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Julian Bartosz/ Hannes Hofbauer
SCHLESIEN
Europäisches Kernland im Schatten von Wien, Berlin und Warschau

ISBN 3-85371-163-4, 224 Seiten, br., historische Landkarten, ausführliche Bibliographie
DM 34.-; öS 248.-; sFr. 31,50.
Edition Brennpunkt Osteuropa

Wroclaw, Opole und Katowice heißen aktuell jene Woiwodschaften, die im allgemeinen Sprachgebrauch unter dem Namen Schlesien bekannt sind. Das Land am Oberlauf der Oder liegt seit je zwischen dem slawischen und dem germanisch-deutschen Kulturkreis. Beiden gleichermaßen zugehörig bzw. abgewendet, haben seine BewohnerInnen – je nach geopolitischer Großwetterlage – über die Jahrhunderte eine sonderbar wechselhafte Identität entwickelt, die ethnisch definierten Vorstellungen widerspricht. Im Zeitalter nationaler Homogenisierungen führte diese Anpassungsfähigkeit indes geradewegs in die Katastrophe. Mitte des 20. Jahrhunderts folgte dem deutschen Rassenwahn die brutale (Re-)Polonisierung des Landstriches. Heute, nach der Wende des Jahres 1989, zeigt sich, daß auch diese nichts Endgültiges an sich hatte.

Schlesien, ein geographisches Kernland Europas, war historisch gesehen immer Schnittstelle zwischen den unterschiedlichen Einflußsphären und Spielball von Großmachtinteressen. Die Autoren des Buches verfolgen seine Geschichte zurück bis zum Zeitalter der Piasten und nehmen in der Folge die habsburgisch-österreichische Landnahme seit 1526 sowie die preußische Epoche nach 1740/63 näher in Augenschein.

Die Kapitalisierung der Wirtschaft in den Bereichen Textil und Bergbau hat in den vergangenen 200 Jahren als Reaktion eine frühzeitige, starke Arbeiterbewegung in Schlesien entstehen lassen. Ihre Schwäche zeigte sich allerdings, als es nach dem Ersten Weltkrieg darum hätte gehen müssen, den Kampf um Schlesien mit sozialen Argumenten zu führen. Stattdessen durchlebte das Oderland in der Zwischenkriegszeit den Beginn einer vorwiegend national gefärbten Auseinandersetzung, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Form von Revanchismen vor allem die Politik der kapitalistischen BRD, aber auch jene des kommunistischen Polens bestimmte.

Aktuelle Reportagen über die ökonomische und soziale Lage nach 1989, die Besonderheit des neuen Schlesiertums sowie die damit kaum verdeckten nationalen Begehrlichkeiten beschließen diesen Band der "Edition Brennpunkt Osteuropa".

Die Autoren:
Julian Bartosz,
geboren 1934 in Krakow, beschäftigt sich seit 40 Jahren mit der Problematik der deutsch-polnischen Beziehungen. Er ist Historiker und Journalist. Von 1955 bis 1957 war er Chefredakteur der in Wroclaw/Breslau erschienenen deutschsprachigen "Arbeiterstimme", anschließend leitete er die "Gazeta Robotnica". Seit 1990 Mitarbeiter verschiedener polnischer und deutscher Zeitungen.

Hannes Hofbauer, geboren 1955 in Wien, ist Historiker und Publizist. Mehrmals bereiste er in den vergangenen Jahren die südlichen Woiwodschaften Polens. Von ihm erschienen zuletzt "Transsilvanien- Siebenbürgen. Begegnung der Völker am Kreuzweg der Reiche" (1996) und "Bukowina - Bessarabien - Moldawien. Vergessenes Land zwischen Westeuropa, Rußland und der Türkei" (1997; beide Bücher gemeinsam mit Viorel Roman). Zum Krieg der NATO gegen Jugoslawien brachte er 1999 das Buch "Balkankrieg. Die Zerstörung Jugoslawiens" heraus.