Stephan Wolf-Slamenikow
Schemnitzer blutige Eisenbahn (
Originaltitel: Štiavnická krvavá štreka)
übersetzt von Marian Markus
64 Seiten 16 × 24 cm, broschiert
ISBN 80-88903-86-6

Wer dieses 2005 erschienene Büchlein in die Hand nimmt, erlebt die Schrecken der kommunistischen Überfälle vom Spätsommer 1944 auf die deutschen Sprachinseln in der Slowakei hautnah mit.

Um sich ein Bild zu machen über einige herausragende Schreckens-Ereignisse, lese man ab Seite 50 den Epilog und die sachlich-kühlen Schilderungen der Abläufe.

Wer aber vorne beginnt, der erlebt die Bewohner von Hochwies und Paulisch und den benachbarten Orten der deutschen Sprachinseln in ihrer Urtümlichkeit, Ehrlichkeit, manchmal Weltfremdheit, – und in einer Sprache, von der man sehr ergriffen wird, obwohl – oder weil? – man nicht von vornherein weiß, ob hier eine unbeholfene Übersetzung vorliegt oder aber ob es sich um das ureigene Idiom der Menschen in einer harten, unwirtlichen, kaum in unserem modernen technischen Sinne zivilisierten Umgebung handelt.

So liegt der Sinn dieses Büchleins vielleicht weniger in einer wahrheitsgemäßen Schilderung des Mordens kommunistischer Banden, deren Epigonen noch 40, 50, 60 Jahre danach ihre Völkermord-Schandtaten zu militärisch entscheidenden Unternehmungen hochstilisieren, als in der Schilderung des Menschenschlages der Karpathendeutschen, die als erste in der vor- und nachmaligen Tschecho-Slowakei alle Brutalität des von Edvard Beneš und den moskauhörigen Kommunisten geschürten Deutschenhasses zu spüren bekamen – unschuldig am Weltgeschehen wie die Sudetendeutschen oder die Bewohner anderer deutscher Sprachinseln in der großen vormaligen Österreich-Ungarischen Donaumonarchie.

Auffallend ist, daß diese Dokumentation und Schilderung zuerst in slowakischer Sprache erschien, und daß auch die deutsche Ausgabe in Kesmark und Preschau „für das Slowakische Nationalmuseum – Museum der karpatendeutschen Kultur“ herausgebracht wurde.

Wünschenswert für eine zweite Auflage wäre eine topographische Darstellung der deutschen Sprachinseln mit allen erwähnten Orten, aber auch eine Kartierung der Aufstände, der räumlichen Ausbreitung der schändlichen Völkermordgeschehnisse und auch eine Würdigung der militärischen Bedeutung der kommunistischen Aktionen. Solche Angaben würden uns Nachgeborenen helfen, das Unvorstellbare zu begreifen, und den unschuldigen Opfern, die zumeist namenlos und vielfach an unbekanntem Ort verscharrt wurden, einen Teil ihrer menschlichen Würde wiedergeben.

ML 2006-08-05