Weltanschauung steht. Das Dorf erhält den Ehrentitel SS-Dorf, weil sich fast 20 % der Bewohner freiwillig zur Allgemeinen bzw. zur Waffen-SS meldeten, das erhöht den Druck auf den Bürgermeister Hondl so sehr, daß er schließlich ebenfalls dieser Organisation beitritt.

Frau Kennel beschloß ihre Lesung mit der grausamen Ermordung des Bürgermeisters durch ein Kommando der tschechischen „Partisanen“ nach Kriegsende.

Frau Kennel konnte natürlich nicht das ganze Buch vorlesen, aber sie überbrückte den Zwischenraum so geschickt, daß man danach den Eindruck hatte, das ganze Buch zu kennengelernt zu haben.

Der Berichterstatter hat das Buch inzwischen bestellt, er fürchtet aber, so wie bei vielen anderen Lesungen von Manfred Hausmann bis Hellmut Karasek, an denen er teilnahm, daß die Qualität des eigenen Lesens nicht an den Vortrag der Autorin heranreichen wird.