WIR HABEN GELESEN:
Wie war das von 1918 – 1938 im Sudetenland?

Der V. Kongreß der Komintern (Führungseinrichtung der KPen aller Staaten 1919-1934) bekannte sich im Juni 1923 nachdrücklich zum Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen:
1. Feststellung des Generalsekretärs Manuilski: »Der tschechoslowakische Staat hat deutsche Industriegebiete mit 3,7 Millionen deutscher Menschen annektiert.«
2. Kongreßbeschluß:
»... daß es eine tschechoslowakische Nation nicht gibt, daß in der Tschechoslowakei jedoch zahlreiche Minderheiten leben, und daß demzufolge die KP Partei der CSR die Aufgabe habe, hinsichtlich dieser Minderheiten das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu proklamieren und in die Tat umzusetzen, einschließlich des Rechtes, sich voneinander zu trennen.«

Der VI. Parteitag der KPTsch forderte am 10. 3. 1931 erneut das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen bis zur Loslösung vom tschechischen Staat:
»2. Hauptlosungen
...
23. Für die gegenwärtige Phase des Kampfes um die Befreiung der unterdrückten Nationen aus dem nationalen und sozialen Joch in der Tsch. stellt die KP der Tsch. folgende Hauptthesen auf:
Gegen die Besetzung des deutschen Teiles von Böhmen ... und deren Räumung von Organen der tschechischen Okkupationsmacht. ...
Für das Selbstbestimmungsrecht der Nationen bis zur Lostrennung vom Staate. ...
Gegen die obligatorische Staatssprache.
Gegen die rückschrittlichen Sprachgesetze und für freie Verwendung der nichttschechischen Sprachen im amtlichen Verkehr und im öffentlichen Leben.
Gegen die nationalistische Schulpolitik der tschechischen Bourgeoisie in den besetzten Gebieten. Anstelle der tschechisierten Schulen eine genügende Anzahl von Schulen in der Muttersprache.
Gegen die Säuberung des staatlichen Apparates und der staatlichen Unternehmungen von Angehörigen der unterdrückten Nationen.
Gegen die nationale Unterdrückung in der Armee. ...
Kampf dem bürgerlich-sozialfaschistischen Betrug mit der Losung ‚Kulturautonomie‘.
Kampf dem Betrug mit der Losung ‚Autonomie‘ ... im deutschen Teil von Böhmen.
Kampf dem imperialistischen Betrug mit der tschechoslowakischen Staatsidee.«

Der tschechische Abgeordnete Vaclav Kopecky, Mitglied der KP der Tsch., forderte am 27. März 1931 vor dem Abgeordnetenhaus das Recht aller Deutschen, auch der Sudetendeutschen, in einem Staat zu leben. Er sagte u.a.:
»... Wir tschechischen Kommunisten ... erklären ... daß wir ... das Selbstbestimmungsrecht bis zur Abtrennung der vom tschechischen IMPERIALISMUS unterdrückten Teile des deutschen Volkes bis zur letzten Konsequenz wahren und durchsetzen werden. Wir erklären weiter, daß wir in gleicher Entschlossenheit das Recht schützen und durchsetzen werden, alle Teile des deutschen Volkes in einem Staat zu vereinigen...«."

(zitiert aus: Eibicht/Böse: Die Sudetendeutschen, Langen Müller Verlag München 1989, (u.a. SR), S. 54 bis 56.)

Klaus Westenhagen im Forum Mitteleuropa, 2002-01-05