Wie Beneš die Tschechoslowakei an Rußland verkaufte

An Hand der Protokolle, die J. Smutný, der persönliche Berater und Sekretär von Edvard Beneš in Moskau niedergeschrieben hat, kann man heute die infame Politik nachzeichnen, mit welcher der tschechische Präsident nicht nur die Sudetendeutschen ihrer Rechte heraubte, sondern auch seine eigenen Landsleute und die übrigen Völker Osteuropas der Sowjetunion auslieferte. Die Niederschriften konnten jetzt veröffentlicht werden, weil die Witwe des in die USA geflüchteten Diplomaten den Nachlaß ihres Mannes der Columbia Unsiversität übergeben hat. Die Dokumente wurden jetzt von Vojtech Mastný als Buch herausgebracht. Einige Auszüge hat Landsmann Karl Hausner, Oak Brook, Illinois, für uns übersetzt.

In den Gesprächen mit Stalin Molotow u.a., die vom 13. bis 20. Dezember 1943 stattfanden, forderte Beneš die Vertreibung der Sudetendeutschen und bot dafür eine Zusammenarbeit mit der Roten Armee und eine Orientierung der tschechischen Wirtschaft zur Sowjetunion an: „Früher haben wir 80 % mit dem Westen gehandelt. Nach dem Krieg wollen wir uns nach Osten orientieren mit 80 % unseres Außenhandels.“ (Folgerichtig hat Beneš im Jahre 1947 das Angebot der USA, am Marschall-Plan teilzunehmen, abgelehnt und damit sein Land in die wirtschaftliche Abhängigkeit von der UdSSR geführt.)

Im Verlauf der Gespräche hat Smutný u.a. folgende Aussprüche seines Präsidenten notiert:

Zu Deutschland: „Deutschland muß geteilt, das Volk bestraft werden; denn 90 % sind schuldig. (...) Nachdem die Deutschen in der Tschechoslowakei den Krieg verursacht haben, müssen sie bestraft und ausgesiedelt werden. Außerdem sind 70 % unserer Deustchen reich und deshalb undemokratisch. Die müssen sofort entfernt werden, weil sie alle Faschisten sind. (...) Der Besitz der ausgewiesenen Deutschen wird Eigentum des tschechoslowakischen Staates als Kriegsentschädigung. Wir werden Land, Fabriken, Stahlwerke und Banken enteignen. Anschließend müssen die Tschechen den Besitz dem Staat übergeben. (...) Es wird Differenzen geben, aber am Ende werden wir doch die Umstrukturierung erreichen.“

Zur Bestrafung von Kriegsverbrechern: „Wir müssen äußerst radikal sein, denn es besteht die Gefahr, daß der Westen zu schnell vergißt. Außerdem müssen die Slowaken für die Zusammenarbeit mit den Deutschen bestraft werden (...) Dazu benötigen wir die Sowjets.“

Zu Österreich: „Die Tschechen sind durch die Österreicher ausgebeutet worden. Jetzt sollen sie sehen, wie sie allein fertig werden. Mit Deutschland dürfen sie sich nicht vereinigen.“

Zu Ungarn: „Das ungarische Feudalsystem muß zerstört werden. England und Amerika sind nicht zuverlässig genug, sie würden sich von den Ungarn täuschen lassen.“

Zur polnischen Exilregierung in London: „Die haben keine Bedeutung mehr, die Aristokraten, Feudalherren und kirchlichen Politiker müssen fallen gelassen werden (...) Die Rote Armee wird Polen besetzen und dann müssen die Polen gehorchen“.

Zu den Franzosen: „Wir müssen vorsichtig sein, daß die Franzosen nicht verbittert sind, sonst verbünden sie sich später mit den Deutschen“.

Zur militärischen Lage: Die größtmögliche Militärmacht muß aufgebaut werden. Wir schicken von England Piloten und da wir am Anfang des Krieges nicht kämpften, wollen wir es am Ende noch machen, Schulter an Schulter mit den Sowjets. Ein Partisanenkrieg wird ausbrechen und wir brauchen Unterstützung (...) Wir verüben wissenschaftliche Sabotage, denn wir kämpfen gegen die Deutschen schon 300 Jahre lang.“

Quelle: „The Beneš-Stalin-Molotow Conversations in Decembre 1943 – New Documents“ by Vojtech Mastný, Columbia University, New York.

So entnommen dem Brünner Heimatboten 2002, Heft 54/7-8, Seite 100/101.