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Sie stehen vor einer Gedenktafel, die an Vertriebenentransporte erinnern will, und Sie wollen mehr dazu wissen?
Diese Tafel soll unsere Gedanken mehr als 70 Jahre zurückführen zu den schecklichen Ereignissen nach dem unheilvollen Zweiten Weltkrieg. Sie wurde angebracht von einigen Leuten, die als kleine Kinder das Geschehen erlitten hatten, zusammen mit heutigen Trägern der politischen Verantwortung.
In Anlehnung an den Pressebericht der Landesregierung wird ergänzend zur Enthüllung der Tafel am Nachmittag des 9. Dezember 2016 mitgeteilt:
49 Güterzüge mit je 1.200 Heimatvertriebenen, vornehmlich aus dem Sudetenland, trafen nach jeweils mehrtägiger Reise im Jahr 1946 am Bahnhof in Fulda ein. Zur Erinnerung an die Ankunft der Vertriebenentransporte vor 70 Jahren wurde im Beisein von rund 60 Besuchern, zum Teil Personen, die als Kleinkinder dabei gewesen waren, an Gleis 1 diese Gedenktafel enthüllt. Initiatoren für die Tafel waren der Heimatkreisverband Leitmeritz und die Landesbeauftragte Margarete Ziegler-Raschdorf.
Im Januar 1946 hatte aufgrund der Beneš-Dekrete die planmäßige Vertreibung aller Deutschen aus dem sudetendeutschen Heimatland begonnen, sie dauerte bis in den Herbst des Jahres. Mit lediglich 30 kg Handgepäck mußten binnen kurzer Frist die Häuser und Höfe verlassen werden. Für 13 Vertriebenentransporte mit 15 000 Menschen war Fulda Zielort, für 36 weitere Transporte nur Durchlaufstation. Viele Menschen waren schon ein Jahr früher vor der Walze des Krieges westwärts geflohen, hatten sich zu Fuß und mit ungeregelten Transportmitteln durchgeschlagen, wurden nach dem Schweigen der Waffen an der Rückkehr in ihre ostdeutschen Heimatorte gehindert, suchten ein neues Dach überm Kopf und neue Grundlage für ihr armseliges Leben. Sie stammten aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und weiteren Ostgebieten. Nun kamen mit der sogenannten „geordneten Überführung“ organisierte Massentransporte in den Westen. Insgesamt waren nach dem Zweiten Weltkrieg in Fulda und Umgebung 34 000 Heimatvertriebene aufzunehmen. Ihre Zahl entsprach mit rund 37 % deutlich mehr als einem Drittel der ansässigen Bevölkerung. Und landesweit hat mit ca 30 % knapp ein Drittel der Hessischen Bürgerinnen und Bürger Vertreibung oder Aussiedlung erlitten und den Neuanfang bewältigen müssen.
Die insgesamt mehr als 13 Millionen heimatvertriebenen Deutschen hätten nach dem Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit den Einheimischen maßgeblich am Wiederaufbau Deutschlands mitgewirkt und unser Land zu einem erfolgreichen, wirtschaftsstarken Land aufgebaut. Auch wenn dies rückblickend eine Erfolgsgeschichte war, so wissen doch viele Leute herzlich wenig über das Thema Flucht und Vertreibung, manchmal sogar, obwohl selbst ihre eigene Familie davon betroffen war. Es ist nicht viel über diese schlimme Zeit gesprochen worden, die Menschen hatten vorrangig damit zu tun gehabt zu überleben, ihre Seelen notdürftig zu heilen und wieder Fuß zu fassen. Notwendig aber ist die Erinnerung für alle Deutschen. Menschenrechtlerin Freya Klier spricht von einem 11. Gebot: „Du sollst Dich erinnern!“
„Ich freue mich, dass in Fulda die Erinnerung mit dieser Gedenktafel sichtbar wird. Es ist wohl keine zweite Heimat, die die damals Angekommenen hier in Fulda gefunden haben, denn Heimat, die gibt es nur einmal. Und die Erinnerung an die Heimat und an das bittere Vertreibungsschicksal wird immer schmerzlich bleiben. Aber nach 70 Jahren können wir sagen: sie haben hier ein neues Zuhause gefunden und ihr Leben ging weiter. Dafür wollen wir auch unserem Herrgott danken“, führte Landesbeauftragte Ziegler-Raschdorf am Ende ihrer Ansprache aus und sprach gemeinsam mit den Anwesenden ein Vaterunser.“
Abbild der Gedenktafel, aufgenommen vor der Anbringung:
Die
Entwurfsskizze für die Gedenktafel „Vertrieben aus dem Sudetenland“ wurde
entwickelt von
Dipl.-Volksw.
Horst W. Gömpel, Schwalmstadt, und Architekt Markwart Lindenthal, Kirchberg,
in
Anlehnung an
eine
ähnliche Tafel am Bahnhof in Furth im Wald.
Der Treysaer Bildhauer Lutz Lesch hat die Bronzetafel in
einer Größe von
91 cm Breite und
ca. 52 cm Höhe hergestellt.
Die Finanzierung
der Gedenktafel trugen die Stadt Fulda und
das Hessische Ministerium für Soziales gemeinsam.
Die Idee für diese Gedenktafeln geht zurück auf das von Marlene und Horst W.
Gömpel im Jahre 2014
herausgegebene Buch „…
angekommen!“
Wenn Sie hier klicken, können Sie mehr über das und aus
dem Buch lesen.
Das Buch ist direkt von den Autoren mit Signierung für 24,50 € zuzüglich 1,70 €
Porto zu bestellen.
Bitte schreiben Sie an
HorstGoempel@gmx.de.
Der erste für Fulda bestimmte Transportzug, aus Niklasdorf in Sudetenschlesien am 6. Februar 1946 beladen, hatte am Morgen des 9. Februar 1946 die bayerisch-böhmische Grenze passiert. Die Insassen erreichten am 10. Februar 1946 nachmittags Fulda, wurden abgewiesen und kamen am frühen Abend in Treysa an. Von dort wurden sie in Notquartieren untergebracht bzw. gleich auf mehrere Dörfer im Altkreis Ziegenhain verteilt.
Hier ein Abbild der am 20. November 2014 am Bahnhof Treysa angebrachten Tafel:
Weiteres siehe auch:
www.Mitteleuropa.de/angekommen
fdR.: Markwart Lindenthal
Markwart@Lindenthal.com
2017-04-21